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Kinderbetreuung Eltern kritisieren neue Kita in Wernigerode - Leitung weist Vorwürfe zurück

Am Rande Wernigerodes können Kinder naturnah spielen und lernen. Doch Eltern beklagen häufige Perosnalwechsel in der neuen Kita. Was ist dran an den Gerüchten?

Von Holger Manigk 24.11.2021, 05:30
Das Außengelände neue Kindertagesstätte an der Freiheit 60 in Hasserode ist immer noch Baustelle. Insgesamt kostet das Projekt der Lebenshilfe Harzkreis-Quedlinburg drei Millionen Euro.
Das Außengelände neue Kindertagesstätte an der Freiheit 60 in Hasserode ist immer noch Baustelle. Insgesamt kostet das Projekt der Lebenshilfe Harzkreis-Quedlinburg drei Millionen Euro. Foto: Holger Manigk

Wernigerode - Noch namenlos, doch schon umstritten: Hinter den Mauern des neuen Naturkindergartens in Hasserode rumort es. Mehrere Eltern (Namen der Redaktion bekannt) beschweren sich über die Betreuung ihrer Knirpse im alten Forsthaus an der Freiheit 60 ganz im Südwesten Wernigerodes.

„Es ist eine wunderschön gelegene Villa mit einer hervorragenden, alle Bedürfnisse abdeckenden Einrichtung. Die Personalpolitik wiederum ist erschreckend und grob fahrlässig“, klagt eine Mutter. Ständige Mitarbeiter-Wechsel erschwerten vor allem den Krippenkindern unter drei Jahren die Eingewöhnung.

Dazu sinke die Zahl der Fachkräfte wegen Entlassungen, Kündigungen und Krankheitsfällen immer weiter, so dass teilweise Praktikanten den Krippenbereich übernehmen müssten. „Einige Eltern haben bereits die Reißleine gezogen und ihre Kinder wieder aus der Einrichtung genommen“, berichtet die Mutter.

Unerwartete Wechsel beim Personal in Lebenshilfe-Kita

„Wir beschäftigen derzeit mehr Personal in der Kita als notwendig“, entgegnet Sandy Timm vom freien Träger der Tagesstätte, der Lebenshilfe Harzkreis-Quedlinburg. Die Einstellung sei auf Basis einer voll besetzten Einrichtung mit 65 Kindern erfolgt. Derzeit sei aber laut der Leiterin für Projektmanagement nur die Hälfte der Kita-Plätze besetzt.

Zutreffend sei, „dass es in der Vergangenheit eine Personalfluktuation gegeben hat, mit welcher auch wir so nicht gerechnet haben“. So hätten sich seit der Eröffnung im März teilweise Erzieher für eine Kündigung entschieden, „weil eine andere Vorstellung zu einem naturpädagogischen Konzept in einem inklusiven Rahmen bestand“.

„Zudem haben auch wir eine Kündigung während der Probezeit ausgesprochen, da wir von den Kompetenzen des Arbeitnehmers nicht überzeugt waren“, ergänzt Timm. „Aber genau für dieses Kennenlernen“ sei dieser Zeitraum vorgesehen.

Lebenshilfe Harzkreis setzt auch Personal aus Schulhort ein

Klar widerspricht Sandy Timm allerdings der Behauptung, dass permanent Praktikanten im ehemaligen Forsthaus aushelfen müssten. „Hier scheint es eher zu Vermischungen beziehungsweise Verwechslungen aus Unwissenheit gekommen zu sein.“ Die Lebenshilfe beschäftige auch Kollegen aus dem Hort der Liv-Ullmann-Schule für geistig Behinderte. Ziel sei dabei ein flexibler Einsatz der Mitarbeiter „zur Unterstützung in schwierigen Zeiten“. Dieses System praktiziere der Träger ebenfalls in anderen Einrichtungen im Unternehmen.

Tatsächlich beschäftige die Lebenshilfe Harzkreis-Quedlinburg Praktikanten, „um jungen Erwachsenen die Möglichkeit zur Berufsorientierung und eine Einsicht in den Arbeitsalltag eines Erziehers zu geben“. Gleichzeitig nutze das Unternehmen laut seiner Projektmanagerin damit „eine Chance, sich als attraktiven Arbeitgeber zu präsentieren. Denn der Fachkräftemangel hat bereits begonnen“.

Krankheitsfälle durch Corona und Quarantäne

Zudem habe die Pandemie seit der Kita-Eröffnung am Rande Hasserodes vieles durcheinander gewirbelt: Sowohl Corona selbst als auch Quarantäne hätten für „unerwartete Krankenstände“ gesorgt, wie Sandy Timm ergänzt. Dabei zeige sich „unser erfolgreiches Konzept, Kollegen aus dem Hort regelmäßig auch in der Kita einzusetzen, als bestätigt“.

Die Lebenshilfe-Mitarbeiterin versichert, „dass es zu keinem Zeitpunkt seit der Eröffnung zu einem unverhältnismäßigen Mangel von Personal gekommen ist. Wir wissen um unsere Verantwortung gegenüber den Familien und den uns anvertrauten Kindern und nehme diese sehr ernst.“

Auf Namenssuche

  • ie Lebenshilfe Harzkreis-Quedlinburg hat im August die Suche nach einem Namen für ihre neue Kita in Wernigerode gestartet. „Bisher sind knapp 50 Namensvorschläge bei uns und im Kindergarten direkt eingegangen“, berichtet Projektmanagerin Sandy Timm. Derzeit sei das Unternehmen in der Planung für die Auswahl. Der Name soll in weihnachtlicher Atmosphäre am Freitag, 10. Dezember, bekannt gegeben werden.
  • Die naturnahe Einrichtung soll die laut Stadtverwaltung „sehr gut ausgelasteten“ kommunalen Kindertagesstätten in Wernigerode entlasten – ihre 1022 Plätze seien kontinuierlich gefragt. Die Lebenshilfe Harzkreis-Quedlinburg sprang 2018 als freier Träger ein. Ursprünglich wollte der Sozialdienstleister die integrative Kita Anfang 2020 eröffnen. Doch die Bauarbeiten in der und um die denkmalgeschützte Villa verzögerten sich mehrfach.