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Neue Fassaden – Alte Geschichten / Breite Straße 2 / Teil 12 Historisches Geschäftshaus mit weißen Flecken

Von Andreas Fischer 23.06.2010, 05:19

In der Serie "Neue Fassaden - alte Geschichten" stellt die Harzer Volksstimme historisch interessante Häuser in Wernigerode vor. Mit diesem Thema haben sich auch Heimatforscher wie Dr. Uwe Lagatz und Mitarbeiter der Oskar Kämmer Schule, unterstützt von der KoBa, befasst. Ihre Erforschung fließt in die Beschreibungen mit ein. Der Rundgang führt heute zur Breiten Straße 2.

Wernigerode. Zu den ältesten Geschäften in der Stadt gehört die Goldschmiede Gadebusch in der Breiten Straße 2. Noch nicht restlos erforscht ist die Historie des Gebäudes. Vor allem gibt es "weiße Flecken" zum Vorgängerhaus, das vermutlich bei dem Stadtbrand von 1751 vernichtet wurde.

Verbrieft ist ein Gebäude aus dem Jahre 1533, das von Hinrick Smeth errichtet wurde. Dieses Wissen ist einem Türsturz aus Eichenholz zu verdanken, der die letzten 470 Jahre überdauert hat, jahrelang auf dem Hof gelagert und schließlich vom Wernigeröder Kunst- und Kulturverein gesichert wurde.

Der jetzige Hausbesitzer Peter Schröder weiß, dass am 23. Juli 1849 der Kaufmann Franz Hildebrand und Bürgermeister Wilhelm Hertzer gemeinsam für 1300 Taler das Haus von den Erben des Buchbinders Ernst Martini gekauft hätten. Er vermutet, dass das alte Wohnhaus abgebrochen und das jetzige Haus um 1850 neu erbaut wurde. Alfred Gadebusch kaufte es am 6. September 1889 von den Hildebrand-Erben. Seit 1890 befindet sich dort die Goldschmiede Gadebusch.

Alfred Gadebusch wurde als ältester von sechs Geschwistern in Mansfeld geboren. Er arbeitete nach seiner Lehre in Stuttgart, Wien, Leipzig und Braunschweig, bevor er am 16. Oktober 1878 die seit 1817 bestehenden Geschäftsräume von Goldschmied Pape in Wernigerode, Breite Straße 14, übernahm. Er war damals 25 Jahre alt und verschaffte sich mit handwerklichem und künstlerischem Können schnell Anerkennung und gelangte wohl auch zu Wohlstand.

Von Fürst zu Stolberg-Wernigerode wurde er zum Hofjuwelier ernannt. Das verliehene Wappen als Hoflieferant befindet sich noch heute über der Eingangstür des Geschäfts. Damalige Arbeiten aus der Goldschmiede Alfred Gadebuschs wurden lange Zeit im Schloss Wernigerode gezeigt. Er verstarb 1915 im Alter von nur 62 Jahren.

Wie sah das Haus damals aus? Es war für eine landwirtschaftliche Nutzung gebaut und hatte deshalb ein so großes Tor, dass Heufuder bequem durchfahren konnten. Der Goldschmied Wilhelm Tramm war zu Lebzeiten von Alfred Gadebusch in die Firma eingetreten. Er heiratete Gadebuschs Tochter Annemarie, die fachlich so versiert war, dass sie nach dem Tode ihres Mannes das Geschäft weiterführen konnte. Sie ließ das Haus nach Einschätzung von Peter Schröder von 1934 bis 1935 umbauen. Dazu verpflichtete sie den Berliner Architekten Blunck.

Nach dem Zweiten Weltkrieg ging das Geschäft auf Tochter Helene und Schwiegersohn Kurt Schröder über. Helene Schröder erweiterte ihr Können in Schweden und legte die Meisterprüfung ab. Eine ihrer Arbeiten kann noch heute bewundert werden, die teilweise vergoldete Kupferfahne mit verschiedenen Symbolen des Goldschmiedehandwerks.

"Überzeugt, Besitz bleibt in Goldschmiedfamilie"

Ehemann Kurt Schröder entstammte ebenfalls einer Juwelierfamilie, die ab 1877 in Halberstadt ein Goldschmiede- und Juweliergeschäft unterhielt. Es wurde während des Zweiten Weltkrieges total zerstört. Seiner Meisterausbildung zum Goldschmied folgten kaufmännische Weiterbildungen in Dresden und Hamburg. Kurt Schröder leitete das Geschäft von 1948 bis 1972 und übergab es zum 1. Januar 1973 an seinen Sohn Peter.

Er qualifizierte sich im elterlichen Geschäft und in verschiedenen Werkstätten in Erfurt, Meißen und Weimar sowie an der Fachschule in Arnstadt. Seit über 130 Jahren ist die Goldschmiede nun in Familienbesitz. Peter Schröder, jetzt 69 Jahre alt, ist überzeugt, dass es auch in Zukunft so bleiben wird.