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Schauwerkstatt mit tatkräftiger Unterstützung / Dieter Dressler: "Ich habe mein Herz an den ¿Kleinen Harz‘ verloren"

25.09.2010, 04:21

Es geht heiß her in der Schauwerkstatt vom "Kleinen Harz" in Wernigerode. Denn dort wird seit Monaten am neuesten Modell gearbeitet. Hilfe gibt es von Dieter Dressler. Der Rentner aus Düren liebt die Arbeit mit Metall – und den "Kleinen Harz". Darum geht er den Mitarbeitern gerne zur Hand.

Von Miriam Meißner

Wernigerode. "Am ersten Mai habe ich mein Herz verloren", gesteht Dieter Dressler. Mit leuchtenden Augen schaut der 73-Jährige zu seiner Frau. Doch sein Liebesbekenntnis gilt dieses Mal nicht ihr, sondern seiner zweiten großen Liebe – Wernigerode. Seit diesem Frühjahr verbrachte der Rentner aus Düren bereits acht Wochen in der bunten Stadt am Harz.

Nicht nur die idyllische Landschaft und die malerische Innenstadt gefallen Dieter Dressler, besonders der "Kleine Harz" hat es ihm angetan. Um die 1000 Fotos hat seine Frau bereits vom Miniaturenpark aufgenommen. "So eine Detailtreue habe ich noch nie erlebt", schwärmt er. "Ich finde immer wieder Gebäude, die ich noch von früher kenne." In den 50er und 60er Jahren lebte er in Vienenburg. Inzischen hat Düren in Nordrhein-Westfalen sein Zuhause. "Meine zweite Heimat habe ich in Wernigerode gefunden", so der Rentner.

Bei seinem Streifzug durch den Bürgerpark blieb seinem Blick auch die Schauwerkstatt nicht verborgen. Die Arbeit an den Modellen zog den gelernten Maschinenbauer, der früher auch Diamantenwerkzeuge herstellte, sofort in ihren Bann. "Über diese filigrane Gestaltung wollte ich mehr erfahren."

"Wir waren gleich auf einer Wellenlänge"

Seine Neugier blieb nicht lange unbemerkt, und man kam ins Gespräch. "Wir waren gleich auf einer Wellenlänge", sagt Schauwerkstatt-Leiter Mario Sternitzke.

"Nachdem Herr Sternitzke erfuhr, dass ich mich hervorragend mit Metall auskenne, fragte er mich herausfordernd: ¿Können Sie sechs Millimeter schneiden?‘" Gemeint hatte er das Zurechtsägen von ganz dünnen Messingscheiben. "Klar", entgegnete Dieter Dressler, vom Ehrgeiz gepackt. So kam die Zusammenarbeit langsam ins Rollen. Seitdem haben zahlreiche Metallstücke und Maschinen den 450 Kilometer langen Weg von Düren nach Wernigerode gefunden.

Zuletzt stellte der Tüftler den Mitarbeitern ein spezielles Gerät für das Hartlöten zur Verfügung. Dieses wurde dringend für das neueste Projekt des Miniaturenparks benötigt.

"Wir arbeiten gerade an den Felswerken in Elbingerode", so Sternitzke. "Gerade jetzt ist Herr Dressler unersetzlich für uns. Bei einem Industriegebäude dieser Art gibt es eine Menge Metall zu verarbeiten."

Warum Dieter Dressler Zeit und Geld für den "Kleinen Harz" opfert? "Ich bin Konstrukteur aus Leidenschaft. Diese knifflige Arbeit macht mir einfach Spaß." Deswegen nimmt der rüstige Rentner das ein oder andere Mal auch noch gerne selber den Lötbrenner in die Hand. "Wir können alle noch viel von ihm lernen", sagt der Werkstattleiter anerkennend.

"Hier gibt es einige goldene Hände"

Dieter Dressler: "Ich sehe schon an der Art, wie jemand den Brenner hält, ob er Talent fürs Löten mitbringt. Und hier in der Schauwerkstatt sind einige goldene Hände dabei." Dazu gehört Axel Alm. Unter Anleitung von Dieter Dressler stellte er die Gasflamme ein und hielt sie auf eine Leiterkonstruktion. "Geh ruhig näher mit dem Brenner ran", so der Meister zum 56-Jährigen und angelte zur besseren Sicht gleich einmal seine Brille aus der Hemdtasche.

Sein Engagement in Wernigerode reicht Dieter Dressler noch lange nicht: "Ein Miniaturenpark in Düren, das wäre schön. So würde endlich wieder etwas Leben in die Stadt kommen." Auch den sozialen Aspekt, Langzeitarbeitslosen eine sinnvolle Beschäftigung zu geben, würde er gerne mit aufgreifen: "Sie haben Spaß an der Arbeit. Ich finde das toll."