Nach zwei Bombensplittereinschlägen beraten die Experten Heute Krisensitzung: Wird künftig evakuiert?
Zu einer Krisensitzung treffen sich heute Bürgermeister, Polizei und Kampfmittelbeseitigungsexperten. Sie werden vor allem über Konsequenzen nach dem Bombensplitter-Einschlag in ein Haus in Stapelburg beraten.
Von Rainer Marschel
Stapelburg/Bad Harzburg. Der Bombensplitter-Einschlag vom Donnerstag in Stapelburg ist kein Einzelfall. Auch im an die Muna angrenzenden Altfeld auf niedersächsischer Seite gab es einen solchen Einschlag. Dort befindet sich allerdings nur ein einzelner Bauernhof. Neben diesem war in etwa 40 Metern Entfernung ebenfalls ein Munitionsstück der missglückten Sprengung niedergegangen. Das Bauernhaus befindet sich jedoch inmitten der Sperrzone, deren Radius nun möglicherweise ausgeweitet werden muss.
Genau darüber müssen Experten der betroffenen Kommunen, der Polizei sowie vom Kampfmittelbeseitigungsdienst heute befinden, wenn sie in der Nähe von Bad Harzburg bei einer Krisensitzung zusammentreten.
Für den Fall, dass der Sicherheitsbereich ausgeweitet werden muss, hätten sich nicht nur Stapelburger und Abbenröder auf zeitweilige Evakuierungen einzustellen. Dazu käme es laut der planmäßigen Beräumung des Muna-Areals im Schimmerwald nur noch bis etwa Oktober dieses Jahres. Danach soll die ehemalige Anlage der Wehrmacht flächendeckend beräumt sein und nach Jahrzehnten der Sperrung zur Wiederaufforstung und öffentlichen Nutzung zur Verfügung stehen.
Heute sollen auch erste Untersuchungsergebnisse über die Ursachen der missglückten Sprengung veröffentlicht werden. Das erklärte Sabine Hoffmann von der Zentralen Polizeidirektion Hannover gestern auf Nachfrage der Harzer Volksstimme. Sie betonte in diesem Zusammenhang, dass sich die Sprengungen im Schimmerwald "jetzt keineswegs erledigt" hätten, zumal dort ja immer wieder Munition gefunden werde. Sabine Hoffmann: "Dabei können durchaus auch Bomben sein, die nicht transportiert oder entschärft werden können."
In Stapelburger und Abbenröder fragen sich viele Bürger, weshalb sie vor jeder Sprengung nicht wie die Bad Harzburger öffentlich gewarnt werden. Dieser Umstand soll in der Krisensitzung zur Sprache gebracht werden. Auch Bad Harzburgs Bürgermeister Ralf Abrahms (Grüne) fordert - ungeachtet seines Urlaubs - eine genaueste Untersuchung des Vorfalls. Und das im Sinne der Bürger wie auch der Mitarbeiter, die mit der Beräumung der Munition zu tun haben.
Auf die von Stapelburgs Bürgermeister Hilmar Rasche geforderte Entschuldigung (wir berichteten), reagierte Abrahms: "Da fühle ich mich nicht angesprochen. Klar sehe ich das Ganze mit einem ähnlichen Entsetzen. Aber wir als Stadt sind ja nicht Veranstalter der Sprengungen." Abrahms wohnt im niedersächsischen Bettingerode und könnte damit selbst in dem betreffenden Bereich den Gefährdungen durch die Muna ausgesetzt sein. Bad Harzburgs Rathauschef: "Insofern kann ich die Aufregung der Leute verstehen."