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Blankenburger sorgt über Hilfsprojekt aus Elbingerode dafür, dass kleine Kinder lernen können Hilfe zur Selbsthilfe: Harzer öffnen Schule mitten im Drogenanbaugebiet von Kenia

Von Burkhard Falkner 28.09.2012, 03:14

Harzer lernen beim schönen Urlaub in Kenia auch dessen andere, arme Seite kennen und organisieren Hilfe zur Selbsthilfe. Otto Ebert und Klaus H. Richter eröffnen eine Schule.

Elbingerode l Eine Schule mehr gibt es in Kenia, Afrika. Sie heißt "Pre-School Otto Ebert" und ermöglicht 50 Mädchen und Jungen das Lernen. Die Kinder danken es Sponsor Otto Ebert aus Blankenburg, der das weiß-blaue Haus gerade mit Dr. Klaus Herbert Richter aus Elbingerode und weiteren Harzern offiziell eröffnet hat.

In Gang gekommen ist die außergewöhnliche Hilfe durch Urlaubsreisen. "Man hat die ganze Bandbreite Afrikas gesehen, die Schönheiten, die Armut", berichtet Otto Ebert. Und als er bei einer Reise mit den Enkelkindern auf die im Unterschied zu Deutschland ärmlichen Lernbedingungen hinweist, meinten sie: "Opa, können wird da nicht irgendwie helfen?" Das hatte sich Otto Ebert auch schon überlegt.

Aus der Zeitung kannte der Blankenburger das Elbingeröder Kenia-Projekt. Es ist eine Initiative von Mitarbeitern des Diakonie-Krankenhauses Harz und der Schwestern im Mutterhaus Elbingerode sowie weiterer Helfer. Unter Führung von Chefarzt a. D. Klaus Herbert Richter wird dabei seit 1991 Suchtkranken sowie herumstreunenden Kindern und Jugendlichen geholfen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.

"Wir schauen, wo jemand selbst aus seiner Notlage heraus will, dann geben wir Hilfestellung", so Richter. Um die 50-mal war er bereits in Kenia und Uganda, baute Dank vieler ehrenamtlicher Helfer mit der Suchthilfeorganisation Blaues Kreuz ein Netz von derzeit zehn Hilfszentren auf. Diese sind Anlaufpunkte für Kinder und Jugendliche, die aus der Armut heraus wollen.

Unzähligen Kindern und Jugendlichen wurde bereits geholfen, aber: "Es sind bescheidene Fortschritte, es ist der berühmte Tropfen auf den heißen Stein", sagt Dr. Richter. Die Hilfe erreiche nur ein bis vier Prozent derer, die sie bräuchten. Die Arbeit sei schwierig, und jede Unterstützung für das Kenia-Projekt sei willkommen.

"Wir sind Wesen des Miteinanders - Ich bin gefragt, wenn ich einem Nächsten in unversorgter Not begegne", so zwei Maximen von Dr. Richter, wie er sie gerade bei einem gut besuchten Vortrag in Elbingerode dargelegt hat. Und es war eine Begegnung mit Menschen in Not, die Otto Ebert auf die Idee zu seiner Hilfsaktion brachte.

Der Kontakt zu Klaus Richter war vor anderthalb Jahren schnell hergestellt. Er kennt das afrikanische Land, die Leute, will, dass Hilfsgelder nicht in bürokratischen Kanälen landen. So kam die Schule in Sicht.

Mitten in einem Drogenanbaugebiet im Südwesten Kenias wurde ein einfaches Haus mit einem zweckmäßigen Unterrichtsraum für vier bis sechs Jahre alte Mädchen und Jungen gebaut. Es ist eine Art Vorschule, Pre-School genannt. Die rund 8000 Euro dafür zahlte Otto Ebert, nahm dazu auch Geldgeschenke, die er zu seinem 80. Geburtstag unlängst erhalten hatte. 12 000 Euro hat er für die "Basis-Schulstation", wie er sagt, insgesamt ausgegeben. Die Eröffnung wurde von hunderten Afrikanern mit lebensfrohen Tänzen und Dankesliedern gefeiert. Als nächstes sollen eine Küche und ein Büro angebaut werden. Später ein Grundschulraum. Dann können die Kinder, wenn sie Zahlen und Buchstaben kennen, gleich weiter lernen.

Ein bisschen so stolz wie die Kenianer sind die Harzer Helfer inzwischen auch auf die neue Schule und das Unbürokratische der Aktion. Klaus Richter: "Wir haben aus dem Geld, das wir hatten, viel gemacht, da ist nichts daneben gegangen."