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Schul-Debatte Dorfdümpel erzürnt Gemüter

Die Bezeichnung "Dorfdümpel" für Silstedts Grundschule erzürnt die Gemüter. Der Verursacher aus Reddeber rudert zurück.

Von Julia Bruns 24.01.2018, 00:01

Silstedt/Reddeber l Die Schule in Silstedt „ist nie und nimmer ein Dorfdümpel“, sagt Karl-Heinz Mänz (CDU). Silstedts Ortsbürgermeister sei entrüstet über die Formulierung, die sein parteiloser Amtskollege Marcus Meier in der Ratssitzung in Reddeber in Bezug auf die Grundschule „Henning Calvör“ benutzte und Schwarz auf Weiß in der Volksstimme-Ausgabe vom 19. Januar zu lesen war.

„Ich traute meinen Augen nicht, doch dann haben es mir Ratsmitglieder aus Reddeber bestätigt“, sagt Mänz gegenüber der Volksstimme und schüttelt mit dem Kopf. Im Namen des Silstedter Ortschaftsrates und zur Verteidigung des Lehrerkollegiums „weise ich die Äußerung von Herrn Meier mit aller Schärfe zurück“. Ein Dorfdümpel sei mit einem kleinen Teich oder einer Jauchegrube zu vergleichen. „Ich hoffe“, so der Silstedter, „dass er es unüberlegt geäußert hat.“

Der Gescholtene behauptet hingegen gegenüber der Volksstimme: „Ich habe die Grundschule in Silstedt während der Ortschaftsratssitzung am 17. Januar nicht als Dorfdümpel bezeichnet.“ Das Wort selbst habe er erst nachschlagen müssen. „Richtig ist, dass ich in Bezug auf die Schule in Silstedt zum einen bauliche Nachteile für die Grundschüler sehe, zum anderen eine Separierung der Grundschüler aus den Ortsteilen generell nicht gut finde“, teilt Marcus Meier mit.

Seiner Ansicht nach bietet eine Grundschule wie im Wernigeröder Stadtteil Harzblick Vorteile, wenn seitens der Stadt die Hortbetreuung und eine zeitlich sinnvoll abgestimmte Schülerbeförderung angeboten wird. Meier: „Auch wenn mir persönlich eine Beschulung in der Grundschule Stadtfeld in Wernigerode lieber gewesen wäre. Sie hat jedoch ebenfalls keine Kapazitäten mehr.“

In der Sitzung des Ortschaftsrates in Reddeber war über eine Änderung der Schuleinzugsgebiete abgestimmt worden. So werden die Kinder aus Reddeber künftig ab der 1. Klasse in die Harzblick-Grundschule in Wernigerode gehen. Dadurch wird die Grundschule „Henning Calvör“ in Silstedt entlastet, die auch ohne die Schüler aus Reddeber ihr Limit erreicht hat. Für Eltern in Reddeber ist es nicht die erste Änderung des Schuleinzugsgebietes. Vor der Eingemeindung nach Wernigerode (zum 1. Januar 2010) lernten sie in Heudeber.

Auf Initiative der Silstedter Ratsmitglieder gemeinsam mit dem Schulamt der Stadt, „haben wir im Jahr 2013 einen Tag der offenen Tür organisiert, damit sich die Reddeberaner die Schule, den Pausenhof und die Turnhalle ansehen können“, erinnert Karl-Heinz Mänz. Die Reaktionen seien damals sehr positiv gewesen. „Sogar so positiv, dass einige Eltern ihre Kinder gleich für das neue Schuljahr in Silstedt angemeldet haben.“

Weiter wies Mänz darauf hin, dass in der Grundschule „Henning Calvör“ die Kinder aus Silstedt und den drei Ortsteilen Benzingeröde, Minsleben und Reddeber lernen und das Rüstzeug für den weiteren Schulweg erhalten. Zurzeit sind es 87 Mädchen und Jungen. Mit der 5. Klasse wechseln dann einige in die Ganztags-Sekundarschule Burgbreite, andere zum Stadtfeld-Gymnasium.

Das ländliche Grundschul-Konzept mit der Änderung von Schuleinzugsgebieten ist übrigens in Silstedt am kommenden Dienstag, 30. Januar, Thema in der Ortschaftsratssitzung. Sie ist öffentlich, findet in der Silstedter Grundschule statt und beginnt um 19 Uhr.