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Flüchtlinge Sprachvermittler lernen lehren

Sie wollen gut vorbereitet sein: Wernigeröder lassen sich zum Sprachvermittler ausbilden, um Flüchtlingen zu helfen.

Von Holger Manigk 05.12.2015, 00:01

Wernigerode l „Ich habe versucht, den Leuten die Angst vor dem Unterrichten zu nehmen“, sagt Robert Cowan am Ende des Kurses. Der Dozent vom Sprachenzentrum der Hochschule Harz zeigt Männern und Frauen aus Wernigerode, wie sie Flüchtlingen die deutsche Sprache beibringen. Zum Kurs haben sich zehn Ehrenamtliche in einem Seminarraum der Hochschule eingefunden. Sie wollen als sogenannte Sprachvermittler Asylsuchenden helfen.

„Ich war schon bei mehreren Treffen des Netzwerkes Flüchltingshilfe. Zuletzt habe ich einen Kurs über arabische Kultur besucht“, sagt Andreas Gaschler. Der Wernigeröder will vorbereitet sein, wenn Asylsuchende in der Fachwerkstadt eintreffen.

Zunächst überrascht Robert Cowan die Kursteilnehmer mit einem Experiment: In der Mitte der lernenden Lehrer sitzen Drew, Jackie, Dan und Rumi. Die vier ausländischen Studenten sprechen mit dem Dozenten darüber, wann sie aufstehen und frühstücken. Erstaunt registrieren die zuschauenden Wernigeröder, wie schnell sich die Nichtmuttersprachler mit Cowan verständigen können – ausschließlich auf Deutsch.

„Die Leute müssen sich die Sprache aneignen, nicht lernen“, erläutert der US-Amerikaner. Man dürfe nicht übersetzen, sondern müsse in der neuen Sprache denken. Am besten könnten Flüchtlinge Deutsch in alltäglichen Situationen lernen. „Das funktioniert super mit Werbeprospekten“, sagt der Dozent. Anhand der Bilder von Obst oder Möbeln ließen sich Vokabeln lernen.

Eine Kursteilnehmerin, die bereits Erfahrung mit Flüchtlingen gesammelt hat, ist Christiane Schierhorn. Die Lehrerin vom Landesmusikgymnasium gibt einmal pro Woche Deutsch-Unterricht in der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber (ZAst) in Halberstadt. „Die meisten Flüchtlinge sind hochmotivierte Schüler, das Lehren und Lernen mit ihnen ist sehr beglückend“, sagt die Wernigeröderin. Sie vermittle die deutsche Sprache spielerisch. „Wir beginnen damit, uns einen Ball zuzuwerfen und uns vorzustellen“, erläutert Christiane Schierhorn.

Wie sie warten viele Wernigeröder nicht nur in ihrer Heimatstadt auf die Flüchtlinge, sondern unterstützen auch die ZAst, sagt Jana Diesener, Koordinatorin des Netzwerkes Flüchtlingshilfe. „Die Schulungen für die ehrenamtlichen Helfer sind gut besucht.“ Diese Hilfsbereitschaft gelte es aufrechtzuerhalten, wenn im kommenden Jahr 280 Geflüchtete in Wernigerode eintreffen.