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Hochwasserschutz Bangen vor der nächsten Flut in Wernigerode

Hasserode hat es beim Hochwasser im Juli 2017 besonders getroffen. Die Anwohner fordern besseren Schutz vor der nächsten Flut.

Von Ivonne Sielaff 24.04.2018, 01:01

Wernigerode l Die Anwohner rund um Mönchstieg, Am Auerhahn und Kruskastraße haben Angst – Angst vor der Holtemme und vor der nächsten Flut. Zu wach sind die Erinnerungen an das Hochwasser vom Juli 2017, als das Wasser des Flüsschens über die Straßen und ihre Grundstücke hinein in ihre Häuser strömte. Keller in Hasserode standen metertief unter Wasser, Schlamm ergoss über Fahrbahn und Gärten. Gabionenwände –mit Steinen gefüllte Drahtkörbe – in Ufernähe wurden unterspült und umgerissen.

Drei Schwachstellen begünstigen das Hochwasser in dem Bereich: Die Brücke an der Kruskastraße sitzt zu tief. Bei jedem Hochwasser staut sich hier nicht nur Wasser, sondern auch Sediment und angeschwemmtes Holz. Die Uferbegrenzung ist zu niedrig, kann das Flüsschen ab einem bestimmten Pegelstand nicht mehr fassen. Dazu kommt, dass das Wasser, ist es einmal über das Ufer getreten, nicht schnell wieder abfließen kann und sich zwischen Mönchstieg und Kruskastraße wie in einer Wanne sammelt.

„Hier muss sich etwas tun, und zwar schnell“ - darauf dringen die Anwohner und die Mitglieder der Bürgerinitiative Hochwasserschutz. Bei einem Treffen in der Flut-Gefahrenzone mit Vertretern von Stadt, Kreis und zuständigem Landesbetrieb haben sie ihrer Forderung erneut Ausdruck verliehen.

„Die Engstellen sind uns bekannt“, versucht Flussbereichsleiter Christoph Ertl die Wogen zu glätten. Wichtig sei vor allem, dass der „Abflussquerschnitt frei bleibt“, so der Mitarbeiter des Landesbetriebes für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW). Deshalb sei kurz nach der Flut das Flussbecken freigeschnitten worden. Zudem habe der LHW die Planungen für den Wiederaufbau der unterspülten Gabionenwände beauftragt. Diesmal werde nicht auf Gabionen, sondern auf Beton gesetzt. „Wir wollen keine billige Variante, sondern eine Lösung, die lange hält“, so Ertl. Die Planung sei durch. „Jetzt muss nur noch unser Haushalt freigegeben werden.“ Auch für die Verstärkung der Ufermauer entlang der Straße Am Auerhahn gebe es Ideen. Um diese zu erhöhen, sollen an beiden Seiten Bleche angebracht werden.

Nadelöhr bleibt die Brücke. Für diese ist aber nicht der Landesbetrieb, sondern die Stadt Wernigerode zuständig. Doch die Brücke an der Kruskastraße ist nicht die einzige, die Jörg Völkel Sorgenfalten ins Gesicht treibt. „An der Holtemme sind es drei Brücken, die wir ganz dringend instand setzen müssten“, sagt Wernigerodes Bauamtsleiter. Allein dafür erwarte er Kosten in Millionenhöhe. Im Rathaus werde derzeit an einem Gesamtkonzept für Hochwasserschutz gearbeitet. Ziel sei eine Prioritätenliste, die in Abhängigkeit von den Finanzen abgearbeitet werden soll. „Geld darf dabei kein Gegenargument sein“, so Völkel. Jedoch müsse der Stadtrat zuvor jedes Projekt abnicken. An der Brücke müsse gearbeitet werden. „Das geht aber leider nicht von heute auf morgen.“

Die Anwohner dringen indes auf eine gemeinsame und zeitnahe Lösung. „Es nützt uns nichts, wenn nur die Ufermauer erhöht wird“, sagt Juliane Beese. Auch die Brücke muss erneuert werden. „Hier geht es nicht um Zuständigkeiten, sondern um Zusammenarbeit.“ Die Initiatorin der Bürgerinitiative regte weitere gemeinsamen Treffen in regelmäßigen Abständen an. „Schön wäre es, wenn nächstes Mal ein Ingenieurbüro dabei sein könnte.“