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Aberglaube Keine Angst vor Freitag, dem 13.

Viele Menschen verbinden Freitag, den 13., mit Unglück. Eine Wernigeröderin mit dem Namen Freitag geht dagegen optimistisch in den Tag.

Von Uta Müller 12.01.2017, 23:01

Wernigerode l Pleiten, Pech und Pannen. Es ist wieder Freitag, der 13. Ein Tag wie jeder andere? Oder ist dieses Datum vielen Menschen nicht ganz geheuer? Wie ergeht es jenen, die Freitag heißen?

Vera Freitag gehört zu ihnen und wohnt in Wernigerode. Auf Freitag, den Dreizehnten, angesprochen, lacht die 82-Jährige schallend. Bislang sei für sie der besagte 13. ein Tag wie jeder andere gewesen. „Bis zu einem Freitag, den Dreizehnten, im Vorjahr, „mein Unglückstag, den ich nie vergessen werde.“

Nach einem Besuch beim Trödelhändler ging sie zu ihrem Auto, der Parkplatz war sehr voll. Beim Ausparken legte Vera Freitag den Rückwärtsgang ein und trat aufs Gaspedal. Die Freundin, die neben ihr im Auto saß, schrie plötzlich: „Pass auf.“ Doch da war es schon geschehen. Ein Klirren und Bersten, es zersprang viel Glas. An der Stelle, wo sich die Heckscheibe befand, klaffte ein großes Loch. Während bei der Freundin der Schock tief saß, habe Vera Freitag den Zusammenstoß ihres Pkw mit einem Glascontainer eher mit Humor genommen: „Jetzt fahre ich ein Cabriolet“, erinnert sich die Rentnerin an ihre erste Reaktion. Den Schaden ließ die Wernigeröderin später reparieren und traf für sich eine Entscheidung: „Am Freitag, den 13., lässt Frau Freitag das Auto stehen.“ Es gebe ja noch den Citybus, und außerdem laufe sie auch gern zu Fuß.

Ansonsten sei „Oma Vera“ – wie sie von vielen liebevoll genannt wird – kaum abergläubisch. „Nur bei schwarzen Katzen bin ich sehr empfindlich. Ihnen gehe ich lieber aus dem Weg, an einem Freitag, den 13., auf jeden Fall.“

Ihr Nachname „Freitag“ sorge auch an anderen Tagen für Erheiterung. Will sie beispielsweise einen Termin vereinbaren, so heißt es oft: „Freitag? Das geht nicht. Wie wäre es am Mittwoch?“ Solche Dinge steckt Vera Freitag locker weg und schreibt sich Manches in Gedichtform auf. Einmal im Monat trifft sie sich mit anderen Senioren in der Schreibwerkstatt in der Steingrube. Dort notiert sie ihre Gedanken über das Älterwerden, den Straßenverkehr und auch mal zu Freitag, dem 13. „Oh Schreck, oh Graus. Es ist Freitag, der 13., da bleib ich lieber zu Haus“, gibt sie spontan beim Volksstimme-Besuch zum Besten und versichert gleichzeitig: „Ich bleibe bei meiner positiven Einstellung und habe keine Angst.“ Ob Freitag, der 13. ein Glücks- oder Unglückstag ist, müsse jeder für sich selbst entscheiden, empfiehlt die Wernigeröderin, die neben dem Schreiben auch noch das Singen zum Hobby hat.

Während Vera Freitag einer schwarzen Katze am heutigen Freitag aus dem Weg geht, machen andere einen großen Bogen um Leitern, stecken sich ein vierblättriges Kleeblatt ein oder hängen sich einen Talisman um den Hals. Rituale, dem Unglückstag nicht schutzlos ausgeliefert zu sein, gibt es viele. Für das Foto bevorzugt Vera Freitag die Klassiker wie Hufeisen und ein Glücksschwein, denn gewöhnlich habe sie keinen Talisman. „Ich glaube nicht daran“, sagt sie und lacht. Zurecht. Statistiken zufolge passieren am „schwarzen Freitag“ nicht mehr Unglücke und Unfälle als an einem beliebigen anderen Freitag. Vielleicht liegt es daran, dass die Menschen besonders vorsichtig sind. Der nächste Freitag, der 13., ist im Oktober.