Baustelle Dampflokwerkstatt als leuchtendes UFO für Wernigerode
Die Arbeiten an der „gläsernen“ Dampflokwerkstatt der Harzer Schmalspurbahnen biegen auf die Zielgerade ein.
Wernigerode
Wenn man das Gebäude der neuen Dampflokwerkstatt der Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) betritt, fühlt man sich sofort ganz klein. Denn mit einer Länge von 70 Metern, einer Breite von 35 Metern und einer Deckenhöhe von 15 Metern macht die „gläserne“ Werkstatt auf dem Ochsenteichgelände ganz schön Eindruck.
Noch erstrahlt die 6000 Quadratmeter große Halle voller Sauberkeit, doch damit ist bald Schluss. Denn ab 2022 soll an den ersten Dampfloks geschraubt werden. Dann heißt es zerlegen, reinigen und bewerten, damit im Sommer 2023 die ersten funktionsfähigen Loks ausrollen können.
Bisher haben die Wartungsarbeiten im thüringischen Meiningen stattgefunden, was pro Lok zu Kosten von bis zu einer Millionen Euro geführt hat. Doch mit dem Bau der neuen Werkstatt soll dies in Zukunft zum Teil in Wernigerode erfolgen. Meiningen bleibt dabei aber weiterhin Partner und auch die 1920 errichtete Werkstatt am Westerntor-Bahnhof wird weiter für Reparaturen genutzt.
Dampflokwerkstatt als Touristenmagnet
„Wir haben lange mit dem Bau gerungen“, so Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos). Die Frage des Standorts, als auch der Finanzierung soll länger im Raum gestanden haben. Doch letztlich haben zwei klare Vorteile überzeugt: Die geringeren Kosten für die Instandsetzung der 25 Dampfloks und das Potenzial als weitere Touristenattraktion.
Denn die Werkstatt soll auch für Touristen zugänglich gemacht werden. Von einer Empore aus sollen Besucher das Zerlegen der Bahnen beobachten und sich über die Dampfloks informieren können. Ein Atrium inklusive Souvenirladen und zwei Aussichtspunkte, mit Blick auf die Stadt und den Harz, runden das Erlebnis ab.
„Die HSB hat eine große touristische Bedeutung für die Harzregion“, betonte Peter Gaffert. Die „gläserne“ Werkstatt schafft in diesem Zusammenhang eine weitere Perspektive. Und das sei in der heutigen Zeit besonders wichtig, so der Oberbürgermeister.
Das Potenzial und die Strahlkraft der Werkstatt sei auch bereits jetzt sichtbar, erklärte HSB-Pressesprecherin Heide Baumgärtner: „Von außen betrachtet sieht das Gebäude aus wie ein leuchtendes UFO, das gerade inmitten der bunten Stadt am Harz gelandet ist.“
Verzögerungen wegen Corona
14,5 Millionen Euro hat die Umsetzung des HSB-Projekts gekostet, dessen Planung bereits im Jahr 2016 aufgenommen wurde. Laut Pressesprecher Dirk Bahnsen liegt der Bau trotz coronabedingter Verzögerungen noch im Zeitplan und wartet aktuell darauf, von der Behörde abgenommen zu werden.
Bevor die vier Kräne und drei Arbeitsflächen jedoch endgültig in Betrieb genommen werden können, muss zunächst die Infrastruktur der Außenanlage fertiggestellt werden. Denn ohne Straßen und Gleisen nützen auch die schönsten Dampfloks nichts.
Bis zu 15 neue Mitarbeiter
Währenddessen stehen in der alten Fahrzeugwerkstatt am Westerntor-Bahnhof bereits einige neue Mitarbeiter in den Startlöchern. Fünf bis acht Kollegen sollen zunächst in der neuen Halle unterkommen. „Wir fangen klein an, aber können gegebenenfalls auf 15 Mitarbeiter aufstocken“, erklärt Heide Baumgärtner.
Von dem Baufortschritt bei der Errichtung der „gläsernen“ Werkstatt haben sich am Freitag Verkehrsminister Thomas Webel (CDU) und Staatssekretärin des Thüringer Ministerium für Infrastruktur, Susanna Karawanskij (Die Linke), persönlich informiert.
Bei ihrem Besuch würdigte Thomas Webel die Harzer Schmalspurbahnen als ein Stück lebendige Geschichte und Publikumsmagnet über Landesgrenzen hinweg. Er sei überzeugt davon, dass Dampfloks noch viele Jahre fahren würden und betonte, wie wichtig es sei, die HSB auf ein sicheres Fundament zu stellen.