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Glasfaser-Ausbau Schnelles Internet für Wernigeröder Haushalte

In zwei Wohngebieten Wernigerodes kommt megaschnelles Internet an. Der Startschuss für das Gigabit-Netz fiel am Freitag.

Von Dennis Lotzmann 22.12.2018, 00:01

Wernigerode l Große Weihnachtsbescherung in den Wernigeröder Wohngebieten Burgbreite und Stadtfeld: Der Kabelnetzbetreiber Heuer & Sack, der dort seit Jahren Breitband-Internet via Koxialkabel anbietet, hat am Freitag den Internet-Turbo zugeschaltet. In Kürze können die Bewohner von rund 500 Wohnungen auf glasfaserbasierte Datenleitungen wechseln und im Gigabit-Netz auf Datenraten von rund 1000 Mbit/s setzen. Damit können sie Download- und Upload-Raten buchen, die laut Bundesregierung erst 2025 für jedermann verfügbar sein sollen.
Entscheidender Aspekt dabei: Heuer & Sack investiert nach eigenen Angaben rund drei Millionen Euro ins superschnelle Netz, ohne dabei Fördermittel zu nutzen. Und die lokalen Anbieter offerieren Stadtfeld-Grundschule und -Gymnasium sowie der Sekundarschule Burgbreite ebenfalls megaschnelle Anschlüsse - kostenfrei hinsichtlich der Bereitstellung und ohne Gebühren im ersten Nutzungsjahr. "Wir sehen darin unsere unternehmerische Verantwortung für die Region", so Geschäftsführer Andreas Sack zur Volksstimme.
Noch allerdings habe niemand der potenziellen Nutznießer den Mega-Turbo gebucht. Aus einem einfachen Grund: Die Vermarktung, so der 52-Jährige, beginne erst Anfang 2019. Wie groß dann der Zuspruch ist, bleibt abzuwarten, denn aktuell dürften noch die wenigsten Privathaushalte derartige superschnelle Datenanschlüsse wirklich benötigen. Gleichwohl sind Glasfaser-Leitungen bis zum Endnutzer aktuell die zukunftsweisende Technologie, die bei Bedarf problemlos "aufgebohrt" - also hinsichtlich des Datendurchsatzes vergrößert - werden können.
Warum? Die FTTH-Technologie (FTTH steht für Fibre to the Home/Glasfaser bis ins Haus) lässt bei Bedarf noch deutlich mehr Datendurchsatz zu - Andreas Sack spricht von bis zu zehn Gigabit pro Sekunde. Der gestrige Termin, an dem neben Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) auch Volker Friedrich von der Stadtverwaltung teilnahm, war für Andreas Sack und dessen Geschäftspartner Lothar Heuer gewissermaßen der öffentliche Startschuss, nun voll auf FTTH zu setzen. Bislang, so Geschäftsführer Sack, werde das Gros der 10.000 Heuer-&-Sack-Kunden in Wernigerode, Ilsenburg sowie Benzingerode und Heimburg über Koaxialleitungen (klassische Antennenkabel) versorgt.
Darüber kommen Fernsehsignale sowie Internet mit bis 200 Mbit/s und Telefonie nach Hause. Mit einigen technischen Kniffen lasse sich der Datendurchsatz vielleicht auf bis zu 800 Mbit/s steigern, dann aber sei wirklich das Ende der Fahnenstange erreicht, so Sack. "Deshalb wird alles, was wir jetzt neu erschließen, mit Glasfaser versorgt", kündigt er an. Dass die Wohngebiete Stadtfeld und Burgbreite den Anfang machen, hat einfache Gründe. Dort lassen sich parallel zum Koaxial-Netz die Glasfaser-Leerrohre vergleichsweise leicht bis in die Wohnungen verlegen. Anschließend werden die Glasfaser-Leitungen mit Druckluft in die Leerrohre eingeblasen. Dahinter folgen der Glasfaser-Anschluss plus Modem und der persönliche Router. Damit sich die potenziellen Kunden persönlich ein Bild von der Technologie machen können, planen die Geschäftsführer im Zusammenspiel mit den beiden örtlichen Wohnungsvermietern Musterwohnungen.
Wobei zum öffentlichen Aufschlag von Heuer & Sack ein kleines Aber gehört: Ihr Netz mag das erste zusammenhängende in Wernigerode sein - allerdings setzen auch andere Anbieter auf FTTH. In Gewerbegebieten erhalten Unternehmen grundsätzlich FTTH-Anschlüsse. Und auch die Telekom setzt längst auf diese Zukunftstechnologie. "Alle neuen Wohngebiete, die von uns erschlossen werden, erhalten FTTH-Netze", stellt Joachim Fricke als Telekom-Projektleiter für den Breitband-Ausbau in Sachsen-Anhalt klar.
Ansonsten erfolgt der Netzausbau aktuell nach der FTTC-Technologie. Bei Fibre to the Curb (FTTC) werden Glasfaserleitungen bis zum Straßenverzweiger verlegt und von dort die bestehenden Kupferleitungen bis zum Kunden genutzt. Das lässt bei der Telekom gegenwärtig Datenraten bis 100 Mbit/s und perspektivisch bis zu 250 Mbit/s zu.
Dass zur symbolischen Inbetriebnahme neben Minister Willingmann und Dezernent Friedrich auch Theo Struhkamp und Dirk Michelmann als Verantwortliche für den Breitband-Ausbau auf Landes- und Kreisebene anwesend waren, belegt die Bedeutung des Heuer-&-Sack-Engagements.
Minister Willingmann würdigte insbesondere die Offerte für die drei Schulen. Deren Anschlüsse auf eigene Kosten zu bauen und ein Jahr lang auf jegliche Nutzungsgebühren zu verzichten, sei ein tolles Signal pro Region und Ausbildung, so der SPD-Politiker.
Ob und wie schnell man dort auf diese Offerte reagiert, blieb am Freitag aufgrund der Ferien offen. Andreas Sack, 1990 mit seinem Geschäftspartner als Radio- und Fernsehbetrieb gestartet und später auf Kommunikation gestartet, sieht in diesem Engagement grundsätzlichen Charakter. "Wir engagieren uns als regionale Firma mit 20 Mitarbeitern und wollen zeigen, dass wir den Netzausbau als kleines Unternehmen stemmen können."