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Gerüchte Stadtrat kämpft gegen Rufmordkampagne

Der Wernigeröder CDU-Stadtrat Michael Wiecker sieht sich dieser Tage einer Rufmord-Kampagne ausgesetzt.

Von Dennis Lotzmann 02.11.2019, 00:01

Wernigerode l Das Schokoladenfestival in Wernigerode sorgt dieser Tage zuhauf für köstlich-süße Überraschungen. Einer, der mit seinem Team die Gäste, die zu Tausenden in die Stadt strömen, dabei verwöhnt, ist Michael Wiecker. Wobei dem Chef des gleichnamigen Cafés dieser Tage nicht zum Lachen zumute ist. Seit Tagen sieht sich der 57-jährige Gastronom, der seit vielen Jahren für die CDU im Stadtrat sitzt und sich auch anderweitig engagiert, einer, wie er sagt „Rufmordkampagne ausgesetzt“. Er soll Steuern in Millionenhöhe hinterzogen haben, wird behauptet.

Ein Vorwurf, der dieser Tage in den sogenannten sozialen Medien rauf und runter dekliniert wird. Was die gerüchteweise transportierten Informationen augenscheinlich ins Kraut schießen lässt: Wiecker, heißt es unter anderem und mitunter mit falsch geschriebenem Namen, habe Bargeld am Fiskus vorbei in die Schweiz schleppen wollen. Wahlweise ist davon die Rede, dass er sich – einerseits – ins Ausland abgesetzt habe, er aber – andererseits – gerade in Untersuchungshaft sitze. Was sich – logisch betrachtet – gegenseitig ausschließt.

Die Antwort auf alle Fragen, die sich in diesem Zusammenhang aktuell stellen, gibt Oberstaatsanwalt Hauke Roggenbuck, als Chef der Staatsanwaltschaft in Halberstadt zur Wahrheit gegenüber Medien verpflichtet: An den Vorwürfen sei unterm Strich nichts dran.

„Es gab“, so Roggenbuck am Freitag auf Anfrage der Volksstimme, „im August eine Anzeige gegen Wiecker“. Anonym, per E-Mail und als Zweizeiler. Den genauen Wortlaut mag Roggenbuck nicht wiederholen. Der Vorwurf sei dahingehend gewesen, dass Wiecker sich im Zusammenhang mit dem Altstadtfest in Wernigerode bereichert haben soll. Pauschal, nicht mit Fakten unterlegt und eben ohne Absender. Gerade letzteres sei für die Strafverfolgungsbehörde entscheidend. Die Schwelle, in Ermittlungen einzutreten, sei insbesondere bei anonymen Anzeigen hoch. „Wir haben es aufgrund dieser pauschalen Vorwürfe abgelehnt, in Ermittlungen einzutreten“, so der Oberstaatsanwalt. Ergo: „Es gibt aktuell keine Erkenntnisse, dass er in irgendwas verstrickt ist und folglich gibt es aktuell auch kein Ermittlungsverfahren“, so Roggenbuck.

Wiecker, der, wie er berichtet, dieser Tage wegen der überbordenden Gerüchteküche zuhauf angesprochen wird, weiß nach eigenen Worten nichts von Ermittlungen. Weil es diese ja auch nicht gibt. Allerdings hat es, das bestätigt der umtriebige Geschäftsmann, im direkten Zusammenhang mit der Wiesngaudi Wernigerode (Oktoberfest) eine Betriebsprüfung des Finanzamtes bei ihm gegeben. Am Tag nach dem Fest seien die Prüfer aufgetaucht, hätten unter anderem Belege gesichtet. Ein Resultat der Prüfungen kenne er noch nicht.

Darüber, ob es Zusammenhänge zwischen der anonymen Anzeige und der Betriebsprüfung gibt, kann nur spekuliert werden. Die tangierten Behörden schweigen, das Steuergeheimnis verbietet ihnen jegliche Angaben dazu.

Denkbar könnte aber sein, dass jene anonyme Anzeige zumindest der Ansatzpunkt dafür war, Wieckers Gastronomiebetrieb beim Oktoberfest mal wieder genauer unter die Lupe zu nehmen. Ebenso denkbar ist aber auch, dass hier ein purer Zufall vorliegt. Er gebe in gewissen Abständen immer wieder Betriebsprüfungen bei ihm, berichtet Wiecker. Was einen normalen Hintergrund hat – Betriebsprüfungen in Unternehmen sind gängige Praxis.

Wiecker selbst kann sich nicht erklären, wer hinter der Kampagne steckt. Er könne aber guten Gewissens alle Behauptungen widerlegen: „Ich habe mich nicht ins Ausland abgesetzt, sondern war im Oktober mit meiner Familie im Urlaub. Ich war auch nicht in Haft. Ich habe auch kein Geld außer Landes oder auf ein anderes Konto gebracht oder dies geplant.“

Sein Fazit mit Blick auf die verbreiteten Behauptungen: „Ich bin in Wernigerode stark engagiert, habe viele Freunde, aber eben auch viele Neider und Feinde in dieser Stadt.“ Letztlich, so die Botschaft des Café-Betreibers in Richtung der Gerüchtestreuer, schadeten diese nicht nur ihm persönlich, sondern auch seinen 30 Mitarbeitern und zehn Auszubildenden.

Wiecker, der in Personalunion auch Landesinnungsmeister der Konditoren, Vize-Präsident des deutschen Konditorenverbandes und Präsident des Handball-Verbandes Wernigerode ist, blickt trotzdem positiv nach vorn. Am Sonnabend fahren er und seine Frau Juliane – die Schokoladenkönigin – im Schokoladen-Salonwagen der Schmalspurbahnen auf dem Brocken. „Und darauf freuen wir uns sehr.“