Spendenaktion Hasselfelder Familie nach Brand-Katastrophe überwältigt von Hilfsbereitschaft
Sie haben einen Schicksalsschlag erlitten, doch sind dankbar für die Hilfsbereitschaft: Die Opfer eines Brandes in Hasselfelde bewältigen noch dessen Folgen.

Hasselfelde - Dreieinhalb Monate nach dem verheerenden Brand in einem Doppelhaus in Hasselfelde wohnt Familie Kallmeyer immer noch in der Ferienhaus-Siedlung Blauvogel. „Wir sind nur für Reparaturen in unserem Haus“, berichtet Tochter Lina. Bis sie wieder an der Blankenburger Straße einziehen können, werden wohl noch zwei bis drei Monate vergehen.
Doch eines gibt dem Quartett in dieser schweren Zeit Hoffnung: die Hilfsbereitschaft, die die Familie in der Stadt und darüber hinaus erfährt. „Wir wissen gar nicht, wo wir anfangen sollen“, sagt Mutter Stefanie. „Familie, Freunde, Nachbarn, Kollegen – alle waren und sind für uns da.“ Er habe kaum im Supermarkt einkaufen können, ohne dass „mir jemand ein paar aufmunternde Worte gesagt oder einen Umschlag mit etwas Geld zugesteckt hat“, ergänzt Vater Sven.
Die Kirchengemeinde Hasselfelde um Pfarrer Karsten Höpting organisierte kurzerhand eine Spendenaktion für Kallmeyers und ihren Nachbarn, in dessen Haus das Feuer ausbrach. Er verlor dabei nicht nur seine Bleibe, sondern auch seinen 26-jährigen Sohn. Bei der Sammlung seien insgesamt mehr als 15.000 Euro zusammengekommen, rechnet Höpting vor. Das Geld sei zwischen den Brandopfern aufgeteilt worden. „Dazu füllte sich der Flur unseres Gemeindehauses rasant mit Sachspenden – von hochwertigen Kleidungsstücken bis zu Geschirr“, informiert der Pfarrer.
Eiszapfen im Hausflur nach Brand
Auf das Spendenkonto der Kirche zahlten auch die Arbeitgeber von Familie Kallmeyer – die Fels-Werke, das AWO-Seniorenzentrum Hasselfelde sowie der Regionalverband „am Harz“ des Sozialdienstleisters und die Zimmerei Martin Barsch. Letzterer half zudem direkt nach dem Brand Anfang Februar, das angeschlagene Dach der Hauses zu flicken.
„Wir haben seitdem versucht, alles instand zu halten“, sagt Sven Kallmeyer. Zunächst musste er 15 Zentimeter lange Eiszapfen aus dem Flur kratzen und das bei Temperaturen von rund 20 Grad Celsius unter Null gefrorene Löschwasser mit dem Kehrblech aufhacken und abtransportieren.
„Das größte Kompliment müssen wir der Feuerwehr machen – sie haben trotz eisiger Kälte versucht, im Einsatz so wenig Schaden wie möglich zu hinterlassen“, sagt Mutter Stefanie. „Doch nicht nur das, sie haben uns rührend versorgt: Direkt nach dem Brand brachten uns die Kameraden ins Gerätehaus, wo es warmen Kaffee gab und Notfallseelsorger sich um uns kümmerten.“
Reparatur in Eigenleistung
Vor allem Sohn Moritz – der 17-Jährige ist genau wie Lina selbst Mitglied der Hasselfelder Brandschützer – habe in den entscheidenden Momenten, als die Flammen loderten, geistesgegenwärtig gehandelt. Er brachte Hunde und Katzen aus dem brennenden Haus, alarmierte die Eltern. „Ich bin stolz auf ihn“, sagt seine ältere Schwester.
Sie, angehende Elektrikerin, versucht nun mit ihrem Stiefvater Sven, das Haus wieder herzurichten. „Ich habe alle Leitungen überprüft – zum Glück wurden Strom und Wasser sofort abgestellt“, erläutert die junge Frau, die ihre Ausbildung bei den Fels-Werken absolviert. Noch klaffen in der Wand zur Brandruine nebenan große und nur mit einer Plane verschlossene Löcher. „Doch wir hoffen, dass es jetzt vorangeht und wir möglichst viel Wiederaufbau-Arbeit in Eigenleistung schaffen“, erläutert Lina.
Ihre Mutter managt unterdessen alles Nötige am Telefon, wie den Kontakt zum Versicherungsgutachter. „Seine Geduld und Ruhe ist bewundernswert“, sagt die Hasselfelderin.
Brandursache war Defekt an Waschmaschine
Der Sachverständige hat inzwischen gemeinsam mit dem Brandursachenermittler des Harzreviers festgestellt, warum das Doppelhaus an der Blankenburger Straße in Flammen aufging: Auslöser sei ein technischer Defekt an einer Waschmaschine gewesen, heißt es auf Volksstimme-Anfrage von der Polizei. Dabei habe es sich um ein rund zehn Jahre altes Modell gehandelt.