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Bizarrer Streit ums Wasser aus dem Tänntal – Rohrteich droht auf der Strecke zu bleiben / Dominik Bruns: "Es hat sich Resignation breit gemacht"

Von Rainer Marschel 06.09.2011, 04:40

Nicht nur bei Dominik Bruns liegen seit Jahren die Nerven blank. Er ist 1. Vorsitzender des Angelsportvereins Drübeck. Hintergrund ist ein bizarrer Wasserstreit, der seit Jahren im unteren Tänntal tobt. Wer bei der Wasserverteilung gerade die Oberhand gewonnen hat, ist am extremen Niedrigwasserstand des Rohrteiches für Jedermann abzulesen.

Drübeck/Darlingerode. Das Beste gewollt, aber das Falsche getan zu haben. Auf diese Formel lässt sich bringen, was Dominik Bruns derzeit über alle Maßen beschäftigt. Derweil musste der Vorsitzende des Drübecker Angelsportvereins vor wenigen Tagen nicht nur gehörig zurückrudern. Er "darf" zudem auch noch mit ansehen, dass "sein" Fischbesatz im vom Verein gepachteten Rohrteich immer mehr in Bedrängnis gerät.

Über Streit freut sich der Fischreiher

Aber, wo zwei sich streiten, "freut sich der Fischreiher", so Bruns. Dem Vogel werde es wegen des Niedrigwassers besonders leicht gemacht.

Die Antwort darauf, weshalb der Bachlauf auf mindestens 50 Metern ausgetrocknet ist, findet sich im unteren Tänntal. Dort gibt es zwei Stellen, an denen sich der Bach teilt. Wasser auf der westlichen Seite landet nach gut einem Kilometer im Rohrbach, zumindest theoretisch. Das Nass, das den östlichen Weg nimmt, fließt in Richtung Darlingerode weiter. An dieser Schnittstelle scheiden sich die Geister. Die Untere Wasserbehörde spricht wörtlich von einem "Verteilerbauwerk". An dieser Stelle werde ganz offensichtlich und seit Jahren manipuliert. Sind es die Kleingärtner? Zumindest sind es paradoxerweise die Mitglieder des Drübecker Angelsportvereins selbst.

In ihrer Not hatten sie Beton in den Bachlauf geschüttet, um das Wasser nach ihren Vorstellungen gerechter aufzuteilen. Und, um den Rohrteich samt Fischbesatz doch noch zu retten. Dominik Bruns: "Wir haben das Beste gewollt, aber es war trotzdem ganz falsch. Es war ja vorab nicht genehmigt worden." Bruns spricht rückblickend von einer "unverzichtbaren Reparatur", die aber dennoch illegal war. Doch dieser Arbeitseinsatz war über Nacht bereits wieder hintertrieben worden. Bislang Unbekannte haben, mit Spitzhacken "bewaffnet", alles wieder "korrigiert". Mit diesem nächtlichen "Umbau" wurde quasi im Handstreich der alte Zustand hergestellt. 90 Prozent des Wassers floss wieder in Richtung Darlingerode.

"Können Tiere nicht mehr abfischen"

Der klägliche Rest gelang nicht einmal in die Nähe des Rohrteiches. Und dort wird die Situation für die Natur immer bedrohlicher. Bruns: "Wir kämpfen einen scheinbar aussichtslosen Kampf gegen Windmühlen. Bei uns hat sich längst Resignation breit gemacht."

Die gewaltsam herausgeschlagenen Betonstücke wurden in den westlichen Bachlauf geworfen. Bis vor wenigen Tagen türmten sich so neue Hürden auf. Die Untere Wasserbehörde der Kreisverwaltung reagierte prompt und erteilte die Auflage zum sofortigen Rückbau der Betonreste. Das ist unterdessen auch geschehen. Dominik Bruns reumütig: "Es war unklug, das so zu machen. Wir hatten uns das nicht gut genug überlegt." Letztlich sei aber die Besichtigung der Ämter nur durch die Initiative des Pächters zustande gekommen – ein Hilferuf zur Rettung des Pachtgewässers. Denn ein weiteres Problem sei, so Bruns: "Wir können den Fischbesatz aus dem Rohrteich nicht abfischen. Dann wäre der Schaden wegen des aufgewühlten Schlammes und des Stresses für die Tiere ja noch viel größer." 50 Prozent der Fische hätten keine Überlebenschance.

Unterdessen scheint man in der Unteren Wasserbehörde längst ernsthafte Zweifel zu hegen, ob sich der Rohrteich mittel- und langfristig überhaupt noch halten lässt, teilte die Kreisbehörde auf Volksstimme-Anfrage mit. Als Begründung fügte sie an: Im nahen Tonmühlenteich würden meterhoch die Bäume wachsen.