"Sonntag gegen Traurigkeit" erstmals im Senioren- und Familienzentrum ausgerichtet Hospizverein unterstützt trauernde Hinterbliebene
Wernigerode ● Wenn ein geliebter Mensch stirbt, hinterlässt er oft eine große Lücke im Leben der Angehörigen. Die Zeit scheint still zu stehen und die Gedanken kreisen um denjenigen, der nicht mehr ist. "Besonders der Sonntag läuft ruhiger ab als andere Wochentage. Freunde haben meist aufgrund eigener familiärer Verpflichtungen kaum Zeit. Da spüren Trauernde das Alleinsein stärker als sonst", erklärt Hans-Christoph Wisch, Vorsitzender des Hospizvereins Wernigerode, der erstmals in Wernigerode einen "Sonntag gegen Traurigkeit" ausrichtete. Mehr als zehn Harzer waren der
Einladung gefolgt.
Um Trauernde aus der Isolation zu holen, bietet der Verein von nun an einmal im Monat diese Möglichkeit an. Die Teilnehmer am vergangenen Sonntag haben sich ausgetauscht, gemeinsam gefrühstückt, aber auch geweint. Christoph Wisch: "Wir sind da. Wir hören zu. Wir vermitteln weitere Hilfen. Darin sehen wir die Aufgabe unseres Vereins." Er ergänzt, dass der Hospizverein nicht nur für sterbende Menschen da sein wolle, sondern auch für deren Familien – vor und nach dem Tod der Angehörigen.
Ziel des Sonntags gegen Traurigkeit ist es, dass Trauernde mit
Gleichgesinnten in Kontakt treten, erklärt Carola Stockmann vom Hospizverein. "Aus der Betroffenheit heraus kann ein besonderes
Verständnis entwickelt werden", ergänzt die Sozialarbeiterin.
Das bestätigten auch die Anwesenden. Von der Gesellschaft würde sie häufig nicht den nötigen Raum für ihre persönliche Trauerarbeit bekommen, sagte eine Teilnehmerin. Nicht nur Kollegen, sondern auch Kinder hätten manchmal kein Verständnis dafür, dass die Trauer auch einige Jahre nach dem Tod des Partners immer noch anhält, berichtete eine andere Frau. "Ich möchte so lange trauern können, wie ich mag", hat es eine Anwesende auf den Punkt gebracht.
Aber auch Versäumnisse aus der Vergangenheit, etwa Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten nicht rechtzeitig geregelt zu haben, wurden in der Runde besprochen. Mit einem Korb voller Schokolade hat Landtagsabgeordnete Angela Gorr (CDU) die Sonntagsrunde besucht. Mutig berichtete die Politikerin, dass dieser 1. April für sie persönlich ein ganz besonderes Datum sei, weil an diesem Tag vor mehr als 40 Jahren ihr eigener Vater gestorben war. "Schon lange fühle ich mich der Hospizidee verbunden. Es war mir eine Herzensangelegenheit, dieses Treff en zu besuchen", so die Politikerin.
Stockmann sagte abschließend, dass Trauer als natürliche Empfindung angenommen werden sollte. "Es ist ein Gefühl, das wir empfinden und uns eingestehen dürfen." Der Hospizverein bietet neben dem "Sonntag gegen Traurigkeit" an jedem ersten und dritten Mittwoch im Monat ab
18 Uhr einen Gesprächskreis für trauernde Angehörige an. Zudem findet jeden Montag von 16 bis 18 Uhr eine Sprechstunde für Ratsuchende statt. Der nächste "Sonntag gegen Traurigkeit" wird am 6. Mai ab 11.15 Uhr im Hospizverein, Steingrube 8, veranstaltet.