Asyl Weitere Familien werden erwartet
Im Akademiehotel Wanzleben sind seit letzter Woche syrische Flüchtlinge untergebracht. Heute werden dort weitere Neuankömmlinge erwartet.
Wanzleben l Dass den Asylbewerbern im Akademiehotel eine Unterkunft zur Verfügung gestellt werden konnte, ist der Initiative von Thea Wünsch zu verdanken. Sie hatte sich im Oktober an den Fachdienst Migration des Landkreises Börde gewandt. Offeriert wurde das Angebot, das Hotel einschließlich seiner Nebenräumlichkeiten und Außenanlagen dem Landkreis über ein Mietverhältnis zur Verfügung zu stellen.
„Einzige Bedingung war, dass unsere im Umgang mit ausländischen Gruppen erfahrene Mitarbeiter weiter im Objekt und in der Arbeit mit den Menschen tätig sind. Unsere Vorstellung, da bereits Buchungen bestanden, war Ende Januar.
Der Wunsch des Landkreises lautete: Eher gleich als später. Wir kamen dem Landkreis entgegen, jedoch waren Stornierungen von Buchungen notwendig. Bei notwendigen Auflagen durch den Landkreis wurde uns gleichzeitig Hilfe angeboten“, erzählt die pensionierte Lehrerin.
Zugleich ist ihrem Ansinnen in Sachen Belegung umfänglich entsprochen worden. „Mein Wunsch war, nur syrische Flüchtlinge und überwiegend Familien dort unterzubringen. Wir haben Familien mit bis zu fünf Kindern. Babies, viele Kleinkinder, aber auch Schulpflichtige. Daher ist das Durchschnittsalter sehr niedrig. Wir haben aber auch zwei von Leben und Krieg sichtbar gezeichnete ältere Herren sowie junge hilfsbereite Männer mit teilweise abgeschlossenem oder abgebrochenem Studium oder einem praktischen Beruf“, erklärt die Ummendorferin.
Eine häufig gestellte Frage bei der Ankunft der Flüchtlinge in den späten Abendstunden vom 16. zum 17. November war: Bekommen wir auch Deutschunterricht? Deshalb wurde vorzeitig am 18. November mit dem Unterricht begonnen, obwohl dieser erst ab dem heutigen Montag geplant war.
„Unsere neuen Bewohner verpflegen sich auf Wunsch selbst bei einem Tagessatz von 4,20 Euro pro Person und Tag, wenn ich das richtig verstanden habe. Sie halten Wohn- und Gemeinschaftsräume sauber und gehen pfleglich mit unserem Inventar um. Das war bei anderen ausländischen Gruppen, und wir haben mit ihnen reichliche Erfahrung, nicht immer selbstverständlich“, berichtet Thea Wünsch.
Ihr Engagement, den Flüchtlingen zu helfen, begründet Thea Wünsch wie folgt. „Ich verfolge über einen längeren Zeitraum in den Medien Berichte über die Flüchtlinge und die Risiken und dramatischen und demütigen Stationen ihrer Flucht durch die Länder Europas vor dem Terror des IS. Viel zu viele haben ihn mit dem Leben oder zumindest alle mit Wahnsinnssummen an Schmiergeld den Schleusern bezahlt.“
Die Stadt Wanzleben, die örtlichen und lokalen Betriebe und der Landkreis unterstützen die Betreiber des Akademiehotels in deren Anliegen. „Dass Wanzleben Asylbewerber bekommt, hat sich schnell herumgesprochen. Wir haben kaum negative Resonanz aus der Bevölkerung erfahren, auch wenn es vielen Leid tut, dass wieder eine kulturelle Begegnungsstätte wegbricht“, so die Ummendorferin.
Aber es könne durchweg wieder eine interkulturelle Begegnungsstätte in Wanzleben werden. Seit vielen Jahren gäbe es dort den kulturellen Austausch mit Jugendlichen überwiegend aus der Türkei, einem Nachbarland von Syrien.
Die Wanzleber seien hier immer überwiegend tolerant gewesen, so die Betreiber des Akademiehotels. Dort haben noch zwei gewerbliche Mieter eine Heimstatt, in der sie auch gern bleiben möchten. „Als Beate Gente, unsere Friseurmeisterin, erfuhr, dass unter den Syrern eine Friseurin ist, bot sie dieser an, ihren Landsleuten in ihrem Salon die Haare zu schneiden“, zollt Thea Wünsch Beifall.
Ralf Sacher, Geschäftsführer der Sportjugend Börde, ebenfalls Mieter, möchte den neuen Bewohnern ein Kicker- und ein Tischtennisspiel übergeben.
Auch die Stadtverwaltung unterstützt hilfreich. „In den letzten Wochen habe ich einen Einblick erhalten, was der Fachbereich Migration schon seit Wochen und Monaten leistet.
Das Beste an unserer Arbeit ist das gute Gefühl zu helfen. Wir bekommen sehr viel Dankbarkeit in Form von kleinen Gesten und Worten zurück“, so Thea Wünsch.