1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wanzleben
  6. >
  7. Osterweddingen unter Schock

Trauer Osterweddingen unter Schock

Osterweddingen trauert und steht unter Schock. Der gewaltsame Tod eines Hoteliers hat tiefe Bestürzung hervorgerufen.

Von Mathias Müller 17.10.2020, 01:01

Osterweddingen l Die Betroffenheit, Trauer und Wut über den gewaltsamen Tod des Inhabers des Landhotels „Schwarzer Adler“ in Osterweddingen war gestern Abend am Tatort gegenüber dem Sülzetal-Rathaus in der Alten Dorfstraße kaum in Worte zu fassen. Mehr als zwei Dutzend Einwohner des Dorfes und der Gemeinde hatten sich zu einer Trauerfeier zusammengefunden. Sie legten Blumen nieder, entzündeten Kerzen und hielten inne, um des toten 58-Jährigen zu gedenken. Viele von ihnen kannten ihn und weinten.

„Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“, stand auf der Schleife eines Gestecks, das der Osterweddinger Erich Bänecke an dem Ort niederlegte, an dem gegen Mitternacht zum Freitag der Hotelier gewaltsam zu Tode kam. Er eilte in der Nacht aus seinem Gasthaus hinaus in die Nacht, weil junge Männer an einem Auto auf dem Parkplatz randalierten. Die Täter schlugen auf den Gastwirt ein. Ein Notarzt versuchte später, den Mann wiederzubeleben. Vergeblich. Er starb noch am Tatort. Zerbrochene Holzlatten eines Zauns, der den Parkplatz umgibt, zeugten noch von der Brutalität, mit der die Täter auf den Osterweddinger eingeschlagen haben müssen. Die Polizei konnte schnell zwei Männer ermitteln, die der Tat verdächtigt werde und jetzt in Untersuchungshaft sitzen.

Der Hotelier war in Osterweddingen bekannt und beliebt. Viele Einwohner der Gemeinde und aus dem nahe Magdeburg wussten seine gute Küche zu schätzen. Er gehörte dem Ortsverband der CDU an, die im Gasthaus oftmals Veranstaltungen abhielt. Ebenso wie der Radsportverein Osterweddingen, dem sich der Hotelier sehr verbunden fühlte. „Wir kannten ihn alle, er war so ein liebenswerter und hilfsbereiter Mensch“, sagte Margitta Falkenberg, Vorsitzende des DRK-Ortsverbandes Osterweddingen. Als sie am Freitagnachmittag von dem schrecklichen Verbrechen erfuhr, wollte es Margitta Falkenberg zunächst nicht glauben. „Sonst sind Verbrechen so weit weg. Jetzt passieren sie genau vor unserer Tür“, war sie noch immer fassungslos. Margitta Falkenberg verabredete sich im Laufe des Tages mit Frauen aus der DRK-Tanzgruppe und der Radgruppe, um am Abend des getöteten Hotelinhabers still zu gedenken.

„Ich möchte am 14. November im ‚Schwarzen Adler‘ meinen 80. Geburtstag feiern. Wenn die Gaststätte offen hat, werden wir auch hingehen. Es wird aber nichts mehr wie früher sein“, sagte Christa Sommer aus Osterweddingen. „Er war der friedvollste Mensch, den ich gekannt habe“, fügte eine andere Osterweddingerin hinzu.

„Unfassbar“, fasste der Osterweddinger CDU-Landtagsabgeordnete und Gemeinderat Guido Heuer, der gleich in der Nachbarschaft zum „Schwarzen Adler“ wohnt, seine Gefühle in nur einem Wort zusammen. Den Inhaber habe er als fleißigen und ehrenwerten Menschen kennengelernt, der nach der Wende in 30 Jahren allein mit seiner Familie den Betrieb erfolgreich aufgebaut habe. Heuer nimmt eine zunehmende Verrohung der Gesellschaft wahr, die bereits aus nichtig erscheinenden Anlässen wie diesem schwere Gewaltverbrechen hervor bringe. Und Heuer fordert eine gesellschaftliche Debatte, die sich damit auseinander setzen müsse, um die Gewaltspirale zu stoppen.

Später am Abend gedachte Sülzetal-Pfarrer Raimund Müller-Busse mit Einwohnern, darunter Jugendlichen, des getöteten Hotelinhabers. Die entzündeten Kerzen brannten noch bis tief in die Nacht und wurden in Osterweddingen zum Symbol für die tiefe Trauer und Bestürzung über das unfassbare Geschehen.