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Coronavirus Masken-Näherinnen beschimpft

Binnen zehn Minuten waren am Mittwoch sämtliche 250 genähten Mundbedeckungen am Blankenburger Rathaus vergriffen.

Von Jens Müller 23.04.2020, 11:15

Blankenburg l Dieses Bild hat nicht nur Bürgermeister Heiko Breithaupt (CDU) am Mittwochnachmittag nachdenklich gestimmt. Vor dem Blankenburger Rathaus hatte sich kurz vor 14 Uhr eine lange Schlange gebildet. Dutzende Einwohner waren dem Aufruf der ehrenamtlichen Näherinnen vom „Treffpunkt Rathaus“ gefolgt, die an einer „Maskenklappe“ selbst gefertigte Mundbedeckungen gegen eine Spende abgeben wollten. Initiatorin und Projektleiterin Dusty Mehnert konnte es selbst kaum fassen, dass soviele Menschen dort anstanden. Denn schon vor Öffnung der Ausgabe stand fest, dass die Masken wohl nicht reichen würden. Binnen zehn Minuten waren alle 250 Teile vergriffen.

„Dabei haben wir das ganze Wochenende und bis in die Nacht hinein genäht. Mehr können wir nicht tun“, so Dusty Mehnert. Blankenburgs Wehrleiter Alexander Beck ließ kurzentschlossen aus den eigenen Beständen 300 Einmal-Masken zum Marktplatz bringen, die dann an die Wartenden sogar kostenlos abgegeben wurden. Derweil hatte sich Gudrun Mehnert, die Chefin der Arbeitsfördergesellschaft Harz (AfG), mit einer großen Tüte gespendeten Baumwollstoffs nach Hause verabschiedet: neue Mundbedeckungen nähen.

Was sich kurze Zeit später vor dem Rathaus abspielte, hat die engagierten Frauen dann aber bis ins Mark getroffen: „Unsere Näherinnen wurden zum Teil beschimpft, weil keine Masken mehr da waren. Einigen passte außerdem das Design nicht“, schilderten Beteiligte dieses unwürdige Szenario. „Das war für uns einfach niederschmetternd.“ Die ehrenamtlichen Näherinnen haben sich deshalb noch am Nachmittag zusammengesetzt und beschlossen, sich davon nicht unterkriegen zu lassen. „Wir möchten aber so nicht weitermachen“, stellten sie klar. Deshalb sind alle im Vorfeld veröffentlichten Ausgabetermine gestrichen worden. Wie Dusty Mehnert ankündigte, wird nunmehr nur noch auf Bestellung genäht. Wer eine solche Mundbedeckung möchte, kann sich gern an sie wenden und bekommt dann einen Termin genannt, an dem die Teile abgeholt werden können.

Heiko Breithaupt verwies derweil darauf, dass laut jüngster Landesverordnung nicht zwingend solche Mund-Nasen-Masken beim Einkaufen oder im Bus getragen werden müssen. Demnach reichen beispielsweise auch Schals und Tücher aus Baumwolle oder Rohseide.

Wer in der Nähwerkstatt mitmachen und/oder Stoff spenden möchte, kann sich über die Facebook-Seite „Treffpunkt Rathaus“ melden oder sich an Dusty Mehnert wenden – Telefon (01 51) 15 99 39 51, E-Mail dmehnert@afgharz.de.

Informationen auch unter www.facebook.com/treffpunktrathaus