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Hitzewelle Noch kein Wassermangel in Wernigerode

Wassermangel wie in Lauenau wird es in Wernigerode wohl nicht geben: Die Versorgung im Ostharz sei sicher, heißt es von den Stadtwerken.

Von Holger Manigk 13.08.2020, 01:01

Wernigerode l Trotz Hitzewelle und mehreren trockenen Sommern hintereinander: Ein Kollaps der Wasserversorgung wie im niedersächsischen Lauenau droht in und rund um Wernigerode wohl nicht. In der Gemeinde südwestlich von Hannover lief vor wenigen Tagen ein Speicher leer. Für solche „Engpässe oder Notfallsituationen gebe es derzeit keine Anzeichen“ rund um die bunte Stadt am Harz, antwortet Stefanie Dunkel auf Volksstimme-Anfrage. Wie die Stadtwerke-Sprecherin berichtet, könne das gesamte Versorgungsgebiet zwischen Drei Annen Hohne, Abbenrode, Wasserleben und Derenburg „stabil mit Trinkwasser beliefert werden“.

Tendenziell hätten die Stadtwerke Wernigerode bei Wetterlagen mit hohen Temperaturen einen circa 20 Prozent höheren Trinkwasser-Tagesbedarf. Diesen könne der Energieversorger, der auch den Wasser-Abwasserzweckverband Holtemme-Bode und den Trink- und Abwasserzweckverband Vorharz beliefert, „völlig problemlos abdecken“.

„Aktuell erzeugen wir rund 30 Prozent der im Netzgebiet benötigten Wassermenge selbst im eigenen Wasserwerk an der Zillierbachtalsperre“, erläutert Dunkel weiter. Die restlichen 70 Prozent beziehen die Stadtwerke über das Fernleitungsnetz der Trinkwasserversorgung Magdeburg GmbH. Dieses Wasser stammt aus der Rappbodetalsperre und wird im Wasserwerk Wienrode aufbereitet.

Der Stausee enthielt Anfang August 83,9 Millionen Kubikmeter Wasser. „Der aktuelle Inhalt ist damit höher als im Mittel der letzten 20 Jahre“, erläutert Beatrice Hasler vom Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt. Zum Vergleich: Dieser lag im Zeitraum von 1999 bis 2018 bei 79,4 Millionen Kubikmeter. Mit dem Inhalt vom Dienstag, 11. August, von 82,2 Millionen Kubikmetern Wasser sei das Sommerstauziel der Rappbodetalsperre zu gut 78 Prozent erreicht. Für Anfang September prognostiziert der Talsperrenbetrieb einen Inhalt von 77 Millionen Kubikmetern.

„Der nutzbare Inhalt, bis zur sogenannten ‚Eisernen Reserve‘, beträgt aktuell circa 72 Millionen Kubikmeter“, erläutert Hasler weiter. Der tägliche Bedarf für die Trinkwasseraufbereitung betrage rund 145.000 Kubikmeter. Um das Minimum der Wasserführung für die Bode an der Talsperre Wendefurth zu garantieren, würden pro Tag rund 43.000 Kubikmeter aus der Rappbodetalsperre abgegeben. Berücksichtige man dazu die Verdunstung über dem Stausee von circa 10.000 Kubikmetern täglich, komme eine Gesamtabgabemenge von etwa 200.000 Kubikmetern in 24 Stunden zusammen.

Im schlimmsten Fall – wenn jeglicher Zufluss in die Rappbodetalsperre ausbleibt – würde das Wasser bis zum Erreichen der „Eisernen Reserve“ für rund 360 Tage reichen. „Das ist allerdings eine theoretische (nicht reale) Betrachtung, da es im Winterhalbjahr, spätestens ab Dezember bis März/April immer Zuflüsse gegeben hat“, so Hasler auf Anfrage weiter.

Im Mittel der Jahre von 1970 bis 2018 seien während der kalten Jahreszeit rund 75 Millionen Kubikmeter in die Rappbodetalsperre geflossen. Für die vergangenen zehn Jahre liege der Mittelwert bei 66 Millionen Kubikmetern. „Selbst im trockensten Winterhalbjahr 1995/1996 waren es immerhin noch 32,5 Millionen Kubikmeter“, ergänzt die Mitarbeiterin des Talsperrenbetriebs.

So bestehe selbst in kritischen Situationen für die Wernigeröder „eine sehr hohe Versorgungssicherheit“, versichert Stadtwerke-Sprecherin Dunkel. Alle Beteiligten – inklusive der vorgelagerten Versorgungsträger vom Talsperrenbetrieb, von der Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz GmbH sowie der Trinkwasserversorgung Magdeburg GmbH – arbeiteten „überaus verantwortungsbewusst zusammen“.

Hintergrund: Im niedersächsichen Lauenau (Landkreis Schaumburg) war am vorigen Wochenende die Trinkwasser-Versorgung kurzzeitig zusammengebrochen, weil ein Speicher leergelaufen war. Inzwischen fließt das kühle Nass in der 4000-Seelen-Gemeinde zwar wieder. Dennoch rief der Bürgermeister der Samtgemeinde Rodenberg, zu der Lauenau gehört, die Einwohner zu Sparsamkeit auf. „Wir sind bis in den Herbst hinein auf die Mithilfe der Bürger angewiesen“, sagte der parteilose Politiker Georg Hudalla gegenüber dem NDR.

Eine Ursache für den Engpass machte das Samtgemeinde-Oberhaupt neben fehlendem Regen in der Corona-Pandemie aus: Viele Einwohner seien während der Sommerferien nicht verreist – und hätten sich stattdessen einen Pool für den Urlaub im eigenen Garten angeschafft. Dazu hätten „Beregnungsanlagen privater Natur, in Sportvereinen und beim Übungsdienst der Feuerwehr“ auf das knappe Nass zugegriffen.