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Immobilien Wernigerode ist teuer wie eine Großstadt

Wernigerode ist für den, der hier wohnen möchte, ein teures Pflaster. Das belegen die Zahlen aus dem neuen Immobilienpreisspiegel.

Von Katrin Schröder 27.11.2017, 00:01

Wernigerode l Hauskäufer und solche, die es werden wollen, wissen: Der Immobilienmarkt in Wernigerode floriert. Das bestätigt nun eine Erhebung, die jährlich im Auftrag des Immobilienverbandes Deutschland (IVD) zusammengestellt wird. Der Immobilienpreisspiegel 2017/2018 zeigt eine steile Aufwärtsentwicklung für die bunte Stadt am Harz – und Preise, die mit denen in Sachsen-Anhalts Großstädten vergleichbar sind.

Die Daten für Wernigerode haben zwei Maklerbüros aus Wernigerode geliefert. Das eine gehört Steven Buhlmann, der sein Unternehmen vor sieben Jahren gegründet hat. „Wenn man die Preise damals und heute vergleicht, ist das ein rasanter Anstieg“, sagt er. Sein Fazit: „Wernigerode ist unter den Top 3 im Land“ – gleich nach Magdeburg und Halle.

Damit hebt sich die Stadt von ihrem Umland ab. „Wernigerode hat eine Sonderstellung. Es ist wie eine Insel“, so Buhlmanns Mitarbeiter Dominik Bodenstedt. Das spiegelt sich in den Preisen wider. Eigenheime in saniertem Zustand kosten locker 250.000 bis 300.000 Euro. „Das ist heutzutage normal in Wernigerode“, so Buhlmann.

Die Statistik im Immobilienpreisspiegel belegt dies: Bei freistehenden Eigenheimen mit einfachem bis gutem Wohnwert werden in Wernigerode Preise zwischen 160.000 und 325.000 Euro aufgerufen – mehr oder genauso viel wie in jeder der anderen zwölf Städte des Landes, die verglichen werden. Lediglich bei sehr komfortablen Häusern mit mehr als 200 Quadratmetern Fläche zahlt man in Halle und Magdeburg deutlich mehr als die in Wernigerode üblichen 450.000 Euro. Reihenhäuser sind zwar in Magdeburg oder Halle meist teurer als in Wernigerode, doch in Städten vergleichbarer Größe wie Naumburg und Zeitz zahlen Käufer deutlich weniger.

Die Nachfrage ist in Wernigerode gerade im mittleren Segment sehr groß, weiß Steven Buhlmann – und das Angebot ist begrenzt. „Was hereinkommt, geht sofort wieder raus.“ Jenseits der 300.000-Euro-Schwelle nehme das Interesse jedoch rapide ab. „Die Käufer sind gut informiert“, beobachtet der Makler – anders als manche Verkäufer, die angesichts der Marktlage mitunter Mondpreise aufrufen.

Weil der Markt so eng ist, sind viele lange auf der Suche. „Ein großes Problem ist, dass junge Familien nicht in ihre eigenen vier Wände kommen“, sagt Steven Buhlmann. Die Folge: Abwanderung ins Umland, zum Beispiel nach Darlingerode oder Drübeck. „Der Markt würde sich entspannen, wenn man den Leuten Alternativen bietet“, so der Makler. Aus seiner Sicht sollte die Stadt kontinuierlich mehr Bauland bereitstellen, um Bewohner zu halten. „Das fehlt uns.“ Dies zeigt sich auch bei den Preisen für Grundstücke: Zwischen 100 und 165 Euro pro Quadratmeter werden in Wernigerode fällig – nur in Magdeburg und Halle zahlt man mehr. In Toplagen wie zum Beispiel am Lindenberg dürften aber auch in Wernigerode Preise gelten, die deutlich über dem Schnitt liegen. „Für viele ist das gar nicht bezahlbar“, so Buhlmann.

Knapp sind in Wernigerode ebenso Mietwohnungen. Nur zwei bis drei Prozent des Wohnraums steht leer. „Das ist in Magdeburg und Halle anders“, so Buhlmann. Einer der Gründe sei, dass viele Wohnungen in der Stadt zu Feriendomizilen für Urlauber umfunktioniert werden. „Das verknappt den Immobilienmarkt stark“, so der Makler. Hinzu kommen die knapp 2000 Studierenden der Hochschule Harz in Wernigerode, die ebenfalls eine Unterkunft benötigen. Gefragt seien außerdem Wohnungen im gehobenen Segment, denn diese seien rar. „Dort werden sich die Preise in den kommenden Jahren noch steigern“, prognostiziert Buhlmann.

Schon jetzt zahlt man in Wernigerode Mieten, die größtenteils entweder über denen in den Großstädten oder gleichauf liegen. Zwischen fünf und acht Euro pro Quadratmeter liegt die Spanne bei Altbauten, die vor 1948 errichtet wurden. 4,50 bis acht Euro pro Quadratmeter kosten Wohnungen in Häusern, die später gebaut wurden, und bei Neubauten, die nicht älter als fünf Jahre sind, zahlt man in Wernigerode Preise zwischen sieben und 8,40 Euro, in Toplagen bis zu zehn Euro. „Bei den Spitzenmieten liegen wir in Wernigerode aber noch unter den Werten in den großen Städten“, so Buhlmann – dort werden bis zu 11,50 Euro verlangt.