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Corona-Krise Wernigerode hofft auf Schlossfestspiele

Wernigeröder Schlossfestspiele in Zeiten von Corona? Für Orchesterchef Christian Fitzner schwierig, aber nicht aussichtslos.

Von Ivonne Sielaff 23.05.2020, 01:01

Wernigerode l „Die Wernigeröder Schlossfestspiele sind noch nicht für mich gestorben.“ Das sagt Christian Fitzner nachdrücklich. „Für eine Absage ist es zu früh. Ich will die Flinte noch nicht ins Korn werfen.“ Die am Dienstag von Sachsen-Anhalts Landesregierung in Aussicht gestellten Lockerungen für die Kulturbranche haben den Chef des Philharmonischen Kammerorchesters bestärkt. „Vom Land kam zwar noch keine Zusage“, sagt Fitzner im Volksstimme-Gespräch. „Aber für uns sind die Chancen gestiegen, dass wir zumindest die Oper aufführen können.“

Er wolle deshalb „jeden Weg versuchen, um das Ding hinzukriegen“, so der Orchesterchef. „Ich möchte alles tun, um den Zuhörerin ein einzigartiges Erlebnis zu verschaffen. Wir sind es dem Publikum und unseren Unterstützern einfach schuldig, dass wir Kultur machen - gerade in diesen Zeiten.“

Die Schlossfestspiele jähren sich in diesem Sommer zum 25. Mal. Also ein besonderes Jahr für Fitzner und sein Orchester. Dennoch: Der runde Geburtstag sollte ohnehin nicht mit großem Tamtam begangen werden. Mit „La tragedie de Carmen“ war aus finanziellen Gründen von vornherein nur eine kleinere Produktion vorgesehen. „Darin sehe ich unsere Chance“, sagt Christian Fitzner. „Hätten wir ein großen Stück geplant, würde ich sofort das Handtuch schmeißen.“

Er wolle nun Kontakt zum Land, Landkreis und zur Stadt suchen. „Wir sollten gemeinsam einen Konsens finden, wie und wo Veranstaltungen stattfinden dürfen. Und das unter Rahmenbedingungen, die für die Zuhörer noch tragbar sind.“ Die Sicherheit des Publikums und seiner Mitarbeiter stehe für ihn dabei selbstverständlich an erster Stelle.

Konkrete Ideen hat er schon. „Die ‚Carmen‘ ist nur 80 oder 90 Minuten lang. Eine Pause gibt es nicht.“ Er und seine Musiker seien in der Lage, die Oper am Abend zweimal hintereinander zu spielen - wenn der Kartenverkauf gut läuft. „Oder an mehreren Tagen.“ Ursprünglich waren sieben Aufführungen angesetzt. „Aber es werden vermutlich mehr.“

Die vier Sänger für die Oper seien engagiert, die Verträge unter Dach und Fach. „Die Noten liegen im Haus.“ Er und sein Orchester würden in den Startlöchern stehen. „Für uns reicht es, wenn die Rahmenbedingungen Ende Juni oder spätestens Anfang Juli feststehen“, sagt der Orchesterchef. „Dann ist noch viel Zeit, um die geforderten Auflagen umzusetzen.“ Der Start der Schlossfestspiele ist für den 1. August geplant. „Wir würden dann bis in den September reingehen.“

„Ministerpräsident Reiner Haseloff war mit seinen Lockerungen für Sachsen-Anhalt bundesweit ein Vorreiter“, sagt Christian Fitzner. „Ich finde das gut.“ Es sei richtig, dass Bundesländer mit einem geringeren Infektionsgeschehen gewisse Lockerungen testen.

Und genau das erhoffe er sich auch für den Kulturbereich. „Wir hatten die letzten Wochen eine kulturelle Diätsituation. Da ist es klar, dass man nur langsam und in kleinen Schritten wieder anfangen kann.“

Das Philharmonische Kammerorchester bestritt seinen vorerst letzten Auftritt am 6. März im Kloster Michaelstein. Wenige Tage später seien die ersten Absagen gekommen, dann das komplette Veranstaltungsverbot - und das in einem Jahr, in dem weit über 100 Auftritte des Ensembles angesetzt waren.

Von den Ausfällen betroffen ist auch die Abo-Konzertreihe des Orchesters „Stunde der Klassik“. Vier Konzerte gingen in dieser Saison über die Bühne. Die beiden letzten mussten wegen der Corona-Krise gecancelt werden. „Diese beiden Konzerte möchten wir gerne nachholen“, kündigt Orchesterchef Fitzner an. „Auch dafür suchen wir nach einer Lösung, die für alle befriedigend ist. Deshalb bitten wir unsere Abonnenten um Geduld.“