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Treffen Hoffnung für Eggenstedter Forst

Viele Eggenstedter sind erschrocken über den Zustand im Waldgebiet Hohes Holz. Deshalb gab es jetzt ein Treffen.

Von Mathias Müller 03.05.2019, 01:01

Eggenstedt l Die Eggenstedterin Dana Röhr und ihre Mitstreiter hatten 672 Unterschriften von besorgten Bürgern der Ortschaft und der Dörfer herum gesammelt, mit denen sie bekundeten, wie besorgt sie über den Zustand des Hohen Holzes sind. Massiver Holzeinschlag, wild herum liegende Baumstämme und zerfahrene Wege erregten die aufgebrachten Gemüter. Dann der Höhepunkt Mitte März, als eine Holzrückemaschine Öl verlor und die Feuerwehr ausrücken musste.

Bereits zuvor hatte Dana Röhr mit dem Besitzer des Waldes, der Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG), einer Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland, Kontakt aufgenommen, und eine Aufklärung der Zustände im Eggenstedter Wald eingefordert. Die BVVG privatisiert im Auftrag des Bundes provisionsfrei in den ostdeutschen Ländern ehemals volkseigene land- und forstwirtschaftliche Flächen und andere Vermögenswerte. Dabei haben Altbesitzer, die von der DDR in den ersten Jahren des Bestehens des Arbeiter- und Bauernstaates enteignet worden waren, beim Kauf Vorrang. Die BVVG ist eine Nachfolgeeinrichtung der Treuhandanstalt und Tochter der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben.

Jetzt war es zu einem Gespräch der Einwohner mit Vertretern der BVVG im Wald bei Eggenstedt gekommen. Wie wichtig die BVVG die Beschwerden der Einwohner zu nehmen scheint, zeigte sich in dem Fakt, dass Markus Meyer, Niederlassungsleiter der BVVG in Sachsen und Thüringen, extra aus Dresden in die Börde bei Eggenstedt gereist war. Mit dabei hatte er ein Team von Forstleuten, die für die Bewirtschaftung des Eggenstedter Waldes zuständig sind. „Von Januar bis März war hier das Chaos ausgebrochen. Viele Bäume wurden gefällt und die Lkw haben die Wege zerfahren“, äußerte die Eggenstedterin Marion Melchers ihren Unmut gegenüber der BVVG. Der Begriff des Raubbaus am Wald habe in dem Dorf die Runde gemacht.

„Wir betreiben hier keinen Raubbau und wollen mit dem geschlagenen Holz kein Geld verdienen“, versuchte Meyer eine Besorgnis der Bürger gleich zum Anfang des mehrere Stunden dauernden Rundgangs durch den Wald zu entkräften. Vielmehr sei es das Interesse der BVVG, Schaden vom Wald abzuwenden. Dieser Schaden sei durch einen massiven Befall des Waldes bei Eggenstedt durch Lärchenborkenkäfer und Fichtenborkenkäfer gekommen. Die Schädlinge, die die Bäume regelrecht zum Sterben bringen, hätten sich durch den trockenen Sommer und die Sturmbrüche im Wald 2018 in einem nie gekannten Maße ausgebreitet. Und die betroffenen Bäume müssten schnell gefällt und aus dem Wald transportiert werden. Nur habe die BVVG wie andere Waldbesitzer in Deutschland auch das Problem, dass der Markt für Holz durch ein Überangebot wegen der jüngsten Stürme gesättigt und es schwierig sei, Käufer zu finden.

Die BVVG-Vertreter bedauerten zudem, dass Mitte März eine Holzrückemaschine bei Arbeiten im Eggenstedter Wald Öl verloren habe. Jedoch seien die Auswirkungen für die Natur weniger gravierend gewesen als zunächst angenommen, da es sich dabei um Rapsöl und nicht um synthetisches Öl gehandelt habe. Alle für die BVVG arbeitenden Forstdienstleister seien zertifiziert und würden regelmäßig überprüft werden, versicherten die Vertreter der Gesellschaft.

Hinzu komme, sagte Meyer, dass die BVVG den Eggenstedter Wald 2017 in einem Zustand übernommen habe, für den sie nichts könne. Nach einer Rückabwicklung an den früheren Besitzer, der von der DDR enteignet worden war, sei dieser Pleite gegangen, so dass der Wald an die BVVG laut Vertragsbedingungen zurückgefallen sei. Das sei der Fall, da der Altbesitzer nach der Rückübertragung den Wald in einem Zeitraum von 15 Jahren nicht verkaufen dürfe, was Spekulationen vermeiden solle.

Wenn die BVVG und die von ihr beauftragten Unternehmen mit dem Fällen der von den Waldschädlingen betroffenen Bäume fertig seien, wolle sie den Eggenstedter Wald wieder aufforsten und die befahrenen Wege herrichten, betonte Meyer. Wann das passiere, könne er indes nicht sagen. Es hänge damit zusammen, wie schnell die Gesellschaft das Holz verkaufen und es durch schwere Sattelzüge aus dem Wald geschafft werden könne.

Im Nachgang des Treffens mit den Vertretern der Bodenverwertungs- und verwaltungs GmbH sprach Dana Röhr durchaus von einem Erfolg. Die BVVG habe versichert, die Sorgen der Bürger Ernst zu nehmen sowie eine nachhaltige Forstwirtschaft und die Instandsetzung der Wege zugesichert. Zudem wolle die Gesellschaft ihre Informationspolitik gegenüber der Bevölkerung verbessern und die Eggenstedter nunmehr früher über geplante Aktionen im Wald ins Bild setzen. Die Gesellschaft komme ebenso einer Forderung von Eggenstedts Ortsbürgermeister Andy Hotopp nach und wolle ihr Konzept der Waldbewirtschaftung in einer Sitzungen der Öffentlichkeit vorstellen.

Gleichwohl verfolge die BVVG nach den Worten von Niederlassungsleiter Markus Meyer weiterhin das Ziel, den Eggenstedter Wald zu privatisieren. Wenn sich kein privater Käufer oder Alteigentümer finden lasse, könne er sich durchaus vorstellen, dass der Landkreis Börde den Wald kaufen werde. Jedoch hätten die anderen Optionen Vorrang, da dies der Auftrag der BVVG sei, die der Bund vorgegeben habe. Der Kreis hatte bereits Interesse bekundet, den Eggenstedter Wald zu kaufen.