Freizeit Einblicke in Erdgeschichte für Wanderer am Harzer Marmorbruch
Der Marmorbruch am Hartenberg bei Elbingerode bietet Wanderern interessante Einblicke. Ein neuer Geopunkt erzählt die Geschichte.

Elbingerode - Seine Leidensfähigkeit hat Dittmar Marquordt unter Beweis gestellt. 15 Mückenstiche hat der zweite Vorsitzende des Harzklub-Zweigvereins Elbingerode ertragen, bis der neue Geopunkt „Marmorsteinbruch Hartenberg“ eingeweiht war. Als Träger des Unesco-Geoparks hat der Regionalverband Harz eine Informationstafel aufstellen und die Treppe, die einen Blick in den Marmorbruch ermöglicht, grundlegend sanieren lassen.
Der Marmorbruch Hartenberg befindet sich nahe der Siedlung Hartenberg zwischen dem Schaubergwerk Büchenberg und der Königspfalz Bodfeld. Zurzeit versperren die Baumkronen noch den Blick in den Marmorbruch. Daher empfiehlt Marquordt, von Ende Herbst bis zum Frühjahr wiederzukommen. Zur Sicherheit der Besuchenden wurde zudem eine Kette gespannt.
„Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, zu zeigen, wie die unterschiedlichen Landschaften entstanden sind“, sagt Astrid Witte, Geschäftsstellenleiterin des Regionalverbandes. Denn in einem Geopark bilden Geotope Fenster, die einen Blick in die Erdgeschichte ermöglichen.
Schutzwürdig und aufschlussreich
„Geotope sind Bildungen der unbelebten Natur, die Erkenntnisse über die Entwicklung der Erde oder des Lebens vermitteln“, heißt es auf der Internetseite des Regionalverbandes. Darüber hinaus geben sie Aufschlüsse über Gesteine, Böden, Mineralien und Fossilien sowie einzelne Naturschöpfungen und natürliche Landschaftsteile. Aufgrund ihrer Bedeutung seien sie besonders schutzwürdig.
Auf Initiative des Harzklub-Zweigvereins Elbingerode wurde nun auch der Marmorbruch Hartenberg, eine von fünf Marmorlagerstätten rund um Elbingerode, als Geopunkt aufgenommen. Mit seinen Erkenntnissen und Recherchen hat der Wernigeröder Geologe Dr. Hartmut Knappe maßgeblich zur Gestaltung der dazugehörigen Informationstafel beigetragen, so der Vize-Vorsitzende des Elbingeröder Harzklubs.
Entstanden sind Marmor-Lagerstätten im Mitteldevon durch Wechselwirkungen von vulkanischer Aktivität mit Korallenriffen, erklärt Christian Resow vom Regionalverband Harz. Er weiß, dass es sich beim Hartenberger Marmor, der unter anderem in der Friedenskirche in Potsdam verbaut wurde, eigentlich nicht um Marmor handelt, sondern um Knollenkalk.
Enge Beziehungen zu Wernigeröder Schlossherren
Entdeckt wurden die Vorkommen zufällig bei der Erkundung von Eisenerzlagerstätten der Umgebung im 18.Jahrhundert. Rund 150 Jahre war der Abbau in Betrieb. Die Hauptphase lag zwischen 1840 und 1848. Grund dafür waren die engen wirtschaftlichen Beziehungen der Grafen von Stolberg-Wernigerode mit dem preußischen Königshaus.
10 bis 15 Bergleute waren im Marmorbruch Hartenberg tätig. Transportiert wurden die Rohsteinblöcke damals mittels strohgepolsterten Schwerlast-Pferdewagen über Wernigerode bis zur Elbe bei Magdeburg. Von dort aus gelangen sie weiter bis in die preußische Residenzstadt Potsdam, wo sie zu Architektur-Elementen verarbeitet wurden. Neben Souvenirs wurden aus dem Hartenberger Marmor auch Briefbeschwerer oder Tischplatten gefertigt, beschreibt Dittmar Marquardt. Seine Farbe reicht von dunkelgrün bis olivgrün.
Der Dank von Astrid Witte gilt den Helfern, die zur der Verwirklichung des Projekts beigetragen haben. Dazu gehören der Harzklub-Zweigverein Elbingerode, der Landesforstbetrieb und der Oberharzer Tourismusbetrieb.

Unter hohem Druck entstanden
Im Anschluss gab Günther Breutel, ehemaliger Chef der Heimatstube Elbingerode, einen Einblick in die Marmorvorkommen aus dem Elbingeröder Komplex mithilfe einer eigens gestalteten Schautafel. So erklärt er, dass die Vorkommen unter hoher Temperatur und Druck vor ungefähr 300 Millionen Jahren entstanden sind. Abgebaut wurde der Marmor am Hartenberg, am Krockstein in Königshütte sowie in Rübeland.
Laut Breutel, der sich ebenfalls auf das Buch „Höhlen, Südsee, Marmorstein – unterwegs im Harz“ von Hartmut Knappe bezieht, wurde der Krocksteiner Marmor wie der bei Hartenberg zufällig gefunden. Zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert wurde er abgebaut und in einer Marmormühle an der Bode bearbeitet. „Von allen Sorten des Marmors aus dem Elbingeröder Komplex war er durch seine hohe Qualität und rötliche Farbenpracht der Bedeutendste“, berichtet der Elbingeröder. Heute ist der Krocksteiner Marmor unter anderem in der Eingangshalle der Baumannshöhle in Form einer Rundbank wiederzufinden. Auch der Taufstein im Halberstädter Dom soll daraus gefertigt sein.
Der Schwarze Marmor aus Rübeland hat Breutel zufolge ein typisches moosartiges Muster. Entstanden ist dieses durch Erdöl-Anreicherungen. Im Harz selbst wurde es jedoch nicht verwendet. Aus ihm wurden Kaminfassungen oder kleine Säulen in Schlössern und Kirchen hergestellt. Im Blankenburger Bahnhofspark solle eine Säule aus Rübeländer Schwarzem Marmor stehen.