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Polizei Dienstgebäude wird Schreibstube

Veränderung im Revierkommissariat der Polizei Wanzleben sorgt für Verunsicherung in der Bevölkerung.

Von Mathias Müller 06.12.2019, 01:00

Wanzleben l Seit gut zwei Jahren herrscht im Revierkommissariat Wanzleben in der Lindenpromande kein Publikumsverkehr mehr. Der Grund: die Strukturreform der Polizei in Sachsen-Anhalt und damit ebenso im Landkreis Börde. Benötigen die Einwohner die Hilfe der Ordnungshüter, suchen sie die beiden Regionalbereichsbeamten für die Einheitsgemeinde Stadt Wanzleben-Börde auf, die ihren Sitz in der Außenstelle des Rathauses in der Roßstraße 44 haben. Vom Revierkommissariat aus traten die Beamten mit einem Wagen ihren Dienst an, die für den Streifenkreis Wanzleben zuständig sind. Diese Organisationsform hat sich mit Beginn des Monats Dezember verändert.

Nunmehr beginnen die Beamten des Streifenkreises Wanzleben ihre Schicht im Revierkommissariat Oschersleben. In der Bodestadt besetzen die beiden Beamten ihren Streifenwagen, um dann in ihren Zuständigkeitsbereich zu fahren und ihre Arbeit aufzunehmen. Der Streifenkreis Wanzleben deckt ein Gebiet von Bebertal bis in die Einheitsgemeinde Sülzetal ab. Einwohner haben jetzt Befürchtungen geäußert, dass sich durch die längeren Anfahrtswege von Oschersleben aus die Präsenz der Polizei auf den Wanzleber Straßen verringern werde.

„Das ist nicht so“, versichert Matthias Lütkemüller, Sprecher des Polizeireviers Börde in Haldensleben. Vielmehr habe die Veränderung organisatorische Gründe und führe zu einem effektiveren Einsatz der Beamten sowie verbesserte Einsatzzeiten. Auch sei es jetzt möglich, die Kollegen von Oschersleben aus zentral zu führen sowie besser dienstlich und fachlich anzuleiten. Gleichwohl gesteht Lütkemüller ein, dass sich der Weg zur Arbeit zunächst nach Oschersleben für einige Beamte, die in Wanzleben und Umgebung wohnen, verlängere. „Die Liegenschaft in Wanzleben bleibt im Besitz der Polizei“, sagt Lütkemüller. Sie diene den Beamten des Streifenkreises unter anderem als Schreibbüro, wenn sie dort Anzeigen erfassen würden. „Für den Bürger ändert sich durch die organisatorische Neuerung nichts“, verdeutlicht der Polizeisprecher. Werde die Hilfe der Polizei benötigt, könne der Bürger sich an die beiden Regionalbereichsbeamten für die Einheitsgemeinde Stadt Wanzleben-Börde, an das Revierkommissariat Oschersleben oder an das Polizeirevier Haldensleben wenden. In Notfällen sollte die Telefonnummer 110 gewählt werden.

Wie Lütkemüller weiter sagt, verfügt das Polizeirevier Börde über sechs Streifenkreise, die jeweils einen Radius von 25 Kilometern abdecken. Im Wanzleber Streifenkreis liege die Sarrestadt nahezu im Zentrum. Jeder Streifenkreis ist mit zwei Polizeibeamten besetzt, die in einem Fahrzeug unterwegs sind. Diese mobile Polizei ist rund um die Uhr im Einsatz und spätestens nach 20 Minuten am Einsatzort. Die Streifenkreise überlappen sich zum Teil, bei Bedarf helfen Beamte der Nachbarkreise aus. Zudem stehen für weitere Unterstützungsmaßnahmen, beispielsweise Fahndungs- und Verkehrskontrollen oder Durchsuchungen, die Kräfte des zentralen Einsatzdienstes und der Landesbereitschaftspolizei bereit.

„Das Thema der inneren Sicherheit ist für die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt von großem Interesse“, sagt Wanzlebens Bürgermeister Thomas Kluge (parteilos). Bei einem Telefongespräch mit einem Verantwortlichen des Polizeireviers Börde in Haldensleben sei ihm versichert worden, dass die vorgesehenen Prozesse in keiner Weise zu einer veränderten polizeilichen Präsenz und Aufgabenerfüllung in der Stadt Wanzleben-Börde führen würden. Weder die am Bedarf ausgerichtete Besetzung des Streifenbereiches rund um die Uhr, noch der Einsatz von Regionalbereichsbeamten sowie von Kräften der Kriminalitätsbekämpfung in diesem Bereich würden eine Veränderung erfahren. Die Regionalbereichsbeamten seien weiterhin und in bewährter Form die Ansprechpartner für die Bürgerinnen und Bürger. „Ich gehe davon aus, dass das Polizeirevier Börde weiterhin auch im Streifenbereich Wanzleben-Börde die ihm obliegenden Aufgaben erfüllen wird“, erwartet Kluge.

„Mich haben auch Bürger aus dem Wanzleber Bereich angerufen und ihren Unmut zum Ausdruck gebracht, dass die Beamten seit dem 1. Dezember bis nach Oschersleben müssen und dann wieder zurück in den Bereich Wanzleben und Sülzetal fahren“, sagt Jörg Methner (SPD), Bürgermeister der Einheitsgemeinde Sülzetal, zur Volksstimme. Seiner Meinung nach entstünden dadurch längere Wege und auch längere Zeiten. „Wenn beispielsweise ein Beamter Spätdienst hat und sich im Bereich Sülzetal befindet, dann muss er frühzeitig nach Oschersleben zurück, um nicht noch Überstunden aufzubauen“, befürchtet Methner. Das Sülzetal habe zwar die Regionalbereichsbeamten, diese würden aber meistens Tagdienste und selten Spätdienste versehen.

„Mit der Arbeit der Regionalbereichsbeamten bin ich selbst zufrieden. Hier geht es aber um Dienste in den Abend- und Nachtstunden. Erst kürzlich hatten wir ein Sachverhalt, da hat ein Bürger aus Osterweddingen fast eine Stunde nach Meldung auf die Polizeibeamten gewartet“, beklagt der Sülzetal-Bürgermeister. Wenn der Dienstwechsel in Wanzleben stattfinde, sei der Bereich Sülzetal und Wanzleben hingegen schneller von den Polizeibeamten zu erreichen. Die Immobilie in Wanzleben sei doch vorhanden. Deshalb könne er diese Entscheidung nicht nachvollziehen.

Auch die AfD-Fraktion im Gemeinderat des Sülzetals hat sich des Themas angenommen. Sie hat einen Antrag an den Gemeinderat gestellt mit dem Wortlaut, „der Gemeinderat Sülzetal möge eine Resolution beschließen, welche die Landesregierung auffordert, sofort für das Fortbestehen der Polizeidienststelle in Wanzleben zu sorgen“.

„Der Antrag der AfD-Fraktion ist bei uns im Rathaus eingegangen“, bestätigt Sülzetal-Bürgermeister Jörg Methner. Er wollte ihn am Donnerstagabend im Hauptausschuss vorstellen. Dann werde der Wortlaut an die Fraktionen und den Vorsitzenden des Gemeinderates weitergeleitet. „Wir werden sehen, wie die Fraktionen damit umgehen“, sagt Methner. Womöglich werde der Antrag bei der nächsten Sitzung des Gemeinderates behandelt. Auch der Wanzleber Stadtrat wird sich mit einem derartigen AfD-Antrag beschäftigen.