Energieerzeuger bringt Anlage bei Wendefurth nach 45 Jahren auf den modernsten Stand Eine Turbine ist zerlegt, der Beton bröselt - Pumpspeicherkraftwerk wird wie neu
Das Pumpspeicherkraftwerk Wendefurth wird von Grund auf erneuert. Energieriese Vattenfall bringt die seit 1967 arbeitende Anlage bis 2014 auf den modernsten Stand. Die erste von zwei Turbinen ist völlig demontiert und in der Aufarbeitung.
Wendefurth l Am niedrigen Wasserstand im Wendefurther Stausee ist es genauso ablesbar wie am laut über die Wälder hallenden Zischen der Aggregate oder an den vielen gelben Baufahrzeugen: Am Pumpspeicherkraftwerk der schwedischen Firma Vattenfall in Wendefurth wird emsig gearbeitet. Eine der beiden riesigen Turbinen ist bereits demontiert.
"Die Einzelteile befinden sich in der Aufarbeitung", erläutert der Revisionsleiter für die Komplexsanierung, Frank Müller. Sie wurden dazu in die verschiedensten Firmen von Nordhausen im Harz bis Dresden und in viele andere Orte geschickt. Auch wenn die Anlage seit der Inbetriebnahme 1967 tadellos funktionierte, so haben Wasser, Druck und Sauerstoff aus dem Wasser auch im härtesten Stahl kleine Bläschen und hier und da feine Risse entstehen lassen. Diese werden jetzt mit modernsten Verfahren aufgespürt und repariert, so Frank Müller.
Das betrifft handliche Teile ebenso wie die Riesenlaufräder der zwei Pumpen und Turbinen aus dem tiefen Inneren des Kraftwerks. Das betrifft aber auch die markanten, außen gut sichtbaren Fallrohre der Anlage, in denen das Wasser 126 Meter hinunter auf die Turbinen stürzt oder hinauf gepumpt wird. "Jede der Schweißnähte aller vier Meter an den Rohren wird geröntgt, der Korrosionsschutz erneuert", erläutert Müller. Soweit die Metallfraktion.
Bei den Betonteilen am Einlaufbauwerk im Oberbecken und noch mehr beim Auslaufbauwerk unten im Stausee ist die Abnutzung nach 45 Jahren Dauerbetrieb noch deutlicher zu erkennen: Etliche Zentimeter tief wurde die Oberfläche im Tosbecken regelrecht zerbröselt. Dort trifft das Wasser nach seiner energiespendenden Falltour brodelnd auf.
Mit einem Wasserstrahl und einem Druck von 1000 bar (!) sind Experten derzeit dabei, alles Poröse abzutragen. Dann kommt neuer Putz drauf, wie der Leiter für die Betonsanierung, Christian Heß, informiert. Um an das Tosbecken überhaupt heranzukommen, musste der Wasserspiegel des Stausees im April fast ganz, muss er auch künftig noch auf rund fünf Meter unter Normalhöhe abgesenkt werden, wofür der Talsperrenbetrieb sorgt. So hat der See wie gegenwärtig dann immer noch 20Hektar Wasserfläche als Naturreservoir und Tummelplatz für Ruderboote zu bieten.
Während Touristen vom Boot oder vom Vortragsplatz der Harzer Urania gegenwärtig das imposante Geschehen beobachten, sind auf der Großbaustelle neben dem Vattenfall-Team um Kraftwerksleiter Lothar Köppke noch bis zu 15weitere Firmen aus Deutschland und Österreich mit täglich bis zu 100Spezialisten zu Gange. Nächstes Jahr soll dann die zweite Turbine ertüchtigt werden, während die erste wieder Strom liefert.
Ab April 2014, so der Plan, soll das Kraftwerk in Gänze sauberen Strom aus Wasserkraft liefern - im Prinzip wie schon ab 1967. Nur moderner, stabiler, flexibler.
Dazu investiert Vattenfall etliche Millionen Euro (konkrete Summen werden nicht genannt) und bekennt sich so zur Energieerzeugung in seinem Pumpspeicherkraftwerk im Harz.