Schau in den Garten Ein heilbringender Garten zum Riechen, Schmecken und Erinnern mitten in Blankenburg
Vierter Rundgang der Gemeinschaftsaktion „Schau in den Garten“ von Harzer Volksstimme, dem Verein „Blankenburg blüht auf“, Harzsparkasse und der Stadtverwaltung: Diesmal zu Gast beim Team der Gerontopsychiatrie des Harzklinikums in Blankenburg - in einem im wahrsten Sinne heilbringenden Garten.

Blankenburg - „Er ist ein Garten zum Riechen, zum Schmecken und zum Erinnern. Hier gibt es jeden Tag etwas zu erleben“, sagt Ergotherapeutin Andrea Schrader. Nahezu jeden Morgen geht sie mit den Patienten der Gerontopsychiatrie des Harzklinikums an der Thiestraße in die gepflegte Grünanlage, die vor elf Jahren direkt an der Station angelegt worden war. „Wir beginnen dort den Tag mit Frühsport – selbst bei Nieselregen“, sagt die Osterwieckerin, die gemeinsam mit ihrem Kollegen Thomas Schönebaum aus Blankenburg den Garten fest in den Therapie-Alltag integriert hat.
Bewegung an der frischen Luft
Das Bewegen an der frischen Luft, die gärtnerische Betätigung, ja manchmal auch nur das Beobachten der Vögel an dem vor sich hin plätschernden Brunnen erzeuge positive Emotionen, fördere vor allem das Erinnern und das eigenständige Handeln. „Viele unserer Patienten hatten selbst mal einen Schrebergarten. Da wird schon automatisch im Beet das Unkraut gezupft“, berichtet Thomas Schönebaum von der positiven Wirkung des Gartens auf die von ihm und seinen Kollegen betreuten Menschen.
22 Patientenbetten auf der Station
In der Gerontopsychiatrie in Blankenburg werden Frauen und Männer ab 65 Jahre betreut, die unter Demenz, schweren Depressionen und Alterspsychosen leiden sowie mit den psychischen Folgen nach einem Schlaganfall, einem Herzinfarkt, Operationen oder anderen schweren Krankheiten zu kämpfen haben. Wie die Station mit den insgesamt 22 Betten ist auch der Garten ein geschützter Bereich.
Idee vor elf Jahren umgesetzt
„Die Ideen und Initiativen hierfür sind voll aufgegangen. Der Garten hat sich toll entwickelt“, schätzt Oberärztin Dr. Kerstin Amse ein, die ihn selbst nach Kräften unterstützt. So konnte mit ihrer Hilfe ein Kräuterbeet angelegt werden. Ursprünglich stand an jener Stelle eine Fichte. „Sie hat den trockenen Sommer nicht überlebt“, berichtet die Medizinerin, die noch weitere Pflanzideen hat: „Im nächsten Jahr gibt es eigene Zwiebeln für unseren Gurkensalat.“
Säen, ernten und gemeinsam essen
Denn der Therapiegarten ist nicht nur eine Oase zum Verweilen. „Hier werden alle Sinne angeregt“, sagt Andrea Schrader. Neben duftenden Kräutern, prächtigen Sonnenblumen und Hortensien, finden sich in mehreren Hochbeeten auch schmackhafte Gurken, Tomaten und Zucchini. Hinzu gesellen sich im Umfeld ein Kirsch- und ein Apfelbaum. Im nächsten Jahr sollen noch süße Himbeeren hinzukommen. Nahezu alles aus den privaten Gärten von Andrea Schrader und ihren Kollegen.
Patienten helfen beim Gärtnern mit
„Es wird alles mit den Patienten gemeinsam geerntet und auch verarbeitet“, ergänzt Thomas Schönebaum. Und selbst die Dekoration ist hausgemacht. Seien es bunte Nistkästen, ein Insektenhotel, Duftsäckchen mit Lavendel aus eigenem Anbau oder die hübschen Beetschilder aus Kupferblech: Solche kreativen Dinge entstehen in der Ergotherapie der Klinik. „Wir sind ein eingespieltes Team“, sagen Andrea Schrader und Thomas Schönebaum, die auch ein großes Lob an die Gärtner der Klinik richten, die bei schwereren Arbeiten immer zur Stelle sind und helfen. Um ihre Arbeit künftig noch ein bisschen zu erleichtern, wünscht sich das Therapieteam der Station P1 noch einen kleinen Handmäher zur Rasenpflege.
Klinikmitarbeiter mit viel Herzblut dabei
Das Engagement der Klinikmitarbeiter, die soviel Herzblut in „ihren“ Garten stecken, hat beim vierten gemeinsamen Rundgang dieses Sommers auch die Mitstreiter der Gemeinschaftsaktion „Schau in den Garten“ beeindruckt. „Hier spürt man den Grünen Daumen“, sagte Birgit Walsch, die für Blankenburgs Barocke Parks und Gärten zuständig ist und auch die Umgestaltung des Stadtparks konzipiert hat. Wie sie erklärte, soll der von den Patienten gern genutzte Thie-Park noch schöner gestaltet werden. Das fördere auch die Aufenthalts-Qualität der Klinik, so die Garten-Expertin. Ulrich-Karl Engel vom Verein „Blankenburg blüht auf“ nutzte den Besuch, um für Initiativen zur Rettung von Bienen zu werben, beispielsweise durch Anlegen von Blühwiesen. Er schlug außerdem vor, sich bei Gartenfreunden in Blankenburg Unterstützung für Pflanzen und Gerät zu holen: „Wer etwas Gutes tun möchte, könnte für die weitere Gartengestaltung etwas spenden.“


