Umleitung Fluch und Segen zugleich für Hasserode
Wernigerode
Endlich geht es weiter in der Friedrichstraße. Auf den dritten Bauabschnitt und damit die Fortsetzung des Straßenausbaus haben viele Wernigeröder gewartet. Dass der Verkehr stadteinwärts umgeleitet wird, ist notwendiges Übel.
Für die Anwohner im Langen Stieg, in der Lessingstraße oder im Humboldtweg aber bedeutet das eine zusätzliche Belastung. Sie müssen für etliche Monate mit deutlich mehr Verkehr und damit auch mit mehr Lärm vor der Haustür leben. Und für manch einen bedeutet die Umleitungsstrecke auch deutlich längere Wege mit dem Auto.
„Sonst brauche ich runter zum Papental gerade einmal 50 Meter“, sagt Eberhard Gentsch am Lesertelefon. Doch da steht seit kurzem ein „Durchfahrt-verboten“-Schild. „Stattdessen muss ich den Kapitelsberg lang und dann durch die Lessingstraße.“ Jedes Mal ein Umweg von mehreren hundert Metern. „Ich sehe es nicht ein, warum ich unnötig lange Strecken fahren muss.“ Bis die Umleitungsstrecke wieder aufgehoben wird, würden etliche Kilometer zusammenkommen. „Alle reden doch immer von Umweltschutz. Hier wird das Gegenteil bewirkt“, so der Hasseröder. Dabei liege die Lösung auf der Hand. „Einfach ein Stoppschild an der Ecke Humboldtweg/Lessingstraße. Und das Problem wäre erledigt.“
Busse müssen passieren
Ganz so einfach ist es nicht, heißt es zumindest von Wernigerodes Ordnungsamtschefin. „Ein Stoppschild im neuralgischen Kreuzungsbereich Lessingstraße, Papental, Humboldtweg ist in dem Bereich keine praktikable Lösung“, so Anja Münzberg auf Volksstimme-Nachfrage. Vor allem die großen Linienbusse der Harzer Verkehrsbetriebe (HVB), die die Umleitungsstrecke ebenfalls passieren müssen, hätten den Ausschlag für die verkehrstechnische Lösung in dem Bereich gegeben – zumal sich der Quartiersverkehr dem Umleitungsverkehr „hierarchisch unterzuordnen“ habe.
Fachlich und sachlich sei das Straßenverkehrsamt für die Umleitung und die damit einhergehenden Anordnungen zuständig, informiert Anja Münzberg. Die Stadtverwaltung sei aber am Verfahren beteiligt gewesen. Ziel sei es gewesen, eine „dienliche Lösung“ während der Bauphase in der Friedrichstraße zu finden. Die Umleitungsführung sei alternativlos, habe sich bereits während der ersten und zweiten Bauphase vor einigen Jahren bewährt. „Die Verkehrsbelastung ist natürlich höher als vorher“, so Anja Münzberg. „Aber der Zeitraum ist absehbar und das Ergebnis – eine sanierte und langfristig gut ausgebaute Friedrichstraße – ein lang angestrebtes Vorhaben der Stadt.“
Dennoch, es habe bereits Beschwerden und Hinweise aus der Bevölkerung gegeben, räumt die Amtsleiterin ein. Kritisiert worden sei aber nicht die Umleitung an sich, sondern, dass weniger Parkflächen zur Verfügung stehen, dass die Tonnage-Begrenzung von 3,5 Tonnen missachtet werde sowie, dass einige Autos zu schnell unterwegs seien. Speziell im Bereich Langer Stieg, zwischen Trift und Nesseltal, wo Tempo 30 angeordnet sei, sowie Triangel, wo Schrittgeschwindigkeit gelte. Polizei und Ordnungsamt seien deshalb um Kontrollen gebeten worden.
Umleitung bis Ende 2022
Die Hasseröder müssen sich als wohl oder übel noch für einige Zeit mit der Umleitungsstrecke vor ihrer Haustür arrangieren. Und zwar laut Anja Münzberg bis Ende 2022 – vorausgesetzt, dass die Arbeiten im kommenden Jahr fortgesetzt werden. „Nur in der Winterpause zwischen Dezember 2021 und März 2022 soll die Umleitung zurückgebaut werden.
Hintergrund: Die Friedrichstraße (L100) ist eine der wichtigsten Verkehrsadern in den Oberharz und für Touristen nach Schierke zum Brocken. In den nächsten Monaten werden neben dem reinen Straßenbau Geh- und Radwege sowie Park- und Grünflächen geschaffen. Versorgungsunternehmen nutzen die Bauarbeiten, um Kabel und Leitungen in dem rund 720 Meter langen Abschnitt zu erneuern. Komplettiert wird das Ganze durch eine neue Straßenbeleuchtung. Die Straßensanierung ist ein Gemeinschaftsprojekt von Land, Stadt Wernigerode, Wasser- und Abwasserverband Holtemme-Bode und Stadtwerken. Kommentar