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Tourismus Harz braucht Seilbahn in Schierke

Zustimmung für das Seilbahnprojekt in Schierke auf dem Brockenstammtisch. Bestes Beispiel ist die weltgrößte Hängebrücke im Harz.

Von Regina Urbat 23.05.2017, 01:01

Wernigerode l Wer dachte, dass es nach der anhaltenden Debatte um das Seilbahnprojekt in Schierke nichts Neues zu diesem Thema auf dem 93. Brockenstammtisch gibt, sah sich getäuscht. Die Gondelbahn am Kleinen Winterberg ist längst nicht nur ein Vorhaben für die Stadt Wernigerode.

Die Seilbahn mit all den Ganzjahres-Erlebnisprojekten sei wichtig für die touristische Entwicklung des ganzen Harzes und habe Ausstrahlung auf Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Thüringen. „Solche Sogwirkung brauchen wir“, betonte Blankenburgs Bürgermeister Heiko Breithaupt (CDU). Selbst die Blütenstadt würde davon profitieren. Breithaupt gehörte zu jenen über 100 geladenen Gästen der Traditionsveranstaltung auf dem Harzgipfel, der sich deutlich für die Seilbahn in Schierke aussprach.

Für die Unternehmerschaft ergriff Peter Schmidt, Chef bei Industriebau und Präsident des Wirtschafts-Clubs Wernigerode, das Wort. Er richtete an die drei Minister im Podium – Claudia Dalbert (Umwelt/Grüne), Thomas Webel (Landesentwicklung/CDU) und Armin Willingmann (Wirtschaft/SPD) – eine Botschaft: „Das Land muss weiter Tourismusprojekte unterstützen und dabei rasche Entscheidungen treffen.“ Ein Investor sollte schnell wissen, woran er ist und nicht, wie der für die Seilbahn in Schierke, Monate oder gar Jahre warten müssen.

Zustimmung auch aus Niedersachsen von Braunlages Bürgermeister Stefan Grote (SPD): „Unser Ort wartet auf die Wintersportmöglichkeit auf der Schierke Seite. Wir werden förmlich tot getreten.“ Somit hätte die Stadt Braunlage mit der Gondel kein Problem, eher der Betreiber der Wurmbergseilbahn. „Er befürchtet in den Sommermonaten Einbußen durch den Konkurrenten in unmittelbarer Nachbarschaft.“

Wolfgang März, Chef der Industrie- und Handelskammer (IHK) Magdeburg, betonte: „Wir brauchen das Seilbahnprojekt als Leuchtturm für ganz Mitteldeutschland.“ Einig sei man sich in dieser Hinsicht mit Niedersachsen, was eine Beratung mit Vertretern der IHK Braunschweig gezeigt habe. März habe Sachsen-Anhalt bislang als investorenfreundlich erlebt. Deshalb könne er es nicht verstehen, dass sich Entscheidungsträger im Land zur Seilbahn in Schierke „hinter Gutachten verstecken“. Angesprochen waren damit die Minister Webel und Dalbert, die in der Diskussion heftig über ihre unterschiedlichen Bewertungen zum Schutzstatus für den Moorwald stritten (lesen Sie dazu Seite 2). Minister Armin Willingmann stritt nicht mit.

Der Jurist und Wernigeröder SPD-Stadtrat plädierte ebenso wie der Tourismusexperte Prof. Axel Dreier von der Hochschule Harz vielmehr für das Ausloten der rechtlichen Spielräume, um die Gondelbahn umzusetzen. „Sie wird eine Magnetwirkung haben – für weitere Investoren und die Tourismusentwicklung“, waren sich beide einig. Bestes Beispiel sei die längste Hängebrücke der Welt an der Rappbodetalsperre. Nur, so Willingmann, sei Schierke mit dem Parkhaus besser auf solch einen Ansturm wie am Wochenende auf die neue Attraktion bei Rübeland vorbereitet.

Für eine Nachbesserung der Parkplatz-Not an der Talsperre versprach Claudia Dalbert auf dem Brockenstammtisch „eine zeitnahe Lösung mit dem Landesforstamt zu finden“. Für die Seilbahn in Schierkes? Da verwies sie auf das ausstehende dritte Gutachten und musste sich Vorwürfe gefallen lassen. Werner Vesterling von der Bürgerinitiative Pro Winterberg hatte sie bei einer Fernsehsendung nach Schierke eingeladen. „Dass Sie diese nicht wahrnehmen, ist für uns ein Zeichen der Ignoranz.“

Verständnis für den Ärger der Schierker hatte ein Jubilar auf dem Stammtisch: Benno Schmidt. Als Brocken-Benno weltweit bekannt, feierte er seinen 85. Geburtstag. „Es ist nicht gut, die Leute hinzuhalten und sie zu ihren Zielen nicht anzuhören“, sagte der Wernigeröder, der am Montag zum 8180. Mal zum Harzgipfel wanderte. Die Glückwünsche und Blumen von Brockenwirt Daniel Steinhoff als Gastgeber nahm er gern entgegen und verriet sein neues Ziel: „Zum 88. Geburtstag will ich den 8888. Aufstieg meistern.“ So hat Brocken-Benno zumindest Gewissheit, was am 22. Mai in drei Jahren in Schierke am Brocken ist.