Vortrag heizt Bildungsdiskussion an

Schwaneberg l Die Gemeinde Sülzetal hat ihr Ziel, mit den örtlichen Handwerkern ins Gespräch zu kommen, in die Tat umgesetzt. Insgesamt 75 Einladungen wurden von der Verwaltung an Firmen verschickt, letztendlich haben sich 20 Unternehmer zum ersten Handwerkerstammtisch in Schwaneberg eingefunden. „Es gab im Vorfeld etliche Absagen wegen Krankheit“, sagte Bürgermeister Jörg Methner (SPD). „Von daher waren wir mit der Resonanz nicht unzufrieden. Ein Anfang ist gemacht.“

Die Handwerker ließen sich das gemeinsame Frühstück schmecken, welches vom Kultur- und Heimatverein kredenzt wurde. Möglich gemacht hatte die Bewirtung der Gäste Henning Rogge. Ortsbürgermeister Axel Spengler (FDP) begrüßte die Gäste in der Heimatstube. Auch Methner verlieh seiner Freude über das Gelingen des Treffens Ausdruck. Danach lauschten die Versammelten einem Vortrag von Linda Raugust, Projektleiterin für berufliche Bildung bei der Bildungsvereinigung Arbeit und Leben in Sachsen-Anhalt. Dieser drehte sich darum, wie Auszubildende mit Schriftsprachdefiziten zu fördern seien. Ihre Worte trafen offensichtlich den Nerv der Handwerker. So äußerte sich Carsten Loof, der eine Metallbaufirma in Bahrendorf betreibt, zu dem Thema. Er kritisierte das Konzept der Altenweddinger Grundschule. Damit würden, seiner Meinung nach, Schriftsprachdefizite noch gefördert. Schreiben nach Gehör, sei einer entsprechenden Vermittlung von Grundlagen nicht zuträglich. Immer mehr Bundesländer rücken von dieser Form mittlerweile wieder ab.

Weitere Handwerker äußerten sich dazu ähnlich und regten eine Kontaktaufnahme der Verwaltung zu dem Thema mit dem Landesschulamt an. „Das betrachte ich als Chefsache“, sagte Jörg Methner. „Der erste Kontakt ist bereits hergestellt.“ Die Unternehmer äußerten sich zudem zu den derzeitig angewendeten Vergabepraktiken von Aufträgen aus öffentlicher Hand. Sie sehen gerade bei Klein- und Kleinstaufträgen Potenzial in der Region.

„Wir müssen uns dabei natürlich an die bestehenden Gesetze halten“, erläuterte der Bürgermeister. „Sicherlich haben die Unternehmer da nicht Unrecht. Sie bilden als Handwerker das Rückgrat unserer Gemeinde, sind Hauptsteuerzahler vor Ort und unterstützen zudem noch die Vereine.“ Ohne das soziale Engagement, welches in vielen Ortschaften zu bemerken sei, würde es auch Einschnitte auf dem kulturellen Gebiet geben. Das Thema werde man in der Verwaltung, ihm Rahmen der Vorgaben, besprechen. Der Ausbau des Breitbandnetzes in der Region stieß bei den Versammelten auf positive Resonanz. „Viele Unternehmer haben schon Verträge gezeichnet und profitieren bereits davon“, erzählte Methner. „Die Abdeckung liegt inzwischen bei etwa 80 Prozent, wir sind da auf einem guten Weg.“

Fred Fedder, Leiter des Büros des Bürgermeisters, blickte in seinen Ausführungen auf die Wirtschaftsförderung von 2018 bis 2022 voraus. Dazu erläuterte Jörg Methner noch die Umsetzung von geplanten Projekten, das Integrierte Gemeindliche Entwicklungskonzepte (IGEK) sowie den Flächennutzungsplan und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten für die Gemeinde Sülzetal.

Der Bürgermeister schlug außerdem die Gründung eines Handwerkerbeirates vor, der dann sogar das Recht hätte, bei Gemeinderatssitzungen zu sprechen. „Somit hätten wir eine Interessensvertretung, die als Sprachrohr dienen könnte“, äußerte er sich. „Ein Mix aus Gemeinde- und Unternehmensvertretern könnte dann die Kommunikation übernehmen. Wir müssen miteinander reden, das ist wichtig.“ Der Handwerkerstammtisch soll indes zur Tradition werden und zwei oder gar drei Mal im Jahr stattfinden. Methner hofft dabei auch auf Mundpropaganda durch die Firmenchefs untereinander. Künftige Veranstaltungen könnten in geeigneten Räumlichkeiten im Wechsel in den Ortschaften stattfinden. Es sei wichtig, auch den Handwerkern eine eigene Plattform zu geben, gesondert vom im Sülzetal üblichen Wirtschaftsstammtisch.