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Reaktion zu "Mondputzern" Im erzgebirgischen Zschorlau wird nur in kalten Nächten "geputzt"

11.08.2011, 04:25

Zur Volksstimme-Diskussion um die "Mondputzer" erreichte die Redaktion auch eine Zuschrift aus dem Erzgebirge. Hans-Jörg Herold schreibt dazu:

"Als fast Mondputzer (ich komme glücklicher Weise aus dem Nachbarort Zschorlaus), kann ich die Herkunft jener Bezeichnung erklären. Sie ist irdisch, einfach und unromantisch zugleich. Im Erzgebirge benötigt man dafür nur drei Dinge. Eine eiskalte Winternacht, reichlich Alkohol und natürlich einen Vollmond. Und vor werweißschonwann, trug sich folgendes zu:

In der Schänke herrschte reges Treiben und der Alkohol muss ebenfalls reichlich geflossen sein. Draußen jedoch fiel das Thermometer weit unter Null und der Mond zeigte sich am nächtlichen Himmel in voller Pracht. Als nun - nennen wir ihn mal Rudi - sich schwankend auf den nächtlichen Heimweg machte, blickte ihn der volle Mond aus einer gefrorenen Pfütze an und machte ihn stutzig. "Nanu, suweit bisste heite ro gefalln un zorknittert biste aah?"*, stellte der Trunkenbold fest, worauf er sich flugs anschickte, den sich spiegelnden Mond zu putzen. Da nun sein Treiben nicht unbeobachtet blieb, machte sich die Kunde vom Mondputzer wie ein Lauffeuer breit. Und darunter haben die Zschorlauer noch heute zu leiden.

Sie tragen dieses Schicksal wie es sich für Erzgebirgler gehört, jedoch mit Humor und feiern unter anderem ein Mondfest. Allerdings im Sommer, damit wohl keiner auf die Idee kommt, in einer gefrorenen Pfütze den Mond zu putzen.

So viel zum erzgebirgischen Mondputzer. Auf die Neuwerker Fassung wird dies wohl keinen Einfluß haben, jedoch bin ich neugierig, ob und wie sich diese entwickelt und erklären lässt.

(* So weit bist du heute runter gefallen und zerknittert bist du auch.)