Gartenträume Grüner Zauber mitten im Winter
Im Schloss Wernigerode stehen die Zeichen auf Grün: Historische Parks und Gärten in Sachsen-Anhalt stehen im Fokus einer Sonderausstellung.
Wernigerode l Es ist Hochsaison für Parks und Gärten, und das mitten im Winter. Während die Natur ruht, können Besucher im Schloss Wernigerode historische Parkanlagen aus dem ganzen Land kennenlernen. „Leidenschaft für Schönheit – Gartenträume in Sachsen-Anhalt“ heißt die neue Sonderausstellung, die bis zum 3. Mai zu sehen sein wird.
Anhand von rund 150 Exponaten werden die 50 Parks und Gärten vorgestellt, die Teil des „Gartenträume“-Netzwerks sind. Viele von ihnen befinden sich im Harz – die Schlossgärten in Wernigerode, Blankenburg und Stolberg zählen ebenso dazu wie die Schlossparks in Ilsenburg und Ballenstedt und die Klostergärten in Drübeck und Michaelstein in Blankenburg. Auch der Brockengarten gehört zu dem Netzwerk, welches das Land vor 20 Jahren aus der Taufe gehoben hat.
In den vergangenen zwei Jahren hat eine fünfköpfige Arbeitsgruppe mit Vertretern des Wernigeröder Schlosses, der Denkmalpflege und des „Gartenträume“-Vereins gemeinsam die Ausstellung konzipiert. Dabei hatten die Experten ein grundlegendes Problem zu lösen. „Gärten lassen sich schlecht ausstellen“, sagt Schlossgeschäftsführer Christian Juranek. Deshalb werden die Grünanlagen anhand von jeweils drei Exponaten dargestellt, darunter solche aus dem eigenen Bestand sowie zahlreiche Leihgaben, unter anderem vom Landesamt für Denkmalpflege und der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt.
Eingeführt haben die Ausstellungsmacher eine neue Systematik. Wurden die Parks und Gärten bisher schlicht von Nord nach Süd durchnummeriert, werden sie nun thematisch in fünf Blöcken zusammengefasst, erklärt Schlossgeschäftsführer Christian Juranek. „So ist diese Fülle für den Besucher leichter erfahrbar.“ Eine Leuchttafel zeigt ein besonders markantes Motiv aus dem jeweilgen Themenbereich.
Unter der Überschrift „Inszenierte Geschichte. Besondere Menschen und ihre Gärten“ erfahren die Besucher zum Beispiel, was Reichskanzler Otto von Bismarck mit dem Gutspark in seinem Geburtsort Schönhausen verband. In der Abteilung „Mit Kutsche und Krone. Gärten des Adels“ werden Schlossparks von Moritzburg in Zeitz bis zum Gutspark Briest bei Tangerhütte vorgestellt.
„Urbane Oasen. Vom Traum des Grüns in der Stadt“ berichtet von den Volksparks und Volksgärten in Sachsen-Anhalt – der erste, den Bürger haben anlegen lassen, ist übrigens der Klosterbergegarten in Magdeburg, sagt Heike Tenzer, die im Landesamt für Denkmalpflege die Abteilung für Gartendenkmalpflege leitet. Unter dem Motto „Alles zu Nutzen. Von der Faszination der Pflanzen“ geht es um die wissenschaftliche Beschäftigung mit der heimischen Flora und darum, wie sie dem Menschen nutzen kann – ob als Obst-, Gemüse- oder Heilpflanze.
Ein eigenes Ausstellungskapitel widmet sich dem Gartenreich Wörlitz, das im kommenden Jahr parallel zum „Gartenträume“-Netzwerk auf 20 Jahre Unesco-Weltkulturerbe zurückblickt. In Wörlitz wurde das Titelfoto für den großformatigen Bildband aufgenommen, der begleitend zur Ausstellung erschienen ist – ein träumender Hermaphrodit auf einer Insel im Wallwitzsee, die perfekte Personifizierung des „Gartentraums“, so Juranek.
Die Schau bildet den Auftakt für das Jubiläumsjahr des Netzwerks, das vor 20 Jahren gegründet wurde. Der Zeitpunkt sei strategisch gut gewählt, sagt dessen Geschäftsführerin Felicitas Remmert. Aus Erfahrung weiß sie: „Die Leute planen im Winter. Dafür brauchen sie Anregungen.“ In der „Gartenträume“-Ausstellung bekommen sie diese.
Der offizielle Start ins „Gartenträume“-Jubiläumsjahr wird am 21. März mit dem Frühlingserwachen im Gartenreich Wörlitz gefeiert. Danach folgen zahlreiche Veranstaltungen – Feste und Konzerte ebenso wie Seminare, Workshops und andere Mitmachangebote. Das Interesse für die historischen Grünanlagen des Landes ist groß, weiß Matthias Ulrich von der Innovations- und Marketinggesellschaft (IMG) Sachsen-Anhalt. „Die Gartenträume-Route ist mit bis zu zwei Millionen Besuchern pro Jahr ein Wirtschaftsfaktor.“