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Handball-Champions-League SCM gewinnt Halbfinal-Krimi

Der SC Magdeburg und der FC Barcelona schenkten sich im zweiten Halbfinale des Final 4 nichts. Nachdem die Grün-Roten vor der Pause sogar schon mal mit vier Toren hinten lagen, hatten sie das Spiel nach dem Seitenwechsel gedreht. Am Ende wurde es wie schon vor zwei Jahren ein absoluter Krimi - und mit einem 31:30 hatten die Magdeburger erneut das bessere Ende für sich und kämpfen morgen gegen die Füchse Berlin um Europas Krone.

Von René Miller und Lukas Reineke Aktualisiert: 14.06.2025, 21:55
Gisli Kristjansson setzt sich hier gegen die Barca-Abwehr toll durch. Links verfolgt Thiagus Petrus Goncalves dos Santos den Wurf. Kurz vor der Pause sah der Brasilianer nach einem Griff ins Gesicht von Kristjansson die Rote Karte.
Gisli Kristjansson setzt sich hier gegen die Barca-Abwehr toll durch. Links verfolgt Thiagus Petrus Goncalves dos Santos den Wurf. Kurz vor der Pause sah der Brasilianer nach einem Griff ins Gesicht von Kristjansson die Rote Karte. Foto: Michael Täger

Köln. - „Das ist ein absoluter Traum - und war auch sehr anstrengend. Aber lasst uns das morgen noch einmal machen“, erklärte SCM-Trainer Bennet Wiegert nach einem absoluten Halbfinal-Krimi, den sein Team am Ende mit 31:30 gegen Barcelona gewinnen konnte. Tim Hornke traf eine Sekunde vor der Schlusssirene die doppelte Überzahl seines Teams zum alles entscheidenden Tor. Der Jubel danach kannte keine Grenzen. Die Spieler tanzten auf der Platte und auf den Rängen fielen sich die Fans in die Arme.

„Das Entscheidende in dem Spiel war, immer das eigene Ding gemacht zu haben und an sich zu glauben. Egal, ob wir hinten gelegen oder geführt haben“, sagte SCM-Trainer Bennet Wiegert nach dem Finaleinzug.

Die Anhänger des SCM konnten sich ja schon am Nachmittag freuen, als klar war, dass Gisli Kristjansson zum Kader gehören würde. Nur für die Bank? Nur für den Notfalle? Nein, der Isländer war im zentralen Rückraum von Beginn an dabei. Dass ihm die linke Schulter aber immer noch schmerzte, war allerdings deutlich zu sehen, wenn er in die Zweikämpfe ging. Nach drei Minuten lagen die Magdeburger erst einmal mit 0:2 zurück, bevor Magnus Saugstrup den Anschluss herstellte. Und in der achten Minute konnte Felix Claar dann sogar zum 5:5 ausgleichen. Als Omar Ingi Magnusson zwei Minuten später per Siebenmeter an Emil Nielsen scheiterte, bestrafte Barcelona das durch Domen Makuc mit dem Treffer zum 8:5.

Nach einer Viertelstunde war der SCM mit 8:10 hinten und wechselte kurz darauf im Tor von Sergey Hernandez auf Nikola Portner. Aber auch der Schweizer bekam zunächst einmal keine richtigen Paraden hin. Die Abwehr stand nicht stabil genug. Die Barca-Profis kamen mit ein, zwei Wacklern viel zu leicht zum Kreis und damit zu einfachen Toren. So lag der SCM sieben Minuten vor der Pause sogar mit 12:16 hinten. Das sah gar nicht gut aus.

Drei Rote Karten für Barcelona

Aber eine Rote Karte für Thiagus Petrus Goncalves dos Santos veränderte das Spiel in der 26. Minute plötzlich. Der Brasilianer hatte Kristjansson im Gesicht getroffen und musste nach Videobeweis runter. Zuvor hatten sich die Grün-Roten schon auf 15:17 herangekämpft. Ein toller Kempa von Lukas Mertens auf Tim Hornke brachte das 16:17. Zwei Minuten vor der Pause gelang beim 17:18 dann auch Kristjansson sein erstes Tor. Und Albin Lagergren sorgte 40 Sekunden vor Ende der ersten Halbzeit für den 18:18-Pausenstand.

