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Gesundheitszentrum Neuer Augenarzt in Blankenburg

Sie hat nicht nur Blankenburgern gefehlt, sondern vielen Harzern: Die Augenarzt-Praxis in der ehemaligen Poliklinik ist wieder geöffnet.

Von Holger Manigk 11.06.2020, 01:01

Blankenburg l Der Andrang ist riesig: 40 bis 70 Termin-Anfragen arbeiten die Schwestern der neuen Augenarzt-Praxis im Gesundheitszentrum in der Blankenburger Ludwig-Rudolf-Straße täglich ab. Die Blütenstadt stand monatelang ohne Spezialisten für Augenheilkunde da, nachdem Ende 2019 der Vorgänger Dr. Bernd Kramer in Ruhestand gegangen war. „Wie groß der Bedarf ist, zeigen die unzähligen Anrufe, die wir als Stadtverwaltung von Patienten erhalten haben“, sagt Bürgermeister Heiko Breithaupt (CDU). Alle wollten wissen, wann und wie es weitergeht.

Das Stadtoberhaupt habe deshalb bereits seit März 2019 nach einer Lösung gesucht – gemeinsam mit Klaus Dumeier (CDU), Stadtratsvorsitzender und Eigentümer der ehemaligen Poliklinik, und Dr. Burkhard John, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt (KVSA). Darauf, dass sich das „Herzblut“ gelohnt habe, das sie in die Suche steckten, zeigen sich alle drei nun „wirklich stolz“.

Dennoch habe man „noch nicht die optimale Lösung gefunden“, gesteht John unumwunden ein: Die KVSA übernimmt die Praxis im Gesundheitszentrum selbst, der neue Augenarzt Dr. Hartwig Becker arbeitet als Angestellter der Vereinigung. „Dieses Modell praktizieren wir bereits in anderen Regionen mit akutem Fach- und Hausärztemangel, wie der Altmark“, erläutert John. Für den Mediziner aus Berlin mit langjähriger Erfahrung sei es ein Wiedereinstieg ins Berufsleben nach einer Krankheitspause.

So konnte seit Montag, 18. Mai, der Praxisbetrieb wieder „hochgefahren“ werden, wie es Heiko Breithaupt ausdrückt. Denn Dumeier übergibt die Praxis voll ausgestattet an Becker. Er soll noch in diesem Jahr weitere Unterstützung erhalten. „Wir sind in Gesprächen mit einer weiteren Augenärztin – und hoffen, dass wir in den nächsten Monaten Erfolg vermelden können“, sagt der Bürgermeister. Dann sei ebenfalls eine Erweiterung der Sprechstunden denkbar, ergänzt John.

An denen und der Terminvergabe hatte es in den ersten Wochen nach dem Neustart Kritik gegeben: Empört reagierten Volksstimme-Leser, die am Montag nach knapp einstündigem Anstehen keinen Termin mehr in der Praxis bekommen hatten.

Stattdessen seien sie mit den Worten wieder weggeschickt worden, im September wiederzukommen. „Das wäre sicher eine Kleinigkeit gewesen, die vielen älteren Menschen, die in der Schlange standen, mal darüber zu informieren und zu bitten, sich nicht mehr anzustellen – oder wenigstens ein Schild an die Tür zu hängen, dass es keine Termine mehr gibt“, beklagte eine enttäuschte Blankenburgerin. „Die alten Leute haben mir wirklich Leid getan“, sagte sie. Einige seien selbst aus Halberstadt extra in die Blütenstadt gefahren.

Auf diese Probleme habe man inzwischen reagiert, entgegnet Burkhard John: „Termine werden nun auch telefonisch vergeben.“ Im gleichen Atemzug bittet der KVSA-Chef um Geduld, wenn Patienten etwas länger auf Vorsorge- und Kontrolluntersuchungen warten müssen. „Wir müssen immer Kapazitäten für akute Fälle freihalten.“

Die Augenarzt-Situation im Harz bleibe auch nach der Neubesetzung der Praxis in Blankenburg angespannt: 4,5 Stellen im Landkreis sind laut Burkhard John weiter frei. Wie bei Hausärzten sei das größte Problem, Nachfolger für ältere Mediziner auf dem Land zu finden.

„Wir können uns den Nachwuchs nicht von heute auf morgen backen – die Ausbildung braucht Zeit“, erläutert der KVSA-Vorstandsvorsitzende. Dazu steige der Bedarf, obwohl die Bevölkerungszahl sinkt. „Mehr Senioren benötigen mehr Ärzte“, so das Fazit des Fachmanns. Deshalb setze die KVSA auf finanzielle Förderung für die Weiterbildung von Ärzten im ambulanten Bereich.

Kontakt zur Augenarzt-Praxis von Dr. Hartwig Becker, Ludwig-Rudolf-Straße 3a in Blankenburg: Sprechzeiten montags 12 bis 15 Uhr, dienstags und donnerstags 9 bis 12 Uhr, mittwochs 13 bis 16 Uhr, freitags nach Vereinbarung; Telefon (0 39 44) 3 61 85 58