Schmiede Ein Herz aus Stahl in Wernigerode
Die Krellsche Schmiede ist der einzige Ausbildungsbetrieb seiner Art in Sachsen-Anhalt. 2018 wird sie 340 Jahre alt.
Wernigerode l Hammerschläge dröhnen, im Ofen lodert eine Flamme und im Raum breitet sich wohlige Wärme aus. So präsentiert sich die Krellsche Schmiede ihren Besuchern, die das Gebäude von Montag bis Sonnabend von 10 bis 17 Uhr besichtigen können. Außerdem bekommen sie eine Führung durchs ganze Haus.
2008 hat Wolf-Dieter Wittig die Schmiede übernommen. Er ist Metallbaumeister mit Fachrichtung Metallgestaltung. „Für diese Arbeit braucht man ein Herz aus Stahl. Ich kann mit diesem Material gut umgehen. Die fertigen Produkte halten lange, und das fasziniert mich“, erklärt der Fachmann.
Weiter sagt er, dass an der Schmiede aus dem Jahre 1678 viel getan werden musste. Vom Fußboden bis zum Ofen sei alles neu, doch der historische Charakter blieb erhalten. Außerdem funktioniere alles wie zur damaligen Zeit. „Im Laufe der Jahrhunderte gab es insgesamt sechs Fußböden. Nun liegt der Originalfußboden wieder ganz oben. Bei den Arbeiten gab es großartige Unterstützung von hiesigen Unternehmen“, betont Wittig.
Im 17. Jahrhundert wurde die Schmiede von Michel Krell errichtet. Bis 1975 diente sie als Huf-, Beschlag- sowie Wagenschmiede. Dann tat sich erst einmal nichts. Nach der Wende entstand im historischen Gebäude ein Museum. „Ich gehöre nun zur dritten Familie, welche die Einrichtung unter dem Namen Wittig betreibt“, so der Inhaber.
Derzeit gibt es zwei Lehrlinge. Die Ausbildungszeit beträgt dreieinhalb Jahre. „Dieser Beruf ist vielseitig und man kann seine Kreativität ausleben. Ich arbeite gern handwerklich und kann anschließend sehen, was ich geschaffen habe“, sagt Jürgen Bismar. Der 34-Jährige befindet sich derzeit im zweiten Ausbildungsjahr. Nebenbei führt er Besucher durchs Haus und gibt Anleitung bei Schmiedekursen.
Solche Kurse können allein oder für mehrere Personen gebucht werden. Produkte sind zum Beispiel Feuerkörbe, Kaminzubehör oder individuelle Dinge wie Glücksbringer. „Solch ein Schmiedekurs ist sehr interessant. Mich fasziniiert ganz einfach dieses Handwerk“, erklärt Gerd Ludwig seine Teilnahme. Er ist von Beruf Diplom-Chemiker und lebt in Halle. Sein Geburtsort ist jedoch Blankenburg.
Zudem finden Schmiedekurse für Schulklassen oder Kindergruppen statt. Wolf-Dieter Wittig: „Solche unterrichtsbegleitenden Angebote gibt es für Grundschulen bis hin zu Abiturklassen. Das weckt die Lust auf Naturwissenschaft. Und Geschichte wird vermittelt.“ Ebenfalls können die Räume für Feiern gemietet werden.
Ein Höhepunkt für die Krellsche Schmiede ist im März die Internationale Handwerksmesse in Bayerns Landeshauptstadt München. „Dort präsentieren wir auch den Handwerkskammer-Bezirk Magdeburg“, sagt Wittig stolz. Das Besondere auf dieser Großveranstaltung ist das Schmieden in einer Messehalle. Dafür haben die Wernigeröder eine fahrbare Schmiede gebaut.
Ein weiteres Ereignis in diesem Jahr ist das Schmiedetreffen in Berßel. Das wird von der „Harzer Schmiedeeinung“ veranstaltet. Dieser alte Begriff bedeutet Innung. Wittig war vor zwei Jahren Mitbegründer - und der Verein hat rund 20 Mitglieder.
Seit einigen Jahren ist für die Krellsche Schmiede die ehemalige Güterhalle der Deutschen Reichsbahn in der Feldstraße ein weiteres Domizil. Dieses Atelier ist etwa 400 Quadratmeter groß, die Fläche in der Wernigeröder Innenstadt beträgt hingegen nur 60 Quadratmeter. „Im Schmiede-Atelier haben wir mehr Platz für größere Geräte, zum Beispiel einen alten, schweren Lufthammer. Außerdem versprüht die Halle frühindustriellen Charme“, erklärt Wittig. Das Atelier soll weiter ausgebaut werden. „Ziel ist ein Schmiede-Kompetenz-Zentrum für die Ausbildung von Lehrlingen.“