1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Rätsel um Riss in Rinderherde im Harz

DNA-Test Rätsel um Riss in Rinderherde im Harz

Erneut wird ein Tier aus einer Rinderherde bei Ilsenburg gerissen. Zur Klärung wurde der Luchs-Experte vom Nationalpark-Harz hinzugezogen.

Von Jörg Niemann 17.04.2020, 01:01

Ilsenburg l Das Osterfest war für den Ilsenburger Lothar Eyermann und seine Familie in zweifacher Hinsicht etwas Besonders. Zum einen fielen in Zeiten der Kontaktsperre die Familienfeiern aus und zum anderen sorgte der Riss eines Jungtieres seiner Rinderherde für Aufregung.

Lothar Eyermann hat sich schon seit vielen Jahren hobbymäßig der Rinderzucht verschrieben. Eine sechs Tiere zählende Herde von Highland-Angus-Kreuzung-Rindern nennt er sein eigen und lässt sie auf einer privaten Wiese in einem kleinen Waldstück nahe seiner Heimatstadt Ilsenburg weiden. Bislang war dabei eher selten für Aufregung gesorgt. Mal büxte ein Tier aus, mal war der Schutzzaun kaputt. Doch im Großen und Ganzen war es um die kleine Rinderherde ruhig.

Das änderte sich aber 2020. Im Februar stellte Lothar Eyermann erstmals einen Riss fest. Eine vier Jahre alte Kuh wurde von Wildtieren getötet und gefressen. Nicht hundertprozentig beweisbar, aber relativ wahrscheinlich war ein Luchs für den Riss verantwortlich. Schon damals untersuchte der Luchs-Experte Ole Anders vom Nationalpark Harz den „Tatort“. Im Ergebnis wurde entschieden, dass Lothar Eyermann für den Verlust einen Schadensausgleich erhält.

Am Montag gab es nun einen neuen Vorfall. Ein Spaziergänger mit Hund hatte die leere Hülle eines Jungtieres in der Nähe n der Weide bemerkt und verständigte den Besitzer umgehend. Im Zuge der Untersuchung kam auch wieder Ole Anders zum Einsatz, der zum einen den Kadaver untersuchte und danach für eine Nacht in der Nähe des Kadavers eine Kamera installierte, die bei der „Tätersuche“ helfen soll. Und in dieser Nacht zeigte sich ein erster Verdächtiger - ein Rotfuchs. Ob dieser allerdings mit dem Riss des Kalbes zu tun hat, ist reine Spekulation, schließlich streifen Füchse ständig durch ihre Reviere.

Auch der Umstand, dass es diesmal keine nachweisbaren Spuren eines für Raubtiere typischen Kehlbisses festzustellen gab, nährt die Vermutung eines Naturschicksals. „Es könnte durchaus sein, dass das junge Kalb tot oder mit schwerer Erkrankung auf die Welt kam. Das würde auch die fehlenden Spuren von Verteidigung des Jungen durch seine Mutter erklären. Es ist also durchaus möglich, dass das Tier schon verendet war, als sich vermutlich Füchse über seinen Kadaver hermachten. Wann genau der Vorfall war, lässt sich ebenfalls schwer einschätzen, denn die Herde muss nicht jeden Tag betreut werden und der Ausflugstourismus ist so gut wie zum Erliegen gekommen.

Ole Anders und auch Lothar Eyermann setzen deshalb auf biologische Spuren bei der „Tätersuche“. Dem getöteten Kalb wurden DNA-Proben entnommen, die nun ein Labor ausgewertet. Das könnte Hinweise auf den Fressfeind der Rinder liefern. Aber selbst wenn es konkrete Hinweise auf Raubtiere gibt, klärt dies nur, dass ein Räuber beim Fressen seine Speichelspuren hinterlassen hat. Wie das junge und sehr wahrscheinich gerade erst geborene Kalb sein junges Leben beendete, klären auch die DNA-Spuren nicht.

Lothar Eyermann ist auf das Ergebnis gespannt und hofft, dass vierbeinige Räuber künftig einen Bogen um seine kleine Rinderherde machen.