Coronavirus Wanzleber wollen einander helfen
Corona-Krise: In den Ortschaften der Stadt Wanzleben-Börde wollen immer mehr Menschen helfen.
Wanzleben l Seit drei Jahren betreibt Optikermeisterin Judith Hedenius (42) am Wanzleber Markt ihr Fachgeschäft. Auch sie und ihr Geschäft trifft die Krise wegen des Corona-Virus hart. „Es kommen kaum noch Kunden in das Geschäft“, berichtet sie gegenüber der Volksstimme. Würden sich die geschäftlichen Einbußen für März noch in Grenzen halten, sehe Judith Hedenius für April oder gar Mai und Juni Zeiten mit gar keinem Umsatz voraus. Je nach dem wie lange die Pandemie andauere.
Um sich und ihre Kunden vor einer Ansteckung durch Corona zu schützen, arbeitet Judith Hedenius jetzt verkürzt und öffnet ihr Geschäft nur noch täglich von 9 bis 13 Uhr sowie dienstags und donnerstags von 15 bis 17 Uhr. Dabei sind besondere Vorsichtsmaßnahmen zu beachten, um eine gegenseitige Ansteckung zu verhindern. Auch müsse jede Brille, die sie den Kunden auf die Nase setze, danach gründlich desinfiziert werden. Augenprüfungen seien nur in dringenden Fällen und mit Mundschutz möglich. Kontaktlinsen passe sie zurzeit gar nicht an.
Zuhause in Wanzleben kümmert sich Judith Hedenius um ihre 80-jährige Mutter, die wegen Asthma zur Risikogruppe der besonders gefährdet Menschen zählt, und Sohn Hannes. Dem 8-Jährigen, der die Wanzleber Grundschule „An der Burg“ besucht, fällt wegen der Schulschließung „die Decke auf dem Kopf“. „Mein Sohn ist aber total stolz auf mich, das ich helfen will und ist damit einverstanden“, sagt die Mutter.
Trotz den eigenen persönlichen und geschäftlichen Schwierigkeiten hat sich Judith Hedenius entschlossen, hilfebedürftigen Menschen in ihrem Umfeld ehrenamtlich und tatkräftig unter die Arme zu greifen. „Ich finde es so wichtig gerade jetzt für meinen Ort auch da zu sein. Leute, die Hilfe brauchen, auch wenn ich nur mit dem Haustier Gassi gehe, den biete ich meine Unterstützung an, so lange ich kann“, sagt sie. Durch die verkürzten Öffnungszeiten habe die engagierte Frau jetzt Zeit dafür. Wer Hilfe benötige, kann sich gern an Judith Hedenius unter der Telefonnummer 0176/55320577 wenden. Dieses Angebot beziehe sich auch auf Mitarbeiter von Pflegeeinrichtungen, denen plötzlich die Brille kaputt gehe und die ihren Arbeitsplatz nicht verlassen können. Zu ihnen würde die Optikermeisterin in die Einrichtung kommen, um die Brille zu reparieren.
Auch hat Judith Hedenius ihre älteren Kunden angerufen, um ihre Hilfe bei der Bewältigung des Alltags anzubieten. „Viele haben sich darüber gefreut und gesagt, sie können alles noch allein bewältigen“, berichtet die Optikerin. Noch seien die Senioren nicht bereit, die Hilfe anzunehmen. Dass könne sich schlagartig ändern, befürchtet Judith Hedenius.
Der Blumenberger Kultur- und Karnevalsverein (BKK) spannt sich in dem kleinen Wanzleber Ortsteil vor das Hilfegespann. „Liebe Blumenberger, in dieser schlechten Zeit sollen und wollen wir noch mehr zusammenhalten“, sagt BKK-Vorsitzender Matthias Brosig. Es sei wichtig, dass sich Personen in einem höheren Alter oder bei bestimmten Erkrankungen keinem zusätzlichen Risiko durch Corona aussetzen würden. Hier wollen die Vereinsmitglieder unterstützen und Besorgungen des täglichen Bedarfs übernehmen. „Wenn ihr zu einer Risikogruppe gehört oder für euch ein Einkauf aus anderen Gründen beschwerlich wird, nehmt bitte unsere Hilfe an“, verdeutlicht Brosig. Eine Liste mit benötigten Dingen kann telefonisch bei Anja Block (0152/51625938) oder schriftlich im Postkasten (Schulstraße 6) aufgegeben werden. Dort werden die „Aufträge“ koordiniert und an die Einkäufer verteilt. Wer sich als Einkaufshilfe anbieten möchte, sei dazu eingeladen, sich an diese Telefonnummer zu wenden. Auch Bestellungen für die Bäckerei Trieb würden gern angenommen, teilte der BKK-Vorstand mit.
Montag will in Hohendodeleben ein „Einkauf- und Hilfsservice für unsere Mitmenschen“ starten. Dahinter steht bürgerliches Engagement von Freiwilligen, das von Andreas Strehlow, dem Vorsitzenden des Fördervereins der Grundschule „Friedrich von Matthisson“ Hohendodeleben, und Sven Drebenstedt, dem Vorsitzenden des Fördervereins der Freiwilligen Feuerwehr Hohendodeleben, angeführt wird.
„Wir suchen ab sofort und ganz schnell ehrenamtliche, freiwillige Helferinnen und Helfer, die in Hohendodeleben bereit sind, Einkäufe und wichtige Erledigungen für unsere Mitmenschen im Ort, die zur Hauptrisikogruppe gehören oder sich bereits in Quarantäne befinden, zu übernehmen“, teilen Strehlow und Drebenstedt mit. Sie versuchen, über das Wochenende einen entsprechenden Dienst und Service aufzubauen. Alle Helferinnen und Helfer werden vor ihrem Einsatz in entsprechende Hygienemaßnahmen eingewiesen. Im ersten Schritt soll ein Helfer-Pool aufgebaut werden, der dann nach erfolgter Planung und Bekanntmachung die Hilfsangebote koordiniert und erledigt. Bereits gestern hatten sich fast zehn Frauen und Männer bereit erklärt, bei der Hilfsaktion mitzumachen
Wer mitmachen möchte und nicht zu einer Risikogruppe gehört, kann sich bei Andreas Strehlow oder Sven Drebenstedt melden. Der Kontakt ist über die Telefonnummer 0157/83268271 (auch WhatsApp) oder über die Facebook-Seite „Hohendodeleben hilft“ möglich. „Wir wissen nicht was uns erwartet, daher wollen wir gewappnet sein“, so die Organisatoren in Hohendodeleben.