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Fütterungverbot aufgehoben Streunende Katzen werden in Wanzleben zum großen Problem

Nachdem das ausdrückliche Fütterungsverbot aus der Gefahrenabwehrverordnung der Einheitsgemeinde Wanzleben gelöscht worden ist, schlagen Tierschützer Alarm. Bislang gehen sie von hunderten streunenden Katzen in der Region aus, deren Zahl nun rapide ansteigen kann.

Von Christian Besecke 31.07.2023, 18:18
Sigrid Friese (links) und Andrea Schmidt kümmern sich um die Fütterung der freilaufenden Katzen in Wanzleben im Auftrag des Bündnisses für Tiere.
Sigrid Friese (links) und Andrea Schmidt kümmern sich um die Fütterung der freilaufenden Katzen in Wanzleben im Auftrag des Bündnisses für Tiere. Foto: Hagen Uhlenhaut

Wanzleben - Die Verordnung ist erst kürzlich von Stadtrat so angeglichen worden. Grund dafür war eine Vorgabe der Landesverwaltungsamtes. Diese bezog sich – salopp gesagt – darauf, dass die Kommune eigentlich gar nicht in der Lage wäre, das Verbot ordentlich durchzusetzen und entsprechende Maßnahmen ordentlich zu bescheiden.

Das ist nicht nur dem Ordnungsamtsleiter Kai Pluntke sauer aufgestoßen. „In der Hauptsache sehe ich, dass uns zwar die Möglichkeit eingeräumt wurde, Fütterungsverbot und Kastration von streunenden Tieren durchzusetzen. Aber niemand erwähnt woher das Geld dafür kommen soll.“ Ohnehin müssten sich eigentlich übergeordnete Behörden um die Angelegenheiten kümmern.

Damit die Kommune ordnungsgemäß handeln könne, habe nicht nur die Finanzierungsfrage gestanden. Das Ordnungsamt hätte künftig einen Riesenaufwand betreiben müssen, die Besitzer der Tiere zu ermitteln, um sie dann zur Kasse bitten zu können. „Das ist so gar nicht leistbar“, schätzt Kai Pluntke ein.

Ungehemmte Ausbreitung der Streuner befürchtet

Der Wegfall des Fütterungsverbots wird aber nun neue Probleme mit sich bringen. Das weiß auch der Amtsleiter. „Die ungehemmte Ausbreitung der streunenden Tiere steht zu befürchten“, sagt er. Das sieht man auch beim Bündnis für Tiere aus Magdeburg so. Die Vorsitzende Mirjam Karl-Sy ist alles andere als begeistert von der Entscheidung. Sie weiß aber auch, dass viele Kommunen im Land diesen Weg gehen, um sich den Aufwand und die Suche nach den Finanzen für die Kastration zu ersparen. „Zumal die Kassen überall leer sind“, fügt sie hinzu. Das weiß sie nur zu gut, da sie im Stadtparlament von Magdeburg sitzt.

Aber in der Landeshauptstadt gibt zumindest noch die Vorschrift, dass das Füttern von Streunern nur an offiziellen Futterstellen erlaubt ist. Wenigstens das hätte sie gern für Wanzleben gesehen.

Der Verein Bündnis für Tiere ist seit 2018 in der Einheitsgemeinde aktiv. Seinerzeit gab es ein Katzenproblem in Hohendodeleben, bevor weitere Stellen in Seehausen und der Stadt Wanzleben dazu kamen. „Wir haben Futterstellen eingerichtet und arbeiten mit Bürgern vor Ort zusammen“, schildert die Vorsitzende. „Ohne sie könnten wir das alles nicht machen.“

Damit wurde das Katzenproblem eingedämmt. So werden junge Tiere eingefangen und möglichst vermittelt. Alle Tiere bekommen eine Kastration, sodass die Vermehrung gestoppt wird. Geld gab es bislang immer einmal wieder von der Einheitsgemeinde, Wohnungsgesellschaften und privaten Spendern. Aber auch hier ist die Bereitschaft inzwischen stark zurückgegangen. Die Zusammenarbeit mit der Wanzleber Tierärztin Ilona Dimitroff wird als vortrefflich eingeschätzt.

Kastrationspflicht als ein Landesproblem

„Die zuletzt akuten Probleme in einigen Kleingartensparten und an der Burg in Wanzleben haben wir inzwischen ganz gut in Griff“, erzählt Mirjam Karl-Sy. Außerdem kam ein Fütterungsverbot für Katzen in der Gartensparte „Grüne Lunge“ in Hohendodeleben dazu. Das dürfte sich mit der Änderung der Gefahrenabwehrverordnung erledigt haben.

Die Vorsitzende sieht die Entwicklung in Sachsen-Anhalt kritisch. „Es gibt nur ein paar Kommunen, die eine eigene Kastrationspflicht weiterhin umsetzen“, sagt sie. Allerdings übernehmen sie damit freiwillig Aufgaben, die eigentlich das Land wahrnehmen müsste, sich aber mangels finanzieller Mittel vom Hals geschafft habe.

„Hessen und Niedersachsen haben das zuletzt anders gelöst“, weiß Mirjam Karl-Sy. „Sachsen-Anhalt steht auf diesem Gebiet ganz schlecht da und so etwas wurmt echte Tierschützer.“ Um die Tiere wollen sie sich nach wie vor kümmern. „Ohne dringend notwendige Spenden geht da aber künftig nichts“, schätzt sie ein.