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Schwerlastverkehr Wernigerode kämpft für B 244-Tunnel

Bei einem Treffen im Rathaus ist ausgelotet worden, wie Wernigerodes Platz im Bundesverkehrswegeplan gestärkt werden kann.

Von Ivonne Sielaff 12.04.2016, 01:01

Wernigerode l Auf einer Länge von 7,7 Kilometern zieht sich die Bundesstraße 244 durch Wernigerode. Täglich brettern Schwerlaster vorbei an denkmalgeschützten Fachwerkhäusern, Schulen, Krankenhaus, Altenheimen, Pensionen und Hotels. Eine Zumutung für Wernigeröder und Touristen. Doch es gibt Hoffnung: Die östliche Ortsumfahrung mit Tunnel durch den Fenstermacherberg und Anschluss an die vierspurige B 6 ist nicht länger nur Zukunftsmusik. Mit der Einstufung in den „vordringlichen Bedarf“ im Entwurf des neuen Bundesverkehrswegeplans rückt das 90-Millionen-Euro Projekt in greifbare Nähe. Bis zur Realisierung ist es allerdings noch ein weiter Weg. So ist nicht sicher, ob die Ortsumfahrung nach der Öffentlichkeitsbeteiligung und der anschließenden erneuten Bewertung auch weiterhin als „vordringlich“ betrachtet wird. Eine Herabstufung im Verkehrswegeplan würde die Umsetzung des Bauprojektes wieder in weite Ferne rücken lassen.

Aus diesem Grund hat sich Wernigerodes Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) am Montag mit Vertretern der Landesstraßenbaubehörde und der Bürgerinitiative „B 244 – Wernigerode ohne Schwerlastverkehr“ getroffen. Verwaltungsmitarbeiter und die Mitstreiter der Bürgerinitiative haben sich in den letzten Wochen mit der Expertenbeurteilung des Projektes auseinander gesetzt. „Die B 244 in Wernigerode entspricht in keiner Weise den Normen für eine Bundesstraße“, so Brigitte Tannert, die seit Jahren für die Ortsumfahrung kämpft. „Die Straße ist zu eng, die Bürgersteige sind zu schmal. Dazu kommen 90-Grad-Kurven.“ Ein Ausbau der Straße sei nicht möglich.

„Es gibt keine Alternative zum Tunnel“, bekräftigte Wernigerodes Ex-Stadtchef Ludwig Hoffmann (SPD). Das sei für ihn die zentrale Feststellung in der Bewertung. „Wir haben das schon immer gewusst. Es ist schön, dass es jetzt bis nach Berlin gedrungen ist“, so Hoffmann.

Der Ausbau der Kreisstraße durch das Trecktal als mögliche Alternative habe sich schon vor Jahren zerschlagen, wie Hoffmann auf Nachfrage sagte. „Die Straße kann man nicht einfach ertüchtigen, sie müsste komplett umgebaut werden. Für Heimburg bräuchte man extra eine Umfahrung.“ Außerdem verlaufe die Straße durch ein Naturschutzgebiet. „Ich bin mir sicher, dass die Variante noch teurer als der Tunnel wäre“, so Hoffmann.

Bei einigen Passagen in der Expertenbeurteilung sehen die Mitglieder der Bürgerinitiative noch Nachbesserungsbedarf – auch um Wernigerodes Platz im „vordringlichen Bedarf“ zu stärken. Die Raumwirkung - also die Verbesserung der Erreichbarkeit Wernigerodes - sei als gering eingestuft worden, so Patrick König. Ebenso wie die Entlastungswirkung der Orstumfahrung. „Wir müssen versuchen, auf ‚mittel‘ hochgestuft zu werden“, so König. Ludwig Hoffmann störte sich an der Anzahl der Einwohner, die durch eine Umfahrung entlastet werden. „Sie ist mit 2630 angegeben“, so Hoffmann. „Das sind aber nur die Anwohner an der B 244. Dazu kommen die Touristen, die Schüler der zwei Gymnasien und die Patienten im Harzklinikum.“

Bis zum 2. Mai läuft die Öffentlichkeitsbeteiligung. In dieser Phase können die Projektunterlagen von jedermann eingesehen und ergänzt werden. „Es ist sinnvoll, diese Möglichkeit zu nutzen“, sagte Stefan Hörold, Chef der Landesstraßenbaubehörde, Niederlassung West. „Ob online oder per Post – ich kann es nur empfehlen.“

Die Stadtverwaltung will nun mit der Bürgerinitiative analysieren, ob es weiteres Ergänzungspotential in der Bewertung gibt. „Mit einer gesonderten Stellungnahmen wollen wir erneut deutlich machen, wie wichtig die Ortsumfahrung für uns ist“, so Peter Gaffert. Zudem wolle er dem Stadtrat vorschlagen, eine Resolution zu beschließen. „Wir haben das vor zwei Jahren schon einmal getan. Mit dem zweiten Beschluss wollen wir keinen Zweifel daran lassen, dass das Projekt höchste Priorität für uns hat“, so Gaffert. Gleichzeitig appellierte er an die Wernigeröder, sich am Öffentlichkeitsverfahren zu beteiligen. „Ich möchte vor allem die Schulen, Hotelbetreiber und die Eigentümer von Fachwerkhäusern an der Strecke dazu ermuntern.“

Infos zum Bundesverkehrswegeplan und zur Öffentlichkeitsbeteiligung gibt es im Internet unter www.bmvi.de.