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Brandschutz Feuerwehrleute fordern Neubau des Gerätehauses in Königshütte

Königshütte braucht ein neues Feuerwehrgerätehaus. Die Stadt Oberharz am Brocken will nun in drei Ortsteilen Wachen sanieren oder neu bauen lassen.

Von Katrin Schröder 09.05.2022, 21:27
Wenn dieses Löschfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Königshütte aus der Garage gefahren wird, lässt sich die Tür erst schließen, wenn das Fahrzeug auf der Straße steht. Der Platz vor dem Gebäude ist zu klein, wie Wehrleiter Philipp Flohr (rechts) demonstrieret.
Wenn dieses Löschfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Königshütte aus der Garage gefahren wird, lässt sich die Tür erst schließen, wenn das Fahrzeug auf der Straße steht. Der Platz vor dem Gebäude ist zu klein, wie Wehrleiter Philipp Flohr (rechts) demonstrieret. Foto: Katrin Schröder

Königshütte - Tobias Holland fährt den neuen Mannschaftstransporter hinaus, stoppt kurz vor der weißen Linie zur Friedensstraße. Doch das Tor lässt sich hinter dem Wagen nicht schließen, dazu reicht der Platz vor dem Königshütter Feuerwehrgerätehaus nicht. „Wir müssen immer halb auf die Straße fahren“, so der stellvertretende Ortswehrleiter.

Es ist nicht der einzige Mangel, mit dem die Königshütter Kameraden leben müssen. Zu wenig Platz zum Umziehen, keine Abgasabzugsanlage, keine Duschen: Die Liste der Mängel am Feuerwehrgerätehaus ist lang, sagt Ortswehrleiter Philipp Flohr. Es gebe weder gesonderte Umkleiden für Frauen und Männer noch eine Trennung von schmutziger Einsatz- und sauberer Alltagskleidung.

Im Winter müsse man bei zirka neun Grad Kälte die Kleidung wechseln. Gravierend sei zudem, dass es nur wenige Parkplätze für die Einsatzkräfte am Gerätehaus gebe. Daher müssen sie im Einsatzfall die Kreisstraße überqueren, weshalb seit kurzem Tempo 30 an dieser Stelle gilt.

„Völlig unzureichend“

Das Gebäude selbst, erbaut in den 1930er Jahren, erfüllt seit langem nicht mehr die nötigen Standards. Die Feuerwehr-Unfallkasse hat bereits 2014 darauf hingewiesen. „Das Feuerwehrhaus befindet sich in einem völlig unzureichenden sicherheitstechnischen Zustand“, heißt es in dem Bericht. Im Gebietseinigungsvertrag von 2010 ist der Neubau ebenfalls festgeschrieben.

Der Bau- und Ordnungsausschuss habe sich 2020 vor Ort ein Bild von der Lage verschafft, doch wegen der prekären Haushaltslage sei der Planungsstart für das Bauprojekt seinerzeit wieder verschoben worden, erinnert sich Flohr. Dabei dürfe es aber nicht bleiben. „Wir wollen, dass seitens der Stadt die Planung angekurbelt wird“, sagt der Wehrleiter. Dafür haben er und sein Vize zuletzt im Ortschaftsrat, im Bau- und Ordnungsausschuss sowie im Stadtrat geworben.

Offenbar mit Erfolg: Die Vorbereitungen für den Neubau sollen in diesem Jahr auf den Weg gebracht werden, sagt Grit Hildebrand, kommissarische Leiterin des Oberharzer Ordnungsamtes. Der erste Schritt sei eine Standortanalyse – für Königshütte und für Rübeland.

Sanierung an erster Stelle

Die Feuerwehrgerätehäuser der beiden Oberharz-Ortsteile stehen ganz oben auf der Prioritätenliste, die mit dem Brandschutzbedarfsplan im Frühjahr 2021 beschlossen worden ist (die Volksstimme berichtete). An erster Stelle steht weiterhin die Sanierung der Feuerwache in Hasselfelde. Für das Vorhaben ist Ende März ein Antrag auf EU-Fördergeld aus einem Sonderprogramm gestellt worden, berichtet Grit Hildebrand. „Ob wir zum Zuge kommen, ist noch unklar.“ Die Widerspruchsfrist laufe Ende Mai ab. Wenn es nicht klappt, wolle man Ende des Jahres einen weiteren Anlauf über das Leader-Programm starten.

Wenn ein positiver Bescheid eintrifft, könnten die nächsten Schritte bald folgen. „In Hasselfelde sind wir planungstechnisch wesentlich weiter als bei den anderen Standorten“, sagt Bauamtsleiter Enrico Schmidt. Eine Entwurfsplanung für die Sanierung und den Umbau der Feuerwache liegen vor. Sogar eine Baugenehmigung gab es, bevor das Projekt wegen Geldmangels auf Eis gelegt wurde.

Derzeit gehe man davon aus, dass das Hasselfelder Sanierungsprojekt rund 1,5 Millionen Euro kosten werde. Ob es dabei bleibe, „das ist in den hiesigen Zeiten völlig offen“, sagt Schmidt mit Blick auf die rasant steigenden Baupreise.

Varianten sollen verglichen werden

In Königshütte und Rübeland steht die Stadt im Vergleich dazu noch am Startblock. Die Standortanalysen sollen zunächst klären, wo die neuen Gerätehäuser gebaut werden sollen, sagt Grit Hildebrand. Die Verwaltung gebe jeweils drei bis vier Varianten vor, die geprüft und verglichen werden. „Das sollen Fachleute erarbeiten“, so die Amtsleiterin. Das Geld dafür ist im aktuellen Haushalt eingeplant, der in der kommenden Sitzungsrunde bis Anfang Juni beraten und beschlossen werden soll.

Die Ergebnisse sollten im Lauf des Jahres vorliegen. Dann könne man in die Planung einsteigen, „damit wir ein Stück weiterkommen“, so Grit Hildebrand. Dies sei ebenso die Grundlage, um Fördergeld zu beantragen. Man müsse jedoch mit einem Prozess rechnen, der „auf Jahre angelegt“ sei, sagt Enrico Schmidt. Es sei nicht denkbar, dass die Stadt gleichzeitig mehrere Feuerwehrhäuser baue oder saniere. „Der wesentliche Aspekt ist die finanzielle Leistungsfähigkeit der Stadt.“ Es sei aber wichtig, jetzt das Prozedere anzustoßen. Denn es sei klar: „In Königshütte ist es wirklich dringend.“

Die Variante, welche die Feuerwehrleute favorisieren, ist ein Neubau auf dem Gelände des alten Bahnhofs. Dass sich die Investition lohne, zeige die Entwicklung der Wehr. Bei derzeit 61 Mitgliedern gebe es 26 aktive Einsatzkräfte, davon zehn Frauen. Sehr viel mehr dürften es momentan gar nicht werden: In der Fahrzeughalle ist nur noch ein Spind frei. 13 Kameraden sind ausgebildete Atemschutzgeräteträger. Zwölf Jugendliche und drei Kinder bilden den Feuerwehr-Nachwuchs. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, so Flohr.

Der stellvertretende Wehrleiter von Königshütte, Tobias Holland, zeigt, wie viel Platz er im Einsatzfall zum Umziehen hat.
Der stellvertretende Wehrleiter von Königshütte, Tobias Holland, zeigt, wie viel Platz er im Einsatzfall zum Umziehen hat.
Katrin Schröder