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Hochwasserschutz Silstedt wappnet sich für Schneeschmelze

Nach dem Wintereinbruch folgt Tauwetter im Harz. Das weckt in Silstedt Erinnerungen an das Hochwasser von 2017.

Von Holger Manigk 16.02.2021, 00:01

Silstedt l In Silstedts Unterdorf rollen Bagger, Lkw und Radlader. Sie sollen zumindest Teile der in der vergangenen Woche gefallenen Schneemassen aus der Ortslage bringen. Denn mit dem einsetzenden Tauwetter wächst im Wernigeröder Ortsteil die Furcht vor Überschwemmungen.

„Wir wollen hauptsächlich Mühlenstraße, Plan und Teile der Glockengasse beräumen – das ist der Bereich des Dorfes, der am tiefsten liegt, und am nächsten zu Holtemme und Silstedter Bach“, sagt Karl-Heinz Mänz. Wie der CDU-Ortsbürgermeister erläutert, sei die Schneedecke im Dorf etwa einen halben Meter dick.

Deshalb sei er seit der vergangenen Woche in ständigem Kontakt mit dem Krisenstab der Stadt Wernigerode. „Der Winterdienst verdient unsere volle Anerkennung für das, was die Mitarbeiter in den vergangenen Tagen geleistet haben.“

In Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung sei es nun schnell und unbürokratisch gelungen, Betriebe zu gewinnen, die beim Transport der Schneemassen aus dem bebauten Gebiet auf Ackerflächen helfen. „Dort kann das Tauwasser ungehindert abfließen“, hofft Mänz. Bei der Aktion seien neben Silstedtern, die mit anpacken, das Straßenbauunternehmen Kemna, der Saatzuchtbetrieb R2N, der Benzingeröder Fuhrunternehmer Erwin Schwemmer und die Agrargenossenschaft Vorharz mit ihrer Technik im Einsatz.

Letzterer ist vor allem Jens Pfeiffer dankbar. Der Hof seines Abschleppunternehmens PTP an der Glockengasse war komplett eingeschneit, sodass es die schweren Kräne nicht mehr bis auf die Straße geschafft hätten. „Nach einem Anruf hat Agrargenossenschaft-Chef Jörg Weidemann am Sonntag persönlich dafür gesorgt, dass die Straße geräumt wird und unseren Hof gleich mit gereinigt“, bedankt sich Pfeiffer. Inzwischen ist die Glockengasse wieder auf zwei Spuren befahrbar.

„In der aktuellen Situation kommen die Erinnerungen an das verheerende Hochwasser 2017 wieder hoch“, ergänzt Mänz. Damals brach ein Damm an der Holtemme, Einwohner mussten mit Schlauchbooten gerettet werden. Deshalb habe er sich mit seinem Ortschaftsrat viele Gedanken gemacht. „Wir haben Stadtbetriebsamtsleiter Tobias Kascha gebeten, möglichst schnell ein Gespräch mit allen Ortsbürgermeistern und der Wasserwehr anzuberaumen“, erläutert der Ortschef. „Im Ernstfall müssen wir vorbereitet sein.“

Dazu gehöre, dass Silstedt einen Teil der 150.000 Sandsäcke erhalten müsse, die der Landkreis Harz für hochwassergefährdete Gemeinden bestellt. „Wir könnten dafür ein Lager bei der Feuerwehr einrichten“, schlägt der Ortschef vor.

Seit der Flut vor dreieinhalb Jahren hat der Landesbetrieb für Hochwasserschutz den zerstörten Damm durch einen neuen, 370 000 Euro teuren Deich ersetzt und Wernigerode eine Wasserwehr gegründet. Doch Mänz sieht auch eine neue Herausforderung: „Durch das Waldsterben im Oberharz kann der Boden dort weniger Wasser aufnehmen und es dürfte mehr Treibgut wie Äste angeschwemmt werden“, befürchtet er.