Tag der offenen Tür im Teutloff-Sozialwerk - Unternehmer schauen Jugendlichen auf die Finger Hobeln und meißeln an der Berufskarriere
177 Jugendliche haben beim Tag der offenen Tür im Teutloff-Sozialwerk in Wernigerode ihr Können unter Beweis gestellt - mit Erfolg. Einige Unternehmer haben Bewerbungen mitgenommen und wollen eine Anstellung prüfen.
Wernigerode l Das Sprichwort, ein jeder sei seines eigenen Glückes Schmied, könnte sich für Christina Schmidt aus Blankenburg bewahrheiten. Die Hauswirtschaftshelferin im dritten Lehrjahr traf zum Tag der offenen Tür im Teutloff-Sozialwerk auf ihre alten Chefs. Björn Rosenberg und Tino Ratai vom Harzer Kultur- und Kongresshotel waren der Einladung zur Lehrlingsvisite gefolgt und hatten ihre ehemalige Praktikantin in der Schauküche des Ausbildungszentrums besucht. Björn Rosenberg, Direktor des Hotels in der Albert-Bartels-Straße: "Christina hat bei uns einen guten Eindruck hinterlassen. Wir wollen ihr eine zweite Chance geben." Der Hotelier und sein Empfangsleiter Tino Ratai sind auf der Suche nach einem Zimmermädchen und können sich eine Zusammenarbeit mit der Blankenburgerin "sehr gut vorstellen".
Ähnliche Erfolgsgeschichten waren am Donnerstag im Teutloff-Sozialwerk auf allen Etagen zu erleben. Der Bildungsträger führt derzeit 177Jugendliche an das Berufsleben heran, mehr als 150 von ihnen absolvieren in der Weinbergstraße ihre Erstausbildung. Sieben Gewerke von Tischler über Lackierer bis Koch sind in dem Industriebau untergebracht, der seit 1. Oktober 2011 von Burkhard Fenner geleitet wird. Der selbsternannte "Erbe" seines Vorgängers Diether Schmegner ist von dem Konzept der Leistungsschau überzeugt. "Unternehmer von Betrieben, Zeitarbeitsfirmen und Vertreter der Arbeitsagentur haben die Möglichkeit, unsere Lehrlinge kennenzulernen. Und natürlich haben die Azubis an diesem Tag die Chance, für sich zu werben."
17 Firmenvertreter waren der Einladung gefolgt und stöberten durch die Holz-, Metall- und Lackierwerkstatt, ließen sich von den Kochlehrlingen kleine Häppchen servieren und gingen auf Stippvisite durch das "Großraumbüro", wo angehende Bürofachkräfte an Computern arbeiteten und Dokumente sortierten.
Ganz genau hingesehen hat auch Katrin Brandt, Vermittlerin bei der Arbeitsagentur und zuständig für schwer vermittelbare Berufsanfänger. Sie nutzte den Tag, um den Lehrlingen auf die Finger zu schauen, um ihre Vermittlungschancen beurteilen zu können. So könne sie bereits während der Ausbildung passende Berufszweige für die Lehrlinge herausarbeiten. Der erste Kontakt sei das aber nicht, man habe sich in der Regel bereits während der Schulzeit zur Berufsberatung kennengelernt. Das System scheint erfolgreich zu sein. Laut Katrin Brandt liegt die Vermittlungsquote zwischen 50 und 70 Prozent.
Warum die Quote trotz aller Handicaps wie Lernschwäche oder Integrationshemmnissen, so hoch ist, weiß Petra Malke, Ausbilderin im Bereich Gastgewerbe: "Wir nehmen uns die Zeit, die betriebliche Ausbilder nicht haben." So ist die Lehrzeit in ihrem Gewerk ein Jahr länger als von der Handelskammer gefordert - und wird mit einem gleichwertigen Abschluss belohnt.