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Großer Festakt im Fürstlichen Marstall mit Gästen aus Politik und Wirtschaft 150 Jahre Stadtwerke: Geschäftsführer verdoppelt Spendensumme für Flutopfer

Von Julia Bruns 14.06.2013, 03:20

Die Stadtwerke haben im Fürstlichen Marstall 150Jahre Energieversorgung in Wernigerode gefeiert. Dabei gab Geschäftsführer Steffen Meinecke bekannt, dass das Unternehmen die Spendensumme, die die Verwaltung beim Rathausfest für Flutopfer sammelt, verdoppeln wird.

Wernigerode l "Es ist einfach phänomenal, dass es die Stadtwerke gibt", sagte Benzingerodes Bürgermeister Siegfried K. Müller (SPD) am Mittwochabend im Fürstlichen Marstall. "Die Stadtwerkestiftung unterstützt das Philharmonische Kammerorchester, aber auch die Chronik, die zu unserer 800-Jahr-Feier in Benzingerode erstellt wird." Die kommunale Tochterfirma hat mit 130Gästen und Geschäftspartnern aus Politik und Wirtschaft 150Jahre Energieversorgung in Wernigerode gefeiert.

Geschäftsführer Steffen Meinecke erinnerte trotz Feierlaune an die Flutopfer, die nach dem verheerenden Hochwasser vor dem Nichts stehen. "Beim Rathausfest am Wochenende werden die Stadtverwaltung und die Tourismus GmbH Spenden auf dem Markt sammeln", so Meinecke. Er versprach: "Die Stadtwerke stocken die gesammelte Spendensumme auf das Doppelte auf."

Vor allem in der Region ermöglichen die Firma und die dazugehörige Stiftung als Sponsor kulturelle, wissenschaftliche und sportliche Anliegen. Jahr für Jahr gehen mehr Förderanträge ein. Ortschef Müller ist überzeugt: "Ohne die Stadtwerke gäbe es vieles nicht."

Sein Amtskollege aus Reddeber stimmt ihm zu. "Als wir2010 eingemeindet wurden, haben wir den günstigen Starttarif erhalten", erinnert sich Reiner Oppermann (parteilos). "Als Vertragspartner unterstützen wir mit unserem Geld für den Verbrauch an Wasser, Gas und zum Teil Strom aber auch die Stadt Wernigerode."

Dass der städtische Haushalt von dem Unternehmen profitiert, betonte Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos): "Von jedem Euro, den Stadtwerke-Kunden für Gas, Strom oder Trinkwasser zahlen, bleiben im Schnitt ein Drittel über Konzession, Gewinnausschüttung und Gewerbesteuer für die Wertschöpfung in der Region."

Mehr als 100 Millionen Euro, so Steffen Meinecke, wurden so in den vergangenen 20Jahren dem städtischen Haushalt zugeführt. 25000Strom-, 10000Erdgas-, 15000Trinkwasser-Kunden und 12000 mit Fernwärme versorgte Wohnungen zählt der Energieversorger in der Region. Als einer der führenden Arbeitgeber beschäftigen die Stadtwerke 90 Mitarbeiter und acht Auszubildende.

"Die meisten Stadtwerke Ostdeutschlands haben eine private Beteiligung", erklärte Peter Gaffert in seiner Ansprache. "Ich gehe wohl nicht fehl, wenn heute - nach der allgemeinen Ernüchterung und Versachlichung zur Privatisierungsdiskussion - viele dieser Kommunen uns darum beneiden." Die Frage der Privatisierung habe zwar seit 1863 zu allen Zeiten im Raum gestanden, die Wernigeröder blieben aber beim Eigenbetrieb. Gaffert: "Nur einmal vor knapp 100Jahren wurde ernsthaft diskutiert. Damals entschied man sich zum Glück gegen die Privatisierung. In den letzten Jahrzehnten gab es keine Kontroversen, möge es die nächsten 150 Jahre so bleiben," formulierte der Rathaus-Chef seinen Wunsch für das Unternehmen.

Denn dass die Stadt so ein Tochterunternehmen habe, bringe viele Vorteile. "Die öffentliche Hand hat stets ein Auge darauf, wie die Stadtwerke geführt werden." Im Aufsichtsrat sitzen gewählte Vertreter aus dem Stadtrat. Das gewähre auch eine stabile Preisentwicklung.

"Dieses Unternehmen ist ein geeigneter Partner für die Energiewende", bescheinigte Stephan Kohler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur. Bereits1985 habe er ein Buch veröffentlicht, in dem er rät, privatisierte Energieunternehmen wieder in Organisationsformen des öffentlichen Rechts zurückzuführen. Umso besser, dass dies in Wernigerode nie notwendig geworden war. "Pflegen und hegen Sie Ihre Stadtwerke", gab er den Gästen mit auf den Weg.

Der Festakt markiert nach der Einweihung des Laternenanzünders auf dem Ölberg den nächsten Schritt der Jubiläumsfeierlichkeiten. Zu einem Tag der offenen Tür lädt das Unternehmen interessierte Bürger am 6.Juli auf das Firmengelände am Kupferhammer. Eine Chronik, die derzeit noch von Ludwig Hoffmann (SPD) und dem ehemaligen Prokuristen der Stadtwerke Reinhard Nittel ausgearbeitet wird, soll voraussichtlich im Herbst erscheinen.