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Erneut Geruchsbelästigung an den Klärteichen in Klein Wanzleben / Ursache soll abgewaschene Erde sein Probleme an den "Stinkbecken" des Zuckerwerkes reißen nicht ab

Von Sabrina Trieger 30.04.2011, 06:35

Aktuell kommt es an den Teichen in Klein Wanzleben zu Geruchsbelästigungen, weil es erneut Probleme mit dem Abwasser gibt. Da laut der Nordzucker AG in der letzten Kampagne zu viel Erde mit den angelieferten Rüben in die Anlage gebracht wurde, befinden sich mehr Mikroorganismen als in den Jahren zuvor im Wasser, die nun zur Entstehung der üblen Gerüche führen. Werkleiter Udo Harten stellte nun den Vertretern des Ordnungs- und Bauamtes sowie den Ortsbürgermeistern die Gegenmaßnahmen vor.

Klein Wanzleben. Nach den Problemen mit der Abwasseraufbereitungsanlage des Bio- ethanolwerkes im Sommer 2008 und 2009 sowie den umfangreichen Umbauarbeiten im vergangenen Jahr kommt es aktuell wieder zur Geruchsbelästigung durch die Klärteiche. Es stinkt wieder. Aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre ging diesmal aber Werkleiter Udo Harten gleich in die Offensive und lud am Mittwoch Behördenvertreter und Ortsbürgermeister zu einem Gespräch ein. Darüber informierte am Donnerstagabend auf der Stadtratssitzung deren Vorsitzender Claus-Christian Kühne.

Auf Volksstimme-Nachfrage erklärte gestern Werkleiter Udo Harten, dass die erneute Geruchsbelästigung von der Erde, die beim Waschen der Rüben in die Teiche gespült wurde, herrühre. Ursache sei die laut Harten "sehr schmutzige Kam- pagne" des vergangenen Jahres gewesen. Wegen der hohen Niederschläge und des feuchten Bodens haben die Rüben rund 25 Prozent mehr Dreck mit in die Anlage gebracht. "Normalerweise werden die Rüben bereits auf dem Feld gereinigt", erklärte Udo Harten. Statt wie normalerweise 90 000 Tonnen Erde fielen bei der letzten Kampagne aber 120000 Tonnen im Werk an.

Die schmutzigen Rüben werden gewaschen, das "Waschwasser" gelangt in die Teiche. Zudem habe der frühe Frosteinbruch die Situation verschärft. Beim Säubern der gefrorenen Rüben wurde ein größerer Anteil der Rübenoberfläche als üblich abgewaschen und gelangte über das Wasser in die Teiche. Durch den Erdanhang und die Rübenbestandteile befinden sich nun mehr Mikroorganismen als normalerweise im Wasser, die zu der Entstehung der Gerüche führen.

In einer Pressemitteilung des Unternehmens klingt es optimistisch. "Seit wir damit begonnen haben, dem Wasser in den Teichen eine geringe Menge einer Eisenverbindung, wie sie üblicherweise auch in der kommunalen Abwasserreinigung verwendet wird, zuzusetzen, hat der Schwefelgeruch des Wassers beinahe vollständig abgenommen", erklärte Udo Harten, Werkleiter der Zuckerfabrik Klein Wanzleben. "Was jetzt noch riecht, ist die Erde, die sich in den Becken abgesetzt hat. Durch Ausbaggern und Ausbringen auf die Felder entfernen wir diese Erde", so Harten weiter.

14 000 Kubikmeter Abwasser sind bereits auf den Feldern rund um Klein Wanzleben von Landwirten mit eingearbeitet worden. Die Düngemittelverordnung sei dabei eingehalten worden, versicherte Harten. Die Landwirte würden das organische Wasser wegen des hohen Düngewertes gerne entgegennehmen. Noch dazu, wo es kostenfrei ist.

Sorgen machte sich auf der Stadtratssitzung diesbezüglich Hans-Dirk Sill, Ortsbürgermeister von Bottmersdorf: "Ständig fahren die Landwirte mit dem Abwasser durch den Ort und bringen es in Massen auf die Felder auf. Da muss die Frage erlaubt sein, ob das alles überhaupt so geht." Stadtratsvorsitzender Claus-Christian Kühne, der selbst auch Landwirt ist, sagte: "Da gibt es sehr strenge Auflagen. Außerdem wird sich kein Landwirt etwas aufs Feld kippen, was am Ende schlecht für das Wachstum der Pflanzen ist."

Werkleiter Udo Harten legte nocheinmal Wert auf die Feststellung, dass diesmal nicht das Abwasser des Bioethanolwerkes die Ursache für das Geruchsproblem ist, sondern das Wasser der Kampagne. Es sei schwer zu sagen, wann die Wassermassen abgebaut sein können.

"Wir haben zusätzlich Dufthemmer eingesetzt, damit sich der Geruch in Grenzen hält", sagte er. Werkleiter Udo Harten weiter: "Wir werden alles dafür tun, dass es im Sommer nicht stinkt." Schließlich hatte er bereits vor zwei Jahren versprochen, dass es keinen weiteren Sommer mit üblen Gerüchen aus den Klärteichen geben werde.

Um künftig das Problem der schmutzigen Rüben und des damit erhöhten Erdanteils besser in den Griff zu bekommen, sollen für die Kampagne 2011/2012 neue Schlammsiebmaschinen installiert werden, kündigt der Werkchef an. Die Zuckerfabrik will dafür rund eine halbe Million Euro investieren.

"Die Abwasseraufbereitungsanlagen laufen volles Rohr und wir versuchen alles, um die Geruchsbelästigung in Grenzen zu halten. Aber wir können gegenwärtig keine Voraussagen treffen, wann es vorbei ist", so Harten.