Fortschritt der Technik ist nicht zu stoppen Apothekerschrank ausgedient - flotter Roboter hält Einzug
Auf neueste Technik setzt die Forum-Apotheke in Wernigerode. Dort folgt die Ausgabe der Medikamente über einen Automaten mit Roboter. Das Zeitalter des Apothekerschranks geht dem Ende entgegen.
Wernigerode. Er ist 5,50 Meter lang, 1,70 Meter breit, drei Meter hoch und kann bis zu 12500 Medikamente aufnehmen. Die Rede ist von einem Medikamentenlager für Apotheken, auch Kommissionierautomat genannt. Seit Anfang August baut die Forum-Apotheke auf diese Technik.
Bei der Medikamentenvielfalt heutzutage ist Platzsparen angesagt - und genau das tut der Automat mithilfe eines Roboters. "Das Lager wird dadurch so effektiv wie möglich genutzt", sagt Hartmut Saaber, Ehemann der Apothekeninhaberin Simona.
Statt auf alphabetischer Sortierung basiert der Automat auf einem chaotischen beziehungsweise dynamischen Lagerprinzip. Das bedeutet: Ein Roboter sortiert die Medikamente nach ihren verschiedenen Verpackungsgrößen. "Identische Medikamente müssen dabei nicht zwangsläufig hintereinander im Regal liegen", weiß Hartmut Saaber. Der Roboter sortiere sein Lager bei Arzneilieferungen nicht um, sondern fülle lediglich die freien Plätze in den Regalen wieder auf. Die größte Medikamentenpackung liegt jedoch immer hinten.
Verlangt ein Kunde ein bestimmtes Arzneimittel, wird dies über die Kasse, die mit einem Warenwirtschaftssystem verbunden ist, angefordert. Mit einem Greifarm zieht der Roboter die gewünschte Ware aus dem Regal auf eine Plattform. Durch einen Schacht wird die Arznei in den Kundenraum befördert, wo die Apothekenmitarbeiterin das Medikament nur noch entnehmen muss. Saaber: "Der Roboter wählt dabei das Medikament mit dem frühesten Verfallsdatum."
Gleichzeitig werde mit der Automatisierung aber auch "der Faktor menschlicher Irrtum" ausgeschlossen. Hartmut Saaber: "Der Griff zum falschen Medikament wird durch den Automaten ausgeschlossen." Der Roboter orientiere sich an der Pharmazentralnummer, ein in Deutschland einheitlicher Identifikationsschlüssel für Arzneimittel.
"Die Mitarbeiter rennen nicht mehr wie Wiesel umher"
Auch sonst kommt die Automatisierung dem Kunden entgegen. Die Angestellten hätten mehr Zeit für die Beratung. "Die Mitarbeiter rennen nicht mehr wie Wiesel in der Apotheke umher", sagt Hartmut Saaber schmunzelnd. Im Verkaufsraum gehe es nicht mehr so hektisch zu, bestätigt auch eine Kundin. "Die Mitarbeiter haben einfach mehr Zeit für ein persönliches Gespräch mit dem Kunden", fasst Saaber zusammen.
Ganz ohne den altbewährten Apothekerschrank, in Fachkreisen als Schubschrankanlage bezeichnet, geht es noch nicht: Arzneiflaschen können in dem Automaten nicht gelagert werden. Und überhaupt können Medikamente nur bis zu einer gewissen Größe und einem bestimmten Gewicht in dem Automaten untergebracht werden. Saaber: "Die maximale Packungsgröße liegt bei 21 Zentimetern und bei einem Gewicht von 1,2 Kilogramm."
Trotzdem scheinen die Zeiten des allseits bekannten Apothekenschranks vorbei zu sein. Die intelligente Lagertechnik wird früher oder später in allen Apotheken Einzug halten, ist Hartmut Saaber überzeugt: "Dem Automaten gehört die Zukunft."