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Ablehnung erteilt Wernigerode pfeift aufs Radrennen

In der Debatte, die Deutschland-Tour nach Wernigerode zu holen, setzten sich die Gegner der Radrennveranstaltung durch. Aus zwei Gründen.

Von Regina Urbat 30.03.2019, 00:01

Wernigerode l Fraktionsübergreifend haben sich Gegner und Befürworter in der Ratssitzung über ein medienträchtiges Event gestritten, das nun an Wernigerode vorbei rollen wird. Die bunte Stadt am Harz wird auf der diesjährigen Deutschland-Tour nicht Zielort der ersten von insgesamt vier Etappen sein. Eine deutliche Mehrheit der Stadträte (26 zu 10) erteilte der professionellen Radrennveranstaltung, die vom 29. August bis 1. September ausgetragen wird, eine klare Abfuhr.

Das „Nein, mit uns nicht“, richtete sich in erster Linie an den Veranstalter - die Gesellschaft zur Förderung des Radsports gmbH (GFR). Diese würde „unverschämte Forderungen“ stellen, die der Stadt Wernigerode etwa 100 000 Euro kosten. Dazu gehören 71.400 Euro Lizenzgebühr an die GFR, 23.6000 Euro für Verkehrssperrungen, Sicherheitskonzept und Sanitäranlagen sowie 5.000 Euro für Sonstiges.

Zwar beteuerte Hauptamtsleiter Rüdiger Dorff, dass die 100.000 Euro bereits durch Landes-Fördergeld und über Sponsoren abgedeckt seien, doch hielt das die Kritiker nicht davon ab, daran zu zweifeln, was die Befürworter beschworen: Die mit 22 Teams (je sechs Rennfahrern) hochklassig besetzte Tour wäre eine tolle Chance, medienwirksam durch Live-Übertragungen im nationalen und internationalen Fernsehen in Erscheinung zu treten. „Das hat eine tolle überregionale Wirkung“, so Rainer Schulze (SPD).

Doch die tolle Wirkung hat einen Haken. Wollte die GFR unbedingt die Ilsenburger Straße als Zielstrecke und Eventflächen für ganztäge Bühnenprogramme, favorisierte die Stadtverwaltung dafür die Feldstraße. Dies unterstrich Ordnungsdezernent Volker Friedrich und berichtete über den Zwiespalt, nachdem er vom CDU-Stadtrat Matthias Winkelmann gefragt wurde, welche konkreten Probleme die Stadt mit dem Veranstalter hat.

Aus Sicht von Friedrich sei man sicher in der Lage, auch heute noch große Radrennen auszutragen und erinnerte an Friedensfahrt und Harzer Radsporttage. „Doch damals war das Pflichtheft viel dünner.“ Diesmal werde verlangt, eine Hauptverkehrsader für den Veranstaltungstag zu sperren, zahlreiche bauliche Veränderungen zu treffen, um die Sicherheit der Rennfahrer zu gewährleisten. „Und was mit den Verkehr auf der Ilsenburger Straße dann wirklich passieren soll, ist nicht zu Ende gedacht“, sagt Friedrich und betont: Die Ilsenburger Straße haben wir noch nie, nicht einmal zum Sachsen-Anhalt-Tag, gesperrt.“ Die Feldstraße als eine ruhige Nebenstraße, so Friedrich weiter, sei für die GFR nicht attraktiv, weil „man dort für das Fernsehen keine schönen bunten Bilder einfangen kann“.

Einen anderen Aspekt kontra Radrennen warf Christian Linde (CDU) ein. Er sprach von einer Doping belasteten Sportart, die kein positives Image hat.

Für Wernigerodes Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) war die Ablehnung eine Enttäuschung. Schon in der Ratssitzung deutete er es an. Sicherlich sei der Zeitrahmen knapp gewesen, denn die Anfrage erreichte das Rathaus erst im Februar, der Stadtratsbeschluss musste gefällt werden, weil die Etappenorte am Montag, 1. April, in Frankfurt am Main bekannt gegeben werden.

Dass Gaffert die Absicht hatte, mit einem Votum des Stadtrats den Zieleinlauf Feldstraße zur Bedingung für eine Teilnehme zu machen, wie er auf Volksstimme-Nachfrage mitteilt, das wurde in der Stadtratssitzung am Donnerstag nicht deutlich kommuniziert.