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Bürgermeister: "Vielleicht Beginn einer Tradition" Heiße Ernte am ersten Benneckensteiner Meiler

Von Michael Pieper 07.05.2012, 03:29

Freizeitköhler Hartmut Thienen und sein Team haben am Sonnabend die erste echte Benneckensteiner Holzkohle der jüngeren Geschichte geerntet. Laut Bürgermeister Hans-Herbert Schulteß vielleicht der Beginn einer schönen Tradition.

Benneckenstein l Das Experiment "Holzkohle made in Benneckenstein" ist geglückt. Nachdem ihr Schaumeiler auf der Waldschneise eine Woche lang quiemte, konnten Freizeitköhler Hartmut Thienen und sein Team am Sonnabend ernten.

Mit Reißhaken und Wasserschlauch im Anschlag befreiten die Männer den Meiler von seiner Deckschicht aus Erde und Asche (mehr zum Verkohlungsprozess im Infokasten). Nach wenigen Augenblicken stieß Hartmut Thienen auf die ersten glutheißen Kohlenstücke. Zwei Stunden später war der Meiler Geschichte. Einige Schaulustige aus dem Ort konnten sich ihre Kohlensäcke abpacken lassen.

Rückblick: Hartmut Thienen, Rentner und Mitglied im Harzer Köhlerverein, weihte vor rund einem halben Jahr Benneckensteins Bürgermeister Hans-Herbert-Schulteß (CDU) in seinen Plan ein, auf der Waldschneise einen Schaumeiler aufzubauen. Er wolle damit das alte Köhlerei-Handwerk am Leben halten und einen Einblick in die mühselige Arbeit rund um einen Meiler geben. Schulteß war von der Idee sofort begeistert. Vor einer Woche mündeten die Vorbereitungen in den Aufbau eines Erdmeilers. "Bedanken möchte ich mich bei meinen Skatbrüdern, Nachbarn und meiner Familie, die mich bei der Arbeit unterstützt hat", sagte Hartmut Thienen am Sonnabend nach der Ernte. Zur kräftezehrenden Öffnung des Meilers waren Tochter Alexandra Cramer und Ehemann Markus extra aus Ostfriesland angereist. Mithilfe angeboten hatten auch Erwin Rieche und Klaus Ohlemeyer, die mit Reißhaken und Wasserschlauch als Erntehelfer aktiv waren.

Mit einem besonderen Schmuckstück hatte Peter Wille aus Benneckenstein zum Erfolg der ersten Benneckensteiner Holzkohleproduktion der Neuzeit beigetragen. Auf seinem Hof hatte er in mühevoller Kleinarbeit eine historische Verpackungsmaschine restauriert, mit der die Holzkohle vor Ort eingetütet werden konnte. Peter Wille: "Die Kohlenrutsche stammt noch aus der Zeit, als es in Benneckenstein einen Kohlehandel gab." Bis vor einigen Jahren war Kohle aus dem Raum Nachterstedt per Zug nach Benneckenstein gefahren und dort an die Einwohner verkauft worden.

Der erste 10-Kilo-Sack Holzkohle gebührte am Sonnabend übrigens Ortschef Hans-Herbert Schulteß, der sich gegenüber der Volksstimme über den Erfolg der Aktion freute. "Vielleicht ist das der Beginn einer schönen Tradition." Laut Ortschronisten des Benneckensteiner Heimatvereins ist in historischen Quellen letztmals 1732 ein Köhlerhandwerk nachweisbar.