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Ordnungsamtsmitarbeiter Kai Pluntke nach dem tödlichen Unfall eines Kindes in Coswig "Selbst im Sommer hätte man Probleme, aus Feuerlösch-Becken herauszukommen"

Von Sabrina Trieger 15.01.2013, 02:31

Nach dem vom Stadtrat beschlossenen Verbot zum Betreten von Eisflächen auf Gewässern fragte die Volksstimme beim Ordnungsamt nach, welche Gefahren von den Feuerlöschteichen in der Stadt Wanzleben - Börde ausgehen? Am Sonnabend war in Coswig (Landkreis Wittenberg) ein zehnjähriger Junge in einem zugefrorenen Feuerlöschteich unter das Eis gerutscht und ertrunken.

StadtWanzleben-Börde l Laut der für die Stadt Wanzleben - Börde Ende 2012 vom Stadtrat neu beschlossenen Gefahrenabwehrverordnung ist das Betreten von Eisflächen auf Gewässern streng verboten. Wer gegen das Eislaufverbot verstößt, dem droht eine Geldbuße in Höhe von bis zu 5 000 Euro.

Doch gilt dieses Verbot auch für die zahlreichen Feuerlöschteiche, die in den Ortschaften der Stadt Wanzleben - Börde zur Wasserentnahme im Ernstfall für die Feuerwehr vorgehalten werden?

Kai Pluntke, Mitarbeiter des Ordnungsamtes, erklärte dazu gestern auf Nachfrage: "Ja, auch für diese Gewässer gilt die Gefahrenabwehrverordnung. Auch das Betreten der Eisflächen auf Feuerlöschteichen ist strengstens untersagt." Von jenen Teichen würde sogar eine besonders hohe Gefahr ausgehen, so Pluntke. "Denn die Becken sind künstlich angelegt worden. Das bedeutet, dass die Kanten der Wasserstellen steil nach unten verlaufen. Es gibt keine Uferböschung. Wer eingebrochen ist, findet hier kaum eine Möglichkeit, sich festzuhalten. Zudem sind die Teiche mit einer speziellen Folie ausgelegt, die sehr rutschig ist. Selbst im Sommer hätte man seine Probleme aus solch einem Feuerlösch-Becken herauszukommen", erklärt der erfahrene Feuerwehrmann.

Aus diesem Grund sollten die Feuerlöschteiche der Öffentlichkeit auch gar nicht erst zugänglich sein. "Die in den Kommunen künstlich angelegten Wassergruben sind nach meinem Kenntnisstand alle umzäunt", sagte Pluntke. Für die Sicherung, Instandhaltung und Pflege der Umzäunung seien die Gemeinden zuständig. So sei beispielsweise auch der am Ortsausgang gelegene zirka zwei Meter tiefe Feuerlöschteich in Eggenstedt im Zuge der Straßensanierung An der Hauptstraße, erneuert worden. Die Grube ist komplett umzäunt und das Tor mit einem Schloss und einer Kette gesichert. In Groß Rodensleben sind gleich zwei Feuerlöschteiche umzäunt. Eines der verschlossenen Wasserlöcher ist direkt hinter dem öffentlichen Spielplatz zu finden. "Eltern sollten gerade jetzt, wo die Wasseroberflächen aufgrund der Minusgrade gefrieren und leichter Schneefall trügerisch die Eisdecken zu verschließen scheint, ihre Kinder vor den Gefahren, die von Eisflächen ausgehen, warnen", informierte der Feuerwehrmann.

Denn schließlich war auch jener Feuerlöschteich in Coswig (Landkreis Wittenberg), unter dessen Eisschicht am Sonnabend ein zehnjähriger Junge gerutscht und ertrunken ist, eingezäunt. Das Kind war am Sonnabend im Eis eingebrochen, als es einen Fußball zurückholen wollte, teilte Polizeisprecher Ralf Moritz von der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Ost mit. Die Feuerwehr pumpte den Teich leer, konnte den Jungen aber nur noch tot bergen. Nach Zeugenaussagen hatte der Junge mit anderen Kindern Fußball gespielt. Als der Ball über den Zaun flog und auf dem gefrorenen Teich liegen blieb, gelangte der Zehnjährige durch ein Loch im Zaun zum Löschteich. "Trotz eingeleiteter Reanimationsmaßnahmen konnte der vor Ort eingesetzte Notarzt nur noch den Tod des Kindes feststellen", berichtet die Polizei.

Selbst Feuerlöschteiche, die sich auf Betriebsgeländen befinden, seien laut Pluntke ebenfalls so zu sichern, dass niemand die Fläche ungehindert betreten könnte. Sollte der Tümpel auch noch so klein ist, die Feuerwehr warnt aktuell ausdrücklich vor dem Betreten von Eisflächen.