Nach dem Seitenwechsel glichen die Magdeburger bis zum 21:21 jeweils die Führung von Barca aus. Portner wurde jetzt endlich auch zum Faktor und half mit wichtigen Paraden. In der Abwehr wurde aufgrund des kürzeren Weges jetzt zusätzlich gewechselt. Da kam Christian O’Sullivan für Claar, während Antonio Serradilla weiterhin mit Kristjansson tauschte. Und bei den Kreisläufern hatten die Grün-Roten von Saugstrup auf Oscar Bergendahl gewechselt. In der 40. Minute setzte sich der Titelverteidiger aber wieder mit zwei Toren (23:21) ab. Doch mehr ließ der SCM nicht zu und glich in der 46. Minute durch Magnusson per Siebenmeter zum 24:24 aus. Eine Minute später sorgte Magnusson im Gegenstoß sogar für die erste Magdeburger Führung (25:24) im Spiel.

Kurz darauf musste Barca-Star Dika Mem mit muskulären Problemen von der Platte getragen werden. Der SCM ließ sich aber nicht stoppen und legte jetzt selbst immer einen Treffer vor. Leider nur bis zum 27:26. Dann hatte Barca mit einem 3:0-Lauf das Spiel wieder gedreht und profitierte dabei zwei Mal in Überzahl vom leeren Magdeburger Tor. Magnusson brachte mit seinem elften Treffer aber die Hoffnung zurück. Und gut fünf Minuten vor Schluss glich Mertens zum 29:29 aus.

Portner hielt und Hornke traf

Portner leitete dann mit seiner inzwischen siebten Parade die Chance zur erneuten Führung ein. Doch Magnusson scheiterte per Siebenmeter an Nielsen (56.). Weil Barcas Makuc im Gegenzug nur den Pfosten traf, war der SCM wieder in Ballbesitz - scheiterte aber erneut an Nielsen. Und Arino Bengoechea traf zum 29:30 aus SCM-Sicht ins leere Magdeburger Tor. Serradilla brummte zu diesem Zeitpunkt zwei Minuten ab.

Der Krimi nahm jetzt aber erst richtig Fahrt auf. Nach einem Foul an Claar bekam 95 Sekunden vor Schluss auch Jonathan Carlsbogard den Roten Karton gezeigt. Kurz drauf auch noch Arino Bengoechea - und der SCM war jetzt sogar in doppelter Überzahl. Zuvor hatte Hornke per Siebenmeter zum 30:30 ausgeglichen. Aber es kam nach einer weiteren Parade von Portner und einer Auszeit noch besser. Als es weiterging, waren noch 12 Sekunden auf der Uhr, die der SCM clever nutzte, um Hornke für das Siegtor freizuspielen. Damit ist das deutsche Finale gegen die Füchse Berlin in der Königsklasse perfekt. „Es war genau auf den Punkt“, freute sich Wiegert über den Treffer in letzter Sekunde: „Es freut mich sehr, dass sich Tim mit dieser tollen Leistung belohnen konnte.“

Statistik zum Spiel

SCM-Tore: MAgnusson 11/7, Hornke 7/1, Lagergren 4, Claar 3, Mertens 2, Saugstrup 2, Bergendahl 1, Kristjansson 1

Barca-Tore: Mem 8, N'Guessan 5, Richardson 4, Arino 3, Makuc 3, Carlsbogard 2, Frade 2, Gomez Abello 2/2, Nielsen 1

Schiedsrichter: Nikolov/Nachevski (Nordmazedonien)

Strafminuten: 8 - 10

Rot: Goncalves dos Santos (Barcelona/26.), Carlsbogard (Barcelona/59.), Arino Bengoechea (59.)

Siebenmeter: 8/19 - 4/4