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Evangelische Grundschule am Oberpfarrkirchhof sucht dringend nach neuem Standort Für eine dritte Klasse ist kaum noch Platz

Von Jens Müller 10.03.2012, 05:24

In Wernigerodes Evangelischer Grundschule wird es immer enger. Eigentlich ist für eine dritte Klasse, die im Sommer gebildet werden soll, kein Platz. Aber es fehlt an Alternativen.

Wernigerode l Zwei Klassenzimmer, ein Toilettenbecken für die Jungen, zwei für die Mädchen, ein Essenraum mit einer kleinen Küche. Dazwischen das Sekretariat. Viel Platz ist in der Evangelischen Grundschule am Wernige-röder Oberpfarrkirchhof wahrlich nicht. Die 9 Schüler der zweiten und die 13 Schüler der ersten Klasse fühlen sich trotz der Enge sichtlich wohl. "Unsere Kollegen sind auch mit Herz und Seele dabei. Wir wollen uns das erhalten, dass sich die Kinder hier aufgehoben fühlen", sagt Schulleiterin Marina Reinert.

Sie freut es, dass die Elternini-tiative, die vor etwa zwei Jahren zur Gründung einer evangelischen Grundschule in Wernigerode geführt hat, solche Früchte trägt. Allerdings mischt sich in die Freude auch Sorge um die Zukunft. Für das nächste Schuljahr liegen Marina Reinert bereits zwölf Anmeldungen für künftige Abc-Schützen vor. Für das Schuljahr 2013/2014 gebe es bereits 22 Anfragen. "Alle Eltern, denen wir unsere kleine Schule gezeigt haben, sind begeistert. Aber niemand von ihnen hat bisher gefragt: ,Wo ist denn eigentlich der Klassenraum, in dem unser Kind lernen soll?\'" Und auf diese Frage hätte Marina Reinert aktuell auch keine Antwort.

"Es ist nicht zu Ende gedacht worden."

Denn als die Schule vor zwei Jahren in das imposante Gebäude der historischen Oberpfarre (Baujahr 1718) einzog, waren Eltern, Lehrer und wohl auch der Schulträger - die Evangelische Johannes-Schulstiftung Magdeburg - von ganz anderen Bedingungen ausgegangen. "Es war geplant, alles am Standort zu konzentrieren", so Marina Reinert. "Das ist aber nicht zu Ende gedacht worden."

Denn im Obergeschoss des Hauses befindet sich eine Mietwohnung, zu der auch ein Stück Garten gehört. Der größte Teil des schönen Außengeländes samt Gartenhaus und einem weiteren Gebäude wird von der Jungen Gemeinde der Kirchengemeinde St. Sylvestri/Liebfrauen genutzt - und ist für die Knirpse der Grundschule tabu. Sie dürfen sich in der großen Pause lediglich auf einem knapp 30 Quadratmeter großen Areal tummeln.

"Es ist eine schwierige Situation", gibt Marina Reinert unumwunden zu. Deshalb habe sie auch die Stadtverwaltung bei der Suche nach einem alternativen Standort um Hilfe gebeten. "Uns wurde signalisert, das sie gern helfen würde", so die Schulleiterin. So sei sie auch dem Vorschlag gefolgt, sich die Räume im leerstehenden Teil der Francke-Schule in Hasserode anzuschauen.

"Wir haben auch andere Standorte geprüft."

Umso erschrockener ist sie allerdings, dass ihre Einrichtung als Buhmann oder gar Eindringling gesehen wird. In einer von den Elternvertretern der Francke-Schule initiierten Versammlung waren die Ideen der Stadtverwaltung zum Einzug der privaten Grundschule in den ehemaligen Sekundarschultrakt auch bei Lehrern, der Schulleitung, Förderverein und Netzwerkpartnern auf deutliche Ablehnung gestoßen (wir berichteten). Denn auch die staatliche Schule plagen Raumnöte.

Marina Reinert und ihre Kollegen hatten allerdings auch andere Alternativen im Blick. "Wir haben einige Standorte geprüft. Sie müssten aber umgebaut werden", erklärt sie. Der finanzielle Aufwand übersteige aktuell die Möglichkeiten der Magdeburger Stiftung. "Wir vertrauen auf Gott, dass eine Lösung gefunden wird. Denn er lässt uns ja keine Schule gründen, um sie wieder eingehen zu lassen", schöpft Marina Reinert auch Kraft aus ihrem Glauben.

Über das pädagogische Konzept der evangelischen Grundschule informiert auch die Internetseite www.egwr.de.