Fußball-EM Harzer jubeln in Nizza
Die Fußball-EM in Frankreich hat an Fahrt aufgenommen. Mittendrin fünf Harzer, die den Sieg der Deutschen in Nizza feierten.
Nizza l Jubelnd ziehen Fans durch die südfranzösische Hafenstadt, schwingen schwarz-rot-gelbe Fahnen - mittendrin fünf Harzer. Der 2:0-Sieg zum Start der deutschen Fußball-Nationalelf bei der Europameisterschaft am Sonntag gegen die Ukraine wird auf der Fanmeile in Nizza ebenso gebührend gefeiert wie im Spielort Lille.
„Gelungener Auftakt, einfach toll unser Torwart von Weltklasseformat und genial Schweinis Treffer“, sagt Dirk Rühr am Telefon gegenüber der Volksstimme. Der Wernigeröder hat die Reise der Harzer Fußballfreunde zur EM in Frankreich organisiert, wie alle bisherigen Fahrten zu großen Events seit 2004.
So waren sie bei der EM in Portugal und heimischen WM in Deutschland dabei. Sie reisten 2008 zur EM nach Klagenfurt in Österreich, zwei Jahre später zur Weltmeisterschaft nach Kapstadt in Südafrika, dann zur EM in die Ukraine und verfolgten 2014 WM-Spiele in Rio im fernen Brasilien. „Es ist immer wieder schön, mit Gleichgesinnten Fußball vom Feinsten zu erleben“, sagt der Hobby-Reiseleiter.
Wie der 49-Jährige, jagte auch André Bergfeld (44) aus Langenstein einst selbst dem runden Leder hinterher. „Wir kennen uns schon seit unserer gemeinsamen aktiven Zeit bei Germania Halberstadt.“ Später kickte „Ossi“ Rühr in der Oberliga beim FC Wernigerode und engagiert sich seit sechs Jahren ehrenamtlich als Nachwuchstrainer bei Einheit Wernigerode. Komplettiert wird die Fünfer-Runde durch Hartmut Kläfker (55) und Frank Wendel (47) aus Wernigerode sowie Hannes Deicke aus Osterwieck, mit 36 der Jüngste.
Mit einem Kleinbus sind die Harzer Freitagabend in Richtung Frankreich aufgebrochen. Nach 15 Stunden Fahrt haben sie ihr Quartier in einem Bergdorf bei Nizza erreicht. „Unterwegs, bei einem Zwischenstopp in der Schweiz, trafen wir auf polnische Fans, die echt gut drauf waren“, berichtet Dirk Rühr. Von Feindschaft, wie sie es am Rande der Partie England gegen Russland erlebt haben, keine Spur. Dieses Vorrundenspiel der Gruppe B, das 1:1 endete, verfolgten die Harzer live am Sonnabend im Velodrome Stadium in Marsaille. Der Aufwand von fünf Stunden Hin- und Rückfahrt habe sich gelohnt. „Die Stimmung war prima, das Drumherum perfekt organisiert.“ Die auffallend hohen Sicherheitsvorkehrungen empfinden die Harzer als „nur richtig“.
Am Sonntag dann ein „Heimspiel“. In Nizza besuchten sie um 18 Uhr die Partie von zwei anderen C-Gruppen-Gegnern der Deutschen und freuten sich über den 1:0-Sieg der Polen gegen Nordirland. Am Montag verfolgten sie live im Stadion in Lyon die Begegnung Belgien gegen Italien (Gruppe E).
Noch offen sei, ob das Fünftett nach Saint Étienne fährt und die Portugiesen im Duell gegen Island live in Augenschein nimmt. „Bei stets 25 Grad und Sonnenschein bietet sich ein Ruhetag im Quartier mit Pool an“, sagt der Wernigeröder. Auch würden sie gern noch die schöne Umgebung an der Côte d’Azur erkunden, Land und Leute kennenlernen. Zwar beherrsche keiner von ihnen die französische Sprache, „doch die Verständigung auf englisch gelingt ganz gut.“ Zudem seien die Franzosen sehr nett und hilfsbereit.
Am Donnerstag steht dann das Highlight ihres EM-Programms an: die Partie Deutschland gegen Polen, Anpfiff um 21 Uhr im über 900 Kilometer entfernten Saint-Denis. Deshalb nehmen sie von Nizza den Flieger nach Paris und werden in der französischen Hauptstadt übernachten. Am Freitag wieder zurück in Nizza, wollen sie sich noch das Vorrundenspiel Spanien gegen Türkei ansehen, bevor es am Sonnabend, 18. Juni, wieder in Richtung Heimat zu ihren Familien geht.
Bis zu 1200 Euro investiere jeder für das Live-Erlebnis Fußball-EM 2016. Vor eineinhalb Jahren begann die Vorbereitung mit der Buchung des Ferienhauses in Südfrankreich. Anschließend haben sie sich über ein Ticketportal um Eintrittskarten für bestimmte Vorrundenspiele beworben. „Wichtig war uns, Mannschaften, die in Europa Rang und Namen haben, live zu sehen“, sagt Dirk Rühr. Und wer wird Europameister, Deutschland? Seine Antwort ganz Fußball: „Schau‘n wir mal ...“