Wernigerode Familienzentrum zieht im Juli in neues Domizil im Stadtfeld
Für 4,6 Millionen Euro entsteht am Seniorenzentrum Stadtfeld ein mehrstöckiger Anbau. Hier werden bald nicht nur Demenzkranke betreut. Auch das Familienzentrum zieht in das Gebäude.

Wernigerode - Die Zukunft des Familienzentrums ist gesichert – finanziell und auch räumlich. Wernigerodes Stadtrat hat kürzlich grünes Licht für die weitere finanzielle Unterstützung der Einrichtung im Wohngebiet Stadtfeld gegeben. „Und das einstimmig und unbefristet“, freut sich Jessica Munzke, Leiterin des vom Internationalen Bund betriebenen Familienzentrums. In der Vergangenheit sei die städtische Finanzspitze von 26.000 Euro pro Jahr immer auf drei Jahre befristet gewesen. „Da war uns immer ein bisschen bange.“ Diese Sorgen seien jetzt Geschichte.
Und noch etwas anderes Erfreuliches steht in Kürze an: der Umzug in ein neues, größeres Domizil. Seit seiner Eröffnung 2016 teilt sich das Familienzentrum seine Räumlichkeiten mit dem Quartiersmanagement im Ärztehaus Ernst-Pörner-Straße. Gleichzeitig werden weitere Örtlichkeiten im näheren Umfeld genutzt. Dennoch stößt die Einrichtung immer wieder an ihre Grenzen. „Bei größeren Veranstaltungen wie den Bastelnachmittagen oder der Märchenstunden wird es schnell eng“, so Munzke.
7000 Besucher im Jahr
Denn die Besucherzahlen sind in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Vor Corona waren es bis zu 7000 Besucher jährlich, die das Familienzentrum aufsuchten oder Angebote wie Beratungen und Kurse nutzten. „Wir haben gemerkt, dass der Bedarf da ist.“ Es gebe etliche Familien mit Problemen – und das nicht nur im Plattenbaugebiet Stadtfeld. Ratsuchende kämen aus ganz Wernigerode und sogar aus dem Harzkreis. „Viele Familien wissen einfach nicht, wohin sie sich wenden sollen“, so die Leiterin des Zentrums. „Entweder vermitteln wir Hilfsangebote und Kontakte oder wir helfen selbst.“
Und das genau ist der Knackpunkt. „Wir müssen erst einmal mit den Familien ins Gespräch kommen – eben über Angebote wie beispielsweise Bastelnachmittage.“ Dafür brauche es aber Platz.
Da traf es sich gut, dass die Gemeinnützige Gesellschaft für Sozialeinrichtungen (GSW) gleich gegenüber einen Erweiterungsbau für das Seniorenzentrum Stadtfeld plante. Das Familienzentrum arbeitet seit seiner Gründung eng mit dem städtischen Tochterunternehmen zusammen. „Wir sind Nachbarn, haben gemeinsam Projekte organisiert, von denen die Senioren und die Familien profitierten“, sagt GVS-Chefin Sandra Lewerenz. „Unsere Senioren haben so viel zu geben.“
Fertigstellung ist Punktlandung
Die Kooperation wird sich künftig noch vertiefen. Denn das Familienzentrum zieht als Mieter in die untere Etage des Anbaus ein. Bereits in die Planung seien die Mitarbeiter des Familienzentrums einbezogen worden. „Wir haben gefragt: Was wünschen Sie sich? Und dann haben wir geschaut, was wir planen können“, so Lewerenz. Sie verstehe ihre Einrichtung als soziales Zentrum, „nicht nur für alte Leute“.
Und der Bau des 4,6-Millionen-Euro-Komplexes, in dem zwei Wohnbereiche für Menschen mit Demenzerkrankungen entstehen sollen, gehen zügig voran. Der Bauantrag wurde im Dezember 2019 gestellt. Die Baugenehmigung kam im März 2020. „Wir haben zeitig angefangen zu bauen und sind fast ohne Zwischenfälle vorangekommen.“ Die Fertigstellung in wenigen Wochen sei eine „Punktlandung“, so Sandra Lewerenz.
Der Umzug des Familienzentrums ist bereits für Juli geplant. „Für uns ist das ein enormer Gewinn“, freut sich Jessica Munzke. Insgesamt 180 Quadratmeter – und damit doppelt so viel Platz wie vorher – stehen der Einrichtung dann zur Verfügung. „Wir bekommen eine wunderschöne Küche.“ Die Einrichtung werde von den Lions-Damen gesponsert. „Wir haben uns dafür extra zu Genussbotschaftern schulen lassen.“ Verschiedene Projekte rund um Kochen und Ernährung seien geplant. Dazu kommen ein Beratungsraum, ein Zimmer für die Krabbelgruppen, ein größerer Seminarraum, ein Gemeinschaftsbüro für Familienzentrum, Quartiersmanagement und Jugendmigration, ein Sanitärbereich und Wickelmöglichkeiten. Und alles barrierefrei.
Jessica Munzke hofft nun, dass sie und ihre Mitstreiter nach der Coronakrise, in der viele der Veranstaltungen und Angebote nicht möglich waren, in den neuen Räumlichkeiten wieder richtig durchstarten können